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Flandry 8: Agentin des Imperiums

Flandry 8: Agentin des Imperiums

Titel: Flandry 8: Agentin des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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hatte sich anderen Themen zugewandt. Diana stellte jedoch fest, dass sie unbedingt wissen wollte, was diese Worte bedeuteten. Hatte sie ein Recht, Spionage gegen ihn zu begünstigen, seine Gastfreundschaft und sein Vertrauen zu brechen? Aber sie hatte Targovi ein Versprechen gegeben, Targovi, der wie ein Bruder für sie war, der Sohn Dragoikas, die sie nach dem Tod Marias, ihrer leiblichen Mutter, wie die eigene Tochter behandelt hatte – und wenn er keinerlei Hinweis auf Übeltaten fand, welchen Schaden hätte sie dann angerichtet?
    Wie konnte sie es entscheiden? Durfte sie es wagen zu entscheiden?
    Kukulkan stieß mit ihr an. »Glückliche Morgen«, prostete er ihr zu. Sie lächelte und nahm einen zu tiefen Schluck, als dass es kultiviert erscheinen konnte. Köstliche Säure lief ihr die Kehle herunter, Bläschen kitzelten ihr in der Nase. Im Augenblick fühlte sie sich beinahe ruhig – war sich ohne jede Feindseligkeit der Muskeln unter ihrer Haut und des Tigery-Messers an ihrem Gürtel bewusst. Sie hoffte, dass das, was geschehen würde, in der Tat glücklich wäre; aber wie auch immer es käme, es erwartete sie gewiss ein Abenteuer.
     
    Die Perlmuttbucht war ein breiter halbkreisförmiger Einschnitt in der Nordküste. Die Mengzi-Hügel bildeten einen inneren Bogen, der mit dem Wasser ein schmales Stück Flachland einschloss. Dieses Land durchfloss der Averroes, der in den Gletschern des Hellas-Gebirges im Süden entsprang. Janua bedeckte das Ufer und die Hänge dahinter.
    Es war keine Stadt. Kukulkan hatte erklärt, auf Zacharia gäbe es keine Städte. Die meisten Gebäude ständen einzeln und gewöhnlich recht weiter voneinander entfernt. Flugwagen und Telekommunikation verbänden sie so gut, dass es nicht anders wäre, wenn sie ein Dorf bildeten. Dennoch war es sinnvoll, bestimmte Dinge dicht beieinanderzuhaben – den kleinen Raumhafen, den großen Flugplatz, einen Hafen für Wasserfahrzeuge, dazugehörige Einrichtungen –, und im Laufe der Zeit hatten sich verschiedene Industrien und Institutionen natürlicherweise ebenfalls dort angesiedelt – was mehr Häuser und Dienstleistungsbetriebe bedeutete … Die Region relativ dichter Bevölkerung erhielt den Namen Janua. Nach gewöhnlichen Maßstäben wohnte man dort durchaus weit verteilt; Janua breitete sich, ohne dass es offizielle Grenzen gab, über mehr als zweihundert Quadratkilometer aus. Während der Pilot den Kreuzer landete, sah Diana die gleiche Mischung von Wald und Wohnhäusern wie in Lulach.
    Nein, begriff sie dann, es war überhaupt nicht zu vergleichen. Aus den Hügeln waren Terrassen geformt worden, Gratwege, konturierte Vertiefungen, anmutig ausgebreitete Rasenflächen. Überall gab es Gärten. Bäume wuchsen ordentlich entlang der Straßen oder in Hainen und Wäldchen. Von Letzteren waren einige sehr groß, aber eindeutig angepflanzt und kultiviert. Wie alle Vegetation, die sie sah, stammten sie von Terra, soweit Diana es sagen konnte. Sehr weit war es nicht, denn sie kannte das Leben der Mutterwelt nur von Bildern, doch Kukulkan hatte ihr gesagt, dass die ersten Siedler alles Einheimische ausgerottet und ihre neue Heimat nach ihrem eigenen Willen geformt hätten.
    Häuser wie jene, die sie erblickte, hatte sie noch nie gesehen. Sie schienen aus Stein oder einem steinähnlichen synthetischen Material zu bestehen, waren von rechteckigem Grundriss, besaßen Spitzdächer und Lauben an der Vorderseite oder ringsum. Die Farben waren, sofern sie vom einfachen Weiß abwichen, gedämpft. Selbst die großen Nutzbauten am Ufer gehorchten diesem allgemeinen Stil. Diana fand ihn hübsch – ohne Zweifel war er schön anzusehen, wenn man ihn sich ansah –, aber sie fragte sich bereits, ob er auf Dauer nicht monoton wirkte. Ein abweisendes Gebäude mit rauen Wänden hoch auf einem Hügel bedeutete für ihre Augen schon beinahe eine Erleichterung.
    Der Raumhafen war wohl ein Standardmodell. Sie konnte nicht sicher sein, weil sie im Anflug nur einen höchst flüchtigen Eindruck von ihm erhielt. Er befand sich am unbewohnten Südhang des Hügelzugs, dem festungsartigen Gebäude gegenübergelegen, als sollte seine Uneleganz möglichst keinen Blick beleidigen. Die Sicht auf den Flugplatz am Ostrand der Bucht wurde von hohen Hecken verdeckt, unter denen Blumenbeete standen.
    Sie landeten. Die Passagiere lösten ihre Gurte und erhoben sich von den Sitzen. »Willkommen auf Zacharia«, sagte Kukulkan ernst und bot Diana seinen Arm. Sie erkannte die Geste nicht.

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