Flederzeit - Sturz in die Vergangenheit (Historischer Roman): 1 (German Edition)
gewartet.
Nun saßen sie alle rundherum und aßen. Eine Weile hatte Ilya ihre gesamte Aufmerksamkeit verlangt, doch nun war er satt und suchte sich Stöcke und Steinchen, um zu spielen.
„Er ist ein tolles Kind.“
Mila drehte sich zu Mattis. Ihr begeistertes Lächeln ein wenig drosselnd, als es ihr bewusst wurde. „Ja, das ist er.“ Und es ist sehr lieb von dir, dass du das auch findest. Elias. Diesmal hatte sie sich daran erinnern müssen. „Er erinnert dich an deinen Elias“, sprach sie es aus.
Mila sah überrascht, dass Mattis den Kopf schüttelte. „Er ist ganz anders. Total offen mir als Fremdem gegenüber. Und selbstständig, er weiß genau, was er will und bringt mich dazu, ihm dabei zu helfen, das zu tun. Auf der anderen Seite ist er ganz duldsam und erträgt alles – wie unseren Marsch eben. Und wie er jetzt spielt – mit nichts. Und ist total versunken.“
„Das ... so ist er, ja.“ Wie alle Kinder. In dieser Zeit. Dein Elias war anders, weil er in deiner Zeit lebte, hätte sie sagen müssen. Aber ... es wäre doch dumm, ihn daran zu hindern, Mila und Ilya endlich einmal wie eigenständige Menschen zu behandeln und nicht wie seine Angehörigen.
Sie zuckte zusammen, als sie registrierte, dass seine Augen nachdenklich auf ihr ruhten.
„Was bist du für Johann?“, platzte er mit der unvermeidlichen Frage heraus. „Ich weiß, du bist seine Mätresse. Und er ist ja auch anderweitig verheiratet. Aber du hast ihm einen wunderbaren Sohn geboren, der ihm offensichtlich nicht egal ist. Und er hat dich zu sich auf die Burg entführt. Was will er von dir?“
„Ich will nichts von ihm, darum braucht dich das nicht zu interessieren“, blockte sie ab.
Mattis' vielsagendes Nicken ließ sie aufspringen und – er hielt sie zurück. „Es ist okay, wenn du nicht darüber reden willst“, zog er sie wieder an ihren Platz. „Ich wundere mich nur, warum es so leicht war, Ilya mitzunehmen. So, als ob Johann gar nichts dagegen gehabt hätte.“
„Hatte er auch nicht.“ Mila musste sich sehr zusammenreißen, um sitzen zu bleiben.
„Das heißt, er hat gewollt, dass du und Ilya aus Ehrenberg verschwindet? Und er nimmt in Kauf, dass ich, der Gefangene seines Vaters, mitgehe?“
„Ja.“ Seltsamerweise wurde ihr erst in diesem Moment gänzlich bewusst, was daraus folgte.
„Wenn Johann sich so um euch sorgt – und uns jetzt sogar ermöglicht, zu deiner Tante zu gehen, dann kann er dich eigentlich nicht töten wollen ...“, sprach Mattis es im selben Moment laut aus. Widerstrebend, es gefiel ihm nicht, was er da sagte.
Doch es war die Wahrheit. Mila nickte nachdrücklich. „Er war es nicht, der uns umbringen wollte, genau.“
„Während sein Vater ja bewiesen hat, dass er genau das vorhatte. Heißt das ...?“ Er brach ab. „Hast du die Mordwaffe gesehen? Ein Dolch aus der Zukunft.“
„Was willst du damit sagen?“ Mila sprang schon wieder auf. Entrüstet. „Glaubst du, ich hätte Till umgebracht?“
„Quatsch.“ Und wieder holte Mattis sie zurück. „Ich war doch dabei, als du ihn gesucht hast.“
„Na, da habe ich ja Glück. Wenn du mir schon einen Mord zutraust.“ Sie hustete. Wieso sollte er ihr auch vertrauen?
„Natürlich weiß ich, dass du niemanden umbringen könntest“, setzte Mattis versöhnlich hinzu. „Aber ich frage mich, woher Meinhard das Messer hatte. War es Tills?“
„Es stammt von Steffen“, verbesserte Mila. „Ich habe es Johann geschenkt – früher, als wir ... noch zusammen waren.“
„Dann hat Johann Till getötet? – Eifersucht“, platzte es aus Mattis heraus. „Johann räumt seinen Nebenbuhler aus dem Weg und sein Vater deckt ihn und nutzt das für seine eigenen Zwecke. Muss folglich auch dich und mich als Dämonen bekämpfen. Ja, oder? So muss es gewesen sein.“
„Nein“, widersprach Mila automatisch. „Johann ist nicht so wichtig, wie er es gerne darstellt.“ Und auch nicht so skrupellos , blieb ihr im Hals stecken. Denn im Grunde ihres Herzens wusste sie sehr wohl, dass Johann ein Mord durchaus zuzutrauen war. Allmählich konnte sie doch wirklich aufhören, ihn in Schutz zu nehmen.
„Ich glaube wirklich nicht, dass er etwas mit Tills Tod zu tun hat“, wiederholte sie dennoch. „Aber auch, wenn nicht er selbst dahintersteckt – als illegitimer Sohn wäre er nicht in der Lage, sich gegen seinen Vater zu stellen. Da könnte er sich nicht leisten, uns zu helfen, sondern hätte uns Meinhard ausliefern müssen. Er will seine Zuneigung –
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