Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)
an Claires Selbstbeherrschung rüttelte, betrachtete sie sich im Rückspiegel.
Ihre Augen waren gerötet und ihr Makeup war verschmiert. Sie kramte ein Taschentuch aus ihrer Handtasche und wischte damit die dunklen Flecken von Augenliedern und Wangen. Dann atmete sie tief durch und zwang sich zu einem Lächeln.
„Alles wird wieder gut“, sagte sie zu sich selbst.
Sie begann erneut in ihrer Handtasche zu wühlen. Schließlich fand sie ihr Mobiltelefon und wählte die Nummer von Arthur Flynn, dem Chefredakteur der News Review.
Am anderen Ende der Leitung begann es zu klingeln . S chließlich erklang die ewig gehetzt klingende Stimme ihres Chefs.
„Claire, wo zum Teufel steckst du? Wenn du mir inmitten des Wahlk ampfs schlapp machst, kannst du genauso gu t deine Koffer packen, Darling. Es gibt einen Haufen Reporter, die scharf auf deine n Job sind. “
„Art, es tut mir leid. Meine Schwester hatte einen...
Einen was Claire? Was hatte sie? Einen Anflug von Wahnsinn? Ist es das, was deine Schwester hatte?
...einen Unfall und ich musste zu ihr ins Krankenhaus.“
Für einen Augenblick herrschte absolute Stille am anderen Ende der Leitung.
„Oh mein Gott, Claire. Warum sagst du das nicht gleich? Ich hoffe es ist nichts Schlimmes? Meine Güte, wenn ich das gewusst h ä tte, hätte ich ganz anders reagiert. Es tut mir l eid , Darling. Manchmal bin ich ein echtes Arschloch. “
„Schon gut, Art – ich kenne dich nicht erst seit gestern und ich weiß, was für ein .. . naja, wie du manchmal sein kannst. Meiner Schwester geht es schon wieder besser. Trotzdem wollte ich fragen, ob ich mir den Tag nicht vielleicht freinehmen könnte, um für sie da zu sein.“
„Das ist doch wohl das Mindeste, Claire. Morris soll deine Termine übernehmen und um den Rest kümmere ich mich persönlich.“
„Danke, Art. Du bist der Größte.“
„Ja, das behaupten alle jungen Dinger, mit denen ich zu tun habe“, sagte er und Claire konnte hören, wie sich ein Lächeln in seine Stimme schlich.
„Idiot“, sagte sie.
„Schuldig im Sinne der Anklage“, erwiderte er, „m eld dich, wenn du was brauchst – was es auch sei, ich bin da. Ansonsten wünsche ich dir einen schönen Tag. Wir sehen uns morgen.“
„Danke für a lles. Bis morgen Art . Bye.“
Als Claire ihr Mobiltelefon wieder in der Handtasche verstaute, sah sie die persönlichen Gegenstände, die Dr. Harris Amanda nach ihrer Einlieferung aus Sicherheitsgründen abgenommen hatte. Er hatte die Dinge Claire anvertraut, nachdem sie ihr Gespräch beendet hatten.
Es war nicht viel , was Claire da hatte : e in Mobiltelefon, ein Lippenstift und der Schlüssel zu Amandas Wohnung in Greenwich Village.
Während sie den Wohnungsschlüssel betrachtete, meldete sich jener Teil ihrer Persönlichkeit zu Wort, mit dem sie seit über fünf Jahren ihre Brötchen verdiente: Ihr Scharfsinn.
Wenn es überhaupt etwas gab, mit dessen Hilfe sie die Ursache für Amandas Zustand erfahren konnte, dachte sie, dann war es ihre Wohnung. Es war zwar erst einen Monat her, dass sie dort gewesen war und insgeheim wus ste sie auch nicht, was sie dort zu finden erhoffte . Dennoch beschloss sie, dass es nicht schaden konnte, sich kurz in den vier Wänden ihrer Schwester umzusehen .
Sie startete ihren Wagen , verließ den Parkplatz und reihte sich in den zähen Verkehr Richtung Down Town ein.
Während sie nach Süden fuhr, erinnerte sie sich plötzlich an die Worte von Dr. Harris...
Vampire, Miss Hagen. Ihre Schwester fürchtet sich vor Vampiren.
... und ein eisiger Schauer lief ihr über den Rücken.
3.
Amanda s Wohnung lag in einer der vielen kleinen Seitenstraßen, die in den Washington Square Park mündeten. Der Stadtteil war in den letzten Jahren zu einem aufstrebenden Künstlerviertel avanciert und mit diesem Aufschwung stiegen natürlich auch die Mieten in Windeseile. Dennoch war es Amanda gelungen , eine der wenigen erschwinglichen Wohnungen zu finden, die zudem kein heruntergekommenes Rattenloch war , wie so viele andere Bleiben der unteren Preisklasse.
Claire hatte es bei Amandas Einzug natürlich großartig gefunden, dass ihre kleine Schwester nur noch einen Katzensprung von ihr entfernt wohnte und nicht mehr in Rockwell, einem Provinznest im Herzen von Maine.
Doch in diesem Moment, als sie ihren Wagen vor dem Appartementhaus parkte, in dem Amanda wohnte, erinnerte sie sich daran, dass sie im Laufe des vergangenen Jahres kaum Zeit gefunden hatte, ihre Schwester zu
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