Flederzeit - Sturz in die Vergangenheit (Historischer Roman): 1 (German Edition)
Einzigen. Die flüchtenden Menschen hasteten panisch kreuz und quer und natürlich ebenfalls zum Burgtor. Als sie jedoch bemerkten, wer da plötzlich mitten unter ihnen war, gellten sie auf und jagten in alle Richtungen davon.
„Schließt die Tore“, schmetterte Meinhards Stimme über den Hof. „Haltet sie auf!“
Zu Matthias' Entsetzen bewegten sich die großen Flügel des Tores tatsächlich. Gab es wirklich noch Wachen, die ...?
„AUFLASSEN“, brüllte er nach vorn und riss die Kamera hoch, um den Torhütern zu zeigen, welch entsetzliches Schicksal sie gleich ereilen würde. „SONST SIND EURE SEELEN DA DRIN.“
Es wirkte noch einmal. Die Torflügel blieben stehen, nur zur Hälfte geschlossen.
„Beeil dich“, schrie Mila und wurde noch schneller.
„HALTET SIE AUF.“ Meinhards Stimme von hinten.
Und wer auch immer da seinen Dienst tat, seine Angst vor Meinhard war offenbar größer als die vor den auf ihn zu stürmenden Dämonen – und er gehorchte. Die Torflügel ruckten – zu.
„ZURÜCK.“ Ehe Matthias es selbst gänzlich realisierte, war er gestoppt, riss Mila mit sich herum, beschleunigte erneut, zur Seite, auf die Tür zum Stall zu, durch die er zwei Tage zuvor den Hof zum ersten Mal betreten hatte. Mila vor sich über die Schwelle schubsend, wollte er der Tür hinter sich einen Stoß versetzen, um wenigstens ein bisschen Zeit zu gewinnen – doch es war voll hier, überall in den Boxen und darum herum drängten sich Männer, Frauen und Kinder, die sich hierher geflüchtet hatten.
„AUS DEM WEG.“ Instinktiv mittlerweile, hob er wieder die Kamera, die sich beim Rennen jedoch so eng um sein Handgelenk gewickelt hatte, dass er sie zuerst mühsam entwinden musste. Endlich. Er hielt sie hoch. „Ihr habt gesehen, was mit euren Seelen geschieht, wenn ich sie banne. Also lasst uns durch!“ Er ließ es blitzen – und das panische Scheuen der Pferde untermalte seine Drohung perfekt. Die Leute stöhnten auf vor Entsetzen – und wichen folgsam vor dem grausamen Dämon zurück.
„Dort vorn geht’s raus“, rief er Mila zu und ließ sie los, damit sie einzeln schneller lossprinten konnten. So schafften sie es ohne ein weiteres Blitzen zur Misthaufentür. Mila stürzte sich auf den Schlüssel im Schloss, sodass Matthias sich noch einmal umdrehen konnte – doch ehe er dazu kam, den Blitz zu betätigen, hatte Mila die Tür geöffnet, mit einem verzweifelten Ruck seine Hand ergriffen, er schwankte – und dann konnten sie von Neuem losrasen, endlich ungebremst.
Von der zweifellos fitteren Mila angetrieben, hasteten sie in einem Höllentempo um den Misthaufen herum.
Der äußere Burghof war entschieden leerer. Dennoch, auch hier rannten Menschen wild durcheinander. Matthias hatte Mühe, einem Kind auszuweichen, übersprang es schließlich, stieß es dabei zu Boden, wo es laut aufheulend liegenblieb.
Entsetzt wollte er stehenbleiben, doch Mila riss ihn einfach weiter, auf das äußere Tor zu, das wie durch ein Wunder noch immer weit geöffnet war. Endlich hinein – hindurch und ...
„Mattis? Mila? Was ...“
„Gangolf!“
Da stand Gangolf, verwirrt blinzelnd.
Ohne dass er das bezweckt hatte, standen Matthias' Füße still. „Es tut mir so leid“, sprudelte es augenblicklich aus ihm hervor. „Ich musste Adelinda erschrecken, es ging nicht anders, ich ...“
„Mattis, komm“, zerrte Mila ihn weiter.
„Sag ihr, ich konnte nicht anders“, haspelte der, als er aus dem Augenwinkel die ersten Wachen erkannte, die das Tor nun ebenfalls passiert hatten und auf sie zustürmten.
„Mein Rucksack – im Stroh, hol ihn“, schrie er noch dem fassungslos und entsetzt dreinsehenden Gangolf zu.
Und dann, während hinter ihnen Gangolfs Aussatzrassel erklang, rannte er weiter, Hand in Hand mit Mila, den Berg hinab, bis in den Wald. Immer wieder wandte er den Kopf. Folgten sie ihnen immer noch?
Doch da war niemand mehr.
Sie hasteten weiter, immer weiter hinab, auf eine kleine Schlucht zu. Und dann, endlich, als Matthias schon das Gefühl hatte, seine Lungen müssten bersten, wurde Mila langsamer.
Kindsrettung
A ls sie endlich den ersten vollen Atemzug in sich einsog, war es Mila, als fiele die Zeit erst jetzt wieder in das ihr eigene Tempo zurück. Sie musste ein paarmal ein- und ausatmen, bevor sie in der Lage war, vollends zu gewahren: Sie lebte. Sie war mit ihrem Leben davongekommen. Ihr neuer Zeitreisender war ihr zu Hilfe gekommen, und es war ihm gelungen, sie zu retten. Nun
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