Fleckenteufel (German Edition)
wird vielen sehr altmodisch vorkommen, aber ich bezeuge, dass es sich lohnen kann zu warten. Vor ungefähr zwanzig Jahren war ich mal auf einer Freizeit, wo mir eine Frau so ein bisschen ins Auge sprang. Aber als ich sie mit der Bibelarbeit verglich, merkte ich, dass mir nur ihr gutes Aussehen gefiel. Als mir das klar wurde, war der Zauber irgendwie weg.». (Und ich hab sie ganz normal ausgezogen wie alle anderen auch und ihr mein großes, haariges Ding reingesteckt, harhar.) «Auf der Uni gab es ein Mädel, in die war ich verknallt, ich habe mich richtig reingesteigert und gestand ihr meine Liebe. Aber sie gab mir einen Korb mit den Worten: ‹Ach, Wolfram, das bildest du dir doch nur ein.› Mein Leben zerbrach an diesem Tag, so kam es mir wenigstens vor. Dann entschied ich mich für Jesus.»
Herr Steiß, der Behindertenbus ist weg! Er ist bereits gestern abgefahren!
Dann geht’s richtig los:
«Wie könnt ihr mit eurer Sexualität heute leben? So blöde es klingt: Warten ist der richtige Weg. Ich glaube, dass wechselnde Beziehungen nur negative Folgen für einen selbst haben können. Man sollte eine Beziehung nicht leichtfertig eingehen, sondern sie schon ein bisschen als Ehevorbereitung sehen. Also: ernst nehmen oder gleich lassen.»
Es kommt noch ärger:
«Außerdem sollten Christen nur Christen heiraten. Es ist schon richtig, auch außerhalb der Gemeinde Freunde zu haben, aber heiraten sollte man nur jemanden, mit dem man die tiefsten Überzeugungen teilt. Nochmal zum Thema Partnerwechsel: Mit häufig wechseln meine ich nicht jede Woche. Aber wenn man etwas mit sechzehn anfängt und jedes Jahr eine neue Beziehung hat und mit dreißig heiratet, dann hat man bis zur Hochzeit vierzehn Beziehungen gehabt!»
Steiß entpuppt sich als Zahlenmensch. Die Erwachsenen sitzen beisammen und lauschen einer plattdeutschen Geschichte nach der anderen, während Steiß zum Schlusswort ausholt:
«Ich lebe jetzt mit Jesus und bin glücklich verheiratet, und das wünsche ich euch auch. Wenn ihr noch Fragen habt, stehen wir Mitarbeiter euch natürlich zur Verfügung.»
Niemand hat Fragen.
Irgendwie hat das Sexgelaber mich angegeilt. Ich merke es erst mit einer Stunde Verzögerung, wie vor einem halben Jahr, als mich mein Onkel (Doppelkornwolfgang, der Bruder meines Vaters) heimlich ins Pornokino mitgenommen hat. Zuerst fand ich’s eklig, ohne Gefühle, unmenschlich und auch so sinnlos: «Das ist doch total bescheuert, da gibt’s ja überhaupt keine Handlung.» Mein Onkel hat mich nur mitleidig angeguckt. Recht hatte er. Zu Hause bin ich so geil geworden wie in meinem ganzen Leben noch nicht. Ja, so war das damals.
Fick misch hädda
«Komm, wir gehen zu den Weibern rüber.»
Heiko macht einen entschlossenen Eindruck.
«Wie meinst du das? Zu welchen Weibern denn überhaupt?»
Hilfe, ich will nicht zu den Weibern! Ich will Doppelkopf spielen!
«Susanne.»
Da hilft wohl nichts. Unsere Clique pirscht geschlossen zum Mädchenbereich. Zielsicher steuert Heiko Susanne Bohnes Zelt an. Die erwarten uns schon, sagenhaft, Heiko muss heimlich was klargemacht haben.
Die Belegschaft besteht aus Susanne, Ina, Petra und Karin. Ina ist, Titten hin, Titten her, eigentlich ganz hübsch, Petra auch, nur Karin ist total verhunzt, und daran wird sich nach menschlichem Ermessen auch nichts mehr ändern: Sie ähnelt einer Maus, dünnes Haar, spitzes Kinn, niedrige Stirn, ihre winzigen Zähnchen wuchern aus einem wulstigen, rosaroten Zahnfleischbett. Außerdem hat sie überhaupt keine Figur. Man könnte sie auf den Kopf stellen und würde keinen Unterschied bemerken. Und als ob das alles noch nicht reichen würde, ist ihre Haut übersät von kleinen Leberflecken, eher Leberpickel, Leberwarzen, Leberpunkte, so was.
Petras auffälligstes Merkmal sind ihre riesigen Nasenlöcher, wirklich groß sind die, so was habe ich überhaupt noch nicht gesehen. Man möchte sie zuhalten, irgendwas reintun oder Flüssigkeit einfüllen, das sind zwanghafte Gedanken, gegen die man nichts machen kann. Die Nüstern sind riesig und dunkel und glatt, da drin können sich sicher keine Popel halten. Bildet sich ein Popel, fällt er sofort raus, so stelle ich mir das jedenfalls vor.
Es scheint bereits im Vorfeld ausgemacht worden zu sein, wer sich zu wem aufs Bett setzt: Heiko zu Susanne, Tiedemann zu Ina und Roland zu Petra, ist ja klar, wer übrig bleibt. Da kommt man wenigstens nicht auf dumme Gedanken, haha. Außer Karin rauchen alle. Zum Einstieg haben wir
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