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Fleisch und Blut - Der Kannibale

Fleisch und Blut - Der Kannibale

Titel: Fleisch und Blut - Der Kannibale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Lee
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dass er ihm sein Einverständnis gegeben hatte. Sie wollten es doch genauso wie er. Auch der Journalist hatte es gewollt und war schliesslich freiwillig zu ihm auf den Hof gekommen. Er hatte ihnen nur dabei geholfen, ihren Willen zu bekommen. Das war seine bescheidene Sicht der Dinge. Er sinnierte noch eine Weile und löste sich dann vom innigen Betrachten seines überzeichneten Eigenbildes.
     

    Es war der würzige Duft vom Chili con Carne, der ihn zurück in die Küche lockte. Er hatte sich einen Rest Hackfleisch vom Mund abgespart, um möglichst lange vom Journalisten-Fleisch zehren zu können. Seine heutige Mahlzeit hatte er mit viel Herzensfreude zubereitet. Das Rumoren in seinem Magen erinnerte ihn erneut an die Pflicht, den Tisch zu decken. Für solche besonderen Anlässe wählte er das weisse Tischtuch. Sein Vater hatte ihm das Tuch mit den feinen Stickereien zur Volljährigkeit geschenkt, begleitet von den Worten, dass er ja nun auf eigenen Beinen stünde und die Tradition ehrwürdig fortsetzen werde. Auch der schmuckverzierte Teller gehörte auf die Tafel, genauso wie das silberne Besteck seines Grossvaters und der polierte Kelch für den Wein. Die Vorfreude auf das Dinner stieg mit jedem Handgriff. Er begann lustvoll sein Lied zu summen.
     

    Nur noch wenige Minuten dauerte es bis zum Essen. Belustigt erinnerte er sich an den Scherz, den er sich mit dem älteren Kommissar erlaubt hatte. Zu gerne hätte er das Gesicht von Aemisegger gesehen, während er das Paket mit den Überresten des Journalisten öffnete. Wenn er schon nicht seine Freude mit ihm teilen konnte, so hatte er doch extra für ihn einige menschliche Requisiten zusammengestellt. Schön wäre es gewesen, wenn der Kommissar ihm Worte des Lobes ausgesprochen hätte. Seine Meinung wäre ihm ausserordentlich viel wert gewesen. Aemisegger war wie er: ein Held. Doch der Kommissar konnte oder wollte es nicht begreifen. Er war offenbar zu blöd, ihn zu finden. Von Aemisegger hätte er mehr erwartet, ganz im Gegensatz zu diesem Köppel. Der war etwa in seinem Alter oder jünger und viel zu naiv. Der konnte ihm längst nicht das Wasser reichen. Für eine Mahlzeit hingegen würde sich Köppel geradezu anerbieten.
     

    Es war sein inniger Wunsch, Kommissar Aemisegger einmal persönlich zu treffen. Er hatte ihn nach der Paketsendung auf dem Hof erwartet. Doch er war nicht gekommen. Also sah er sich gezwungen, dem Kommissar eine weitere Botschaft zukommen zu lassen und hatte sich mit den Überresten seines nächsten Opfers etwas besonders Aufregendes ausgedacht. Die Knochen und der Schädel schienen den Kommissar nicht aus seinem Gewand zu reissen. Etwas Markanteres musste her: ein Auge und ein Ohr zum Beispiel. Es war gar nicht so einfach gewesen, diese Körperteile für ihren Auftritt bereitzustellen. Als er das Auge auf dem Fenstersims hatte positionieren wollte, war es ihm mehrmals wieder auf den Boden gekullert und war schon leicht beschädigt, als er es endlich in die gewünschte Stellung brachte. Die Pupille war genauso platziert, dass man ihr beim Hereintreten in die Waldhütte ins Auge sah. Beim Herabsenken des Blickes stiess man unweigerlich auf das Ohr. Gut sah es aus, obwohl er wusste, dass er das Dekorieren nicht im Blut hatte. Er hoffte, dass ihn der Kommissar nach diesem Anblick nie mehr im Leben vergessen würde. Von weitem hatte er beobachtet, wie sich Köppel am Baumstamm hielt und sich wieder und wieder übergeben musste. Lustig fand er das. Köppel würde ihn nie verstehen. Die Idee war abgehakt.
     

    Dass sein Kumpel Kusi für die Showeinlage hatte hinhalten müssen, blendete er vollends aus. Kusi hatte ohnehin ganz oben auf seiner Pendenzenliste gestanden, es war höchstens noch eine Frage der Zeit gewesen. Und da sein Fleisch mit dem Alter nicht mehr schmackhafter werden würde, packte er die Gelegenheit beim Schopf. Die Rechtfertigung, dass Kusi schlussendlich ja schon tot war, als er sich mit seinen Überresten ein Spiel erlaubte, bestärkte ihn in der Sache.
     

    Das einzige, was ihn störte, war das Herbeiziehen dieser Schnüfflerin. Ihr fehlte dieser Sinn für das Kostbare. Sie würde den Kommissar nur negativ beeinflussen. Das einzige, was sie konnte, war, sich einzumischen in Dinge, die sie nichts angingen.
     

    Das Chili con Carne war fertig gekocht. Behutsam hob er den Deckel, roch noch einmal den köstlichen Duft des Gerichtes bevor er den Kochtopf vom Herd hob, ins Esszimmer trug und auf die feuerfeste Unterlage der

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