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Fleisch und Blut - Der Kannibale

Fleisch und Blut - Der Kannibale

Titel: Fleisch und Blut - Der Kannibale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Lee
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Name nochmal?»
    «Er hatte sich uns als Reini vorgestellt.»
    «Reini, was? Reinhard, Reinold, Reiner?»
    Aemisegger überlegte kurz und gab zur Antwort: «Ich glaube mich zu erinnern, dass er Lex Reinwarth hiess. Seine Post lag oben auf der Kommode, die gleich bei der Eingangstüre stand.»
     

    «Sagten Sie Lex?» Lex, das war das Stichwort für Carla Fuchs. Die fehlenden Puzzle-Teile setzten sich plötzlich spielend zusammen.
    «Wissen Sie, ich wollte Ihnen von meinen jüngsten Erlebnissen berichten. Vor ein paar Tagen habe ich Felix Tägli gebeten, noch einmal zu überprüfen, ob Jürg Ambauen nicht doch einen Hinweis auf der Redaktion hinterlassen hatte. Ich konnte und wollte diese Spur nicht ohne einen Anhaltspunkt aufgeben. Nun gut, Tägli wurde tatsächlich fündig. Auf einer Visitenkarte stand ein Termin mit dem Präsidenten des Vereins Mittelalter aus Illnau. Jürg Ambauen hatte sich mit ihm getroffen. Diesem Hinweis bin ich gefolgt.»
     

    «Frau Fuchs, warum haben Sie uns das nicht gleich gesagt - sind Sie wahnsinnig, auf eigene Faust zu ermitteln!», schimpfte Aemisegger aufgebracht. «Solche Alleingänge könnten lebensgefährlich für Sie sein! Ich hoffe, Sie sind sich dessen bewusst. Sie wollen doch nicht auf Ihre alten Berufstage hin einem Verbrecher zum Opfer fallen, oder?»
    «Schon gut, Aemisegger, es ist ja nichts geschehen. Doch jetzt, wo Sie den Namen Lex Reinwarth erwähnten, bin ich mir ganz sicher: Er ist unser Mörder.»
    «Wie kommen Sie darauf, Frau Fuchs?»
    «Anton Ritler, so heisst der seltsame Kauz vom Verein Mittelalter. Der hat mir erzählt, dass ein Typ namens Lex seinem Verein beitreten wollte. Der hätte ihm von einer goldenen Quelle erzählt. Und wissen Sie: der Journalist hatte sich bei ihm nach einem Lex erkundigt. Ich bin überzeugt, dass Jürg Ambauen auf der Spur von diesem Lex war.»
     

    Schlagartig wurde allen dreien klar: Alexander Wahrenberger, der Schulkollege von der Klassenliste, war offensichtlich kein anderer als Reini, der Nachbar von Lukas Brennwald. Reini, mit vollem Namen Lex Reinwarth. Alles passte zusammen.
     

    «Los, Köppel, wir müssen sofort zu Lex Reinwarth!»
    «Ich komme mit! Aber seien Sie vorsichtig und vergessen Sie nicht, wir haben lediglich einige Indizien kombiniert. Das sind noch lange keine Beweise!»
     

    Carla Fuchs zog sich ihren Mantel über. Zu dritt fuhren sie, nein, sie rasten, nach Zürich zum Polizeiposten. Auf dem Rücksitz versuchte Kommissar Köppel telefonisch die Zuständige vom Einwohneramt zu erreichen, um sich Informationen über Lex Reinwarth zu beschaffen. Es war dasselbe Einwohneramt, bei dem er vorgängig die Abklärungen nach Alexander Wahrenberger in Auftrag gegeben hatte. Wäre da nur nicht die Detektivin, die ihn in seinem Eifer bremste.
    «Ich glaube, unser Täter ist ein intelligenter Mensch. Einer, der Ihnen eine Nachricht hinterlassen hat, der um Ihre Aufmerksamkeit und die der Medien buhlt, der wird es uns auch in der Beweisüberführung nicht leicht machen.»
     

     

     

     

Seelennahrung
     

     

    Den Zeitungsbericht hatte er fein säuberlich mit transparenten Klebstreifen an seinen Spiegelrahmen geklebt und zwar haargenau auf Augenhöhe, so dass er beim Vorbeigehen unausweichlich einen Blick erhaschen konnte. Dass ER im Zentrum des Interesses stand, ja sogar die Titelgeschichte belebte, machte ihm nichts aus. Im Gegenteil: der Rummel um seine Person bedeutete ihm sehr viel.
     

    Sobald er wieder in Gedanken schwelgte, sandten ihm seine Magenhormone lautknurrend Signale, und er erinnerte sich, wie er sich gierig über den zarten Hintern des Journalisten her gemacht hatte. Er hatte ihn optimal gegart, besser als er je zuvor die Hinterbacke zubereitet hatte. Das Essen war unglaublich lecker gewesen. Selten war ihm dieses eine Rezept so hervorragend gelungen wie dieses Mal. Gierig schlürfte er seinen Speichel im Mund zusammen und schluckte ihn allesamt runter. Ein Rülpser mit seiner prägnanten, physischen Äusserung rundete den gedanklichen Abstecher ab.
     

    Allerdings war er alles andere als zufrieden mit dem Inhalt des Zeitungsartikels. Wenn man ihn so las, konnte man den Eindruck vermittelt bekommen, er wäre ein abgebrühter Mörder. Es waren alles Dilettanten, die Leute bei der Zeitung. Offenbar teilten sie seine Vorliebe nicht. Das traf ihn tief in seiner Eitelkeit. Er war doch kein Monster! Im Gegenteil, er kannte keinen, der Menschen so liebte wie er selbst. Niemand musste sterben, ohne

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