Flederzeit - Sturz in die Vergangenheit (Historischer Roman): 1 (German Edition)
ängstliche Rufe ausbrachen.
Matthias erkannte den knallroten Plastikgriff, der aus Tills Brust geragt hatte, sofort wieder. Der Morddolch!
„Die Waffe, mit der diese Frau den Dämon gemeuchelt hat. Als ihre Macht größer geworden war als die seine, hat sie ihm heimtückisch seinen eigenen Dolch in die Brust gerammt und ihn damit getötet. Aber nun werde ich euch beweisen, dass meine Macht der ihren noch weit überlegen ist.“ Er nickte dem Henker zu.
In den augenblicklich Leben kam, indem er auf den Richtblock wies. „Hier rüber.“ Die Axt lag bereits in seiner Hand.
Das durfte nicht sein!
Von irgendwoher eine dumpfe Stimme. „WAG ES NICHT, NEIN.“
Ohne darüber nachzudenken, was er da tat, schrie Matthias ebenfalls los. „NEIN, NEIN, NEIN.“
Die Menschen drehten sich zu ihm und starrten ihn an.
Er musste etwas tun. Jetzt sofort. „Aufhören, lasst Mila frei, das befehle ich!“
„Der Gefangene!“ Damit hatte er Meinhards Aufmerksamkeit erregt. Der ihn sofort wiedererkannt hatte. „Lasst ihn nicht entkommen. Zum Henker mit ihm, er ist Milas Helfer, ein Dämon und Mörder.“
Wenn Meinhard damit gerechnet hatte, dass sich der Pöbel nun auf Matthias stürzen würde, so hatte er sich geirrt. Die Leute wichen zurück, unübersehbar Angst im Gesicht.
„Ein Dämon?“
„Schnell weg hier.“
„Der sieht doch ganz harmlos aus.“
„Der Teufel kleidet sich in eine freundliche Gestalt.“
„Was redet ihr da? Er ist doch nicht des Teufels.“
Adelinda? Ja tatsächlich, dort vorn stand sie und starrte ihn entgeistert an. Dann wandte sie sich an die Umstehenden. „Ich kenne ihn, er ist freundlich und sicher nicht dämonisch.“
Matthias dachte nicht mehr nach, handelte rein intuitiv. Er sprang auf Adelinda zu, packte sie am Arm, dann hob er die Kamera: „Lasst Mila frei oder ich banne die Seele von Adelinda in diesen Zauberkasten.“
Die Leute, die nah genug waren, um die Seltsamkeit der Kamera zu erkennen, schrien vor Entsetzen auf und wichen hastig zurück. Meinhard, der das natürlich nicht sehen konnte, brüllte seine Befehle. „Wachen, ergreift ihn!“
Adelinda jedoch starrte Matthias voller Grauen an. „Sag, dass das nicht stimmt.“
Doch der sah keine andere Möglichkeit gegen den Pulk Menschen, gegen bewaffnete Wachen und gegen den mächtigen Meinhard. Er ganz allein, in der Hand eine winzige Digitalkamera, hier im Sonnenschein des Burghofes. „Tut mir wirklich leid“, murmelte er zu Adelinda und hielt ihr die Kamera direkt vors Gesicht.
„Tu's nicht“, schrie das Mädchen und reckte entsetzt ihre Arme nach vorn.
Irgendwo brüllte ein Mann.
Matthias drückte auf den Auslöser. Es klackte leise. Und blitzte. Im hellen Tageslicht kaum zu erkennen. Völlig undramatisch.
Doch für Adelinda war selbst das zu viel. Gellend schrie sie auf – und sackte in sich zusammen.
Überrascht vom großen Erfolg seiner verzweifelten Aktion ließ Matthias sie zu Boden sinken. Dann reckte er die Kamera ganz weit hoch, damit möglichst alle sie sehen konnten, und brüllte: „Mila – oder der Nächste ist fällig.“
Doch statt die Leute in die Flucht geschlagen zu haben, standen alle wie versteinert. Bewegungslos.
Wie lange würde es dauern, bis Adelinda sich von ihrem Schreck erholt haben würde? Wie lange, bis die Leute merkten, dass Matthias nur trickste? Es konnte sich nur um Sekunden handeln. Er warf einen kurzen Blick auf das Mädchen zu seinen Füßen. Es atmete, ihre Lider flatterten. Hektisch sah er zu Mila. Auch sie stand wie erstarrt, das Gesicht jedoch voller Hoffnung. Er musste zu ihr, sie holen, wegbringen von hier. Jetzt sofort. Doch da waren viel zu viele Menschen zwischen ihnen. Die sich nicht von der Stelle rührten. Sollte er noch einmal ...?
„RENNT, FLÜCHTET, ER IST DES TEUFELS.“ Wieder die einzelne dumpfe Stimme, die da über den Burghof scholl. „FLÜCHTET, EHE IHR VERLOREN SEID.“
Irgendetwas knallte laut.
Da kam endlich Bewegung in die Massen. Männer brüllten, Frauen schrien grell, Kinder kreischten. Matthias bemerkte nur, dass die Bewegung von ihm weg ging. Die Leute flüchteten vor ihm – überallhin. Verwirrt sah er zum Richtblock – der menschenleer war.
„Worauf wartest du noch?“, erreichte ihn da eine wohlvertraute Stimme. Fingernägel schrappten über seinen Arm, rissen ihm die Haut auf. „Komm.“
Mila!
Dann hatte sie seine Hand erwischt, riss daran. „Weg hier.“
Und schon rannten sie auf das Tor zu.
Doch sie waren nicht die
Weitere Kostenlose Bücher