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Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)

Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Fleisch und Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Dersch
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bereits länger gegen ihre Ängste und Wahnvorstellungen ankämpft.“
    „Wovor hat sie denn solche Angst, Doktor Harris?“, fragte Claire.
    Der Mann mit dem hageren Gesicht schwieg einen Augenblick, so als würde er jedes einzelne Wort genau abwägen, bevor er es aussprach .
    „Vampire, Miss Hagen. Ihre Schwester fürchtet sich vor Vampiren. Oder besser gesagt: Sie fürchtet sich vor einem ganz bestimmten Vampir. S ie ist fest d avon überzeugt, dass dieser Vampir sie Nacht für Nacht aufsucht, um von ihrem Blut zu trinken.“

2.
     
    Der Abschied von Amanda hatte nicht lange gedauert.
    Nach dem Gespräch mit Dr. Harris wollte Claire Amanda noch einmal sehen. Eine Krankenschwester führte sie in den Raum, der bis an die Decke gefliest war und vor dessen einzigem Fenster dicke Eisengitter angebracht war en .
    Die Schwester erklär t e ihr , dass man Amanda ein starkes Beruhigungsmittel verabreicht hatte und dass sie deswegen wahrscheinlich nicht ansprechbar sein würde. Anschließend öffnete sie die Türe zu Amandas Zimmer und ließ Claire mit ihren allein.
    Claire trat an das Bett und betrachtet Amanda , die seit dem Tod ihrer Eltern der mit Abstand wichtigste Mensch in ihrem Leben war. Sie hatte den Kopf zur Seite geneigt und die Augen geschlossen.
    In diesem Augenblick waren der Wahnsinn und die Angst völlig aus ihren Zügen gewichen . E in Hauch von Hof fnung umwehte Claires V erstand.
    „Ach, Mandy“, sagte sie und fuhr ihr mit den Fingern durch das dunkelblonde Haar ihrer Schwester, „was machst du nur für Sachen?“
    Amanda öffnete zaghaft die Augen und schaute zu Claire empor. Ihre Augen waren glasig und die Pupillen geweitet. Ihr Blick war leer und ausdruckslos und für einen Augenblick kam es Claire so vor, als würde sie in die Dunkelheit eines ausgetrockneten Brunnenschachtes blicken.
    Claire verdrängte den Gedanken aus ihrem Verstand. Sie wusste, dass es sich dabei wahrscheinlich um die Nebenwirkung en der B eruhigungsmittel handelte .
    „Claire?“, sagte Amanda .
    „Ja Baby, ich bin’s. Ich bin hier. Wie geht es dir?“
    Ein Lächeln huschte über Amandas spröde Lippen. Dann verfinsterten sich ihre Gesichtszüge.
    „Claire.“
    „Pscht, Baby. Alles wird gut. Ruh dich nur aus, damit du schnell wieder gesund wirst.“
    „Claire , bitte hilf mir “, sagte Amanda. Ihre Stimme klang, als hätt e sie zu tief ins Glas geschaut: Sie lallte und die Worte kamen ihre schwerfällig über die Lippen. Gleichzeitig wich sämtliche Ruhe aus ihrem Gesicht. Sie legte die Stirn in Falten und ihre Lippen begannen zu beben .
    „Claire, du musst mich hier rausholen. Sofort. Bitte Claire, ich halte das nicht länger aus. Er wird mich finden. Ich bin hier nicht sicher. “
    Die Worte trafen Claire wie ein unerwarteter Fausthieb und das kleine Fünkchen Hoffnung, das sie gehegt hatte, erlosch in einem wogenden Meer aus Angst. Tränen so bitter wie Batteriesäure stiegen ihr in die Augen und das Antlitz ihrer Schwester zerlief in einem Gewirr aus bunten Schlieren. Dennoch erlaubte sie sich nicht , zu weinen.
    „Alles wird gut, d as verspreche ich dir. Ruh dich nur aus, dann wird alles gut.“
    Amandas Gesichtsz üge entspannten sich . Sie schloss ihre Augen und Claire konnte ihren langsamen und gleichmäßigen Atemzügen entnehmen, dass sie eingeschlafen war. Sie beugte sich zu ihr hinab und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
    Dann verließ sie den Raum.
    Sie huschte durch die vielen dunklen Gänge der Klinik und kam sich dabei vor wie in einem Traum. Ihre Gedanken waren unentrinnbar festgefahren im Packeis des Selbstzweifels und der Vorwürfe.
    Würde Amanda wieder gesund werden? War es ihre Schuld, was mit Amanda passiert war? Wie konnte es nur so weit kommen? Hatte sie sich in letzter Zeit nur um sich selbst gekümmert und ihre Schwester dabei aus den Augen verloren?
    Solche und ähnliche Fragen stoben durch ihren Kopf, wie aufgebrachte Fledermäuse im Gebälk eines Hauses . E rst als sie ihren Wagen erreichte und die Fahrertüre hinter sich zuschlug, ließ sie ihren Tränen freien Lauf.
    Die Anspannung verließ ihren Körper wie durch ein Ventil. Es war so, als hätte man die Schleusen eines Staubeckens geöffnet . Die Heftigkeit, mit der ihre Tränen kamen, spülte für einen Augenblick sämtliche Sorgen aus ihrem Verstand. Minutenlang gab sie sich dieser Gefühlsregung hin , während draußen ein leichter Nieselregen einsetzte .
    Nachdem der Weinkrampf vorüber war und nur noch ein leichtes Schluchzen

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