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Fleischmarkt

Fleischmarkt

Titel: Fleischmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurie Penny
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Vorstellung, dass die Körper, mit denen wir geboren werden, unseren Charakter, unser Verhalten und Äußeres, unsere Lebensentscheidungen, die Natur unserer Beziehungen und die Arbeit in unserem Leben diktieren. Der Feminismus hält die radikale Vorstellung dagegen, dass das nicht so ist. Er besteht darauf, dass Geschlechtsidentität nicht in unseren Genen festgeschrieben ist, sondern ein emotionaler, persönlicher und sexueller Zustand ist, der unendlich vielgestaltig ausgedrückt werden kann und sich weit über die binären Kategorien von ›Mann‹ und ›Frau‹ hinaus erstreckt. Feminismus besteht darauf, dass vorgeschriebene Geschlechterrollen eine Tyrannei darstellen und dass niemand, egal ob trans, cis, männlich, weiblich oder intersexuell, gezwungen sein sollte, ihnen zu entsprechen, um seine oder ihre Identität, Daseinsberechtigung oder menschlichen Wert zu beweisen.

4. Drecksarbeit
    »Die grundlegendste Forderung ist nicht das Recht auf Arbeit oder auf gleiche Bezahlung für Arbeit, sondern das Recht auf gleiche Arbeit.«

Juliet Mitchell
    Marginalisierte Körper verrichten marginalisierte Arbeit. Enteignete und kontrollierte Körper können mühelos überzeugt werden, Arbeit zu verrichten, die unterbezahlt ist und übersehen wird. Sklaverei ist eine Sozialwissenschaft und die zeitgenössische Industriekultur demonstriert unerreichtes Expertentum in dieser Wissenschaft, indem es ihr nach wie vor gelingt, Frauen zu überzeugen, den riesigen Anteil der lebensnotwendigen Haus- und Betreuungsarbeit zu leisten, ohne Anerkennung oder Bezahlung zu erwarten.
    Ein Jahrhundert nach dem Aufkommen des Feminismus verrichten Frauen noch immer den Löwenanteil der Betreuung, der Nahrungszubereitung und des Saubermachens, und zwar unentgeltlich. Abgesehen davon sollen wir heutzutage zusätzlich zu diesen häuslichen Pflichten ›echte‹ Arbeit leisten, also Arbeit, die traditionellerweise von Männern außerhalb des Hauses getan wird, allerdings für weniger Geld und Anerkennung. Im Jahr 2003 haben britische Frauen durchschnittlich 19 Stunden Hausarbeit pro Woche geleistet, während Männer nur auf 5 Stunden kommen. Der Anteil der häuslichen Arbeitsleistung der Männer ist seit den frühen 1980er Jahren 22 unverändert geblieben. Während Arbeitslosigkeit und der Eintritt ins Rentenalter die Stundenzahl verringern, die Männer mit Hausarbeit verbringen, nimmt sie bei Frauen zu.
    Das Arbeitsverhältnis, das Frauen zu ihrem Körper haben, ist ein Spiegelbild des Arbeitsverhältnisses, das wir zu unserem Zuhause haben: Wir arbeiten mit hohem persönlichen Aufwand, um unsere Käfige zu vergolden, während unser wachsendes Unbehagen von unserer Angst vor sozialen Konsequenzen oder Ablehnung in Schach gehalten wird. Diese Angst wird vom patriarchalen Kapitalismus in uns erzeugt, der alles zu verlieren hätte, wenn sich Frauen nur einmal weigern würden, die ganze langweilige Hausarbeit umsonst zu erledigen, die für den Erhalt der entfremdeten Industriearbeit notwendig ist. Wir putzen die unordentliche Wirklichkeit unserer Körper genauso weg wie die bittere Wirklichkeit der häuslichen Mühsal, weil wir darauf getrimmt sind, den Verlust unserer Weiblichkeit und unserer Identität zu fürchten, wenn wir uns weigern, uns in Schale zu werfen und das Haus sauber zu halten, egal, wie eingespannt wir durch bezahlte Arbeit oder soziale Beziehungen sind. Modernen Frauen wird vermittelt, dass wir alles haben können, was de facto heißt, dass wir alles tun müssen und sollen – mit einem Lächeln auf den Lippen und umsonst.
    Es gab einmal eine mit dem marxistischen Feminismus verbundene Bewegung, die die Arbeitsbedingungen von werktätigen Frauen in der ganzen Welt verbessern wollte. Diese Bewegung verlief in den 1980er Jahren im Sande, obwohl ihre Ziele an der häuslichen Front niemals annähernd erreicht worden waren. Stattdessen haben sich Männer und Frauen in einer verbissenen Pattsituation eingerichtet, und viele haben das Gefühl, wie Streikposten an einer Front zu stehen, die sich durch jeden Haushalt zieht, vom Spülbecken über die Waschmaschine bis zu den Kinderzimmern. Bevor wir zusammenwohnen, ist uns die Existenz dieser Streikfront nicht bewusst, aber die strategische, sozio-sexuelle Marginalisierung der Frauenkörper lässt es irgendwie natürlich und richtig erscheinen, dass die ganze chaotische Drecksarbeit im Haus von Frauen für wenig Geld oder umsonst geleistet wird. Frauen werden als animalisch,

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