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Diskurses ist, der homosexuelle und nicht genderkonforme Männer und Frauen mit Hilfe von »Psychiatern, die annehmen, dass die Bearbeitung des menschlichen Körpers ihn irgendwie ›normal‹ machen kann«, gleichschalten will. Wäre die operative G A ein akzeptierter Weg, die Grenzen der Gender-Abweichung zu kontrollieren, wäre die Gleichsetzung der operativen GA mit ›Verstümmelung‹ durch Bindel, Daly, Greer und Raymond mehr als angebracht – sie wäre dringend notwendig. Aber die operative G A ist nichts dergleichen.
Tatsächlich werden die Operationen nur sehr selten durchgeführt und nur bei wenigen Transsexuellen, für die sie keine Strategie ist, ihren Körper mit ihrer Gender-Performativität in Einklang zu bringen, sondern ein Weg, ein verzweifeltes körperliches Unbehagen zu heilen, das Outen eindrücklich so beschreibt: »Es war ein Gefühl, als ob ich von meiner eigenen ungewollten Anatomie vergewaltigt würde.«
Die Operation steht normalerweise am Ende eines Übergangsprozesses und gehört für diejenigen, die sich überhaupt dazu entschließen, zu einem ganzen Spektrum an Lebensentscheidungen. Die transsexuelle Aktivistin Christine Burns betont:
»Julie Bindel hat recht, dass wir in der Lage sein sollten, eine Gesellschaft aufzubauen, in der Menschen alle Nuancen ihres Geschlechts freier ausdrücken können, ohne sich gedrängt zu fühlen, ihre Körper mehr zu verändern, als sie wirklich wollen. Denn das ist genau, was viele Transsexuelle de facto tun. Nur eine von fünf Personen, die eine entsprechende Fachklinik aufsuchen, lassen eine operative Anpassung vornehmen – die anderen vier finden sich mit dem zurecht, was sie haben. In Bindels Vorstellung hat die Tatsache keinen Platz, dass 80% der Transsexuellen wesentlich mehr dafür tun, die Geschlechterstereotypen aufzubrechen, als sie sich vorstellen kann. Mit oder ohne OP sind Transsexuelle lebende Beispiele dafür, dass Gender veränderbar und fließend ist.«
Natürlich bergen GA-OPs wie alle anderen chirurgischen Eingriffe Risiken, und eine Minderheit der Betroffenen wird bedauern, so weit gegangen zu sein. Aber für die meisten Transsexuellen, die sich dazu entschlossen haben, ermöglicht die OP eine lebensrettende Weiterentwicklung jenseits der lähmenden Auswirkungen der Gender Dysphoria. Viele Operierte stellen fest, dass sie nach der OP weniger an den binären Geschlechteridentitäten leiden. Amy erklärt: »Frau zu sein ist ein wichtiger Teil meiner Identität, aber es ist nicht mehr so, dass es alles andere auffrisst. Bis ich den Übergang vollzogen und die OP hinter mir hatte, war das viel mehr der Fall. Nach der Operation bin ich aufgewacht und das brennende Gefühl von Unstimmigkeit und dass alles falsch ist, war verschwunden. Heute wird mir klar, dass ich dieses starke Gefühl für das Geschlecht gar nicht mehr habe. Ist das nicht irre, nach allem, was ich durchgemacht hatte, um dahin zu kommen?«
Als ich während der Arbeit an diesem Text mit Bindel sprach, wies sie ganz deutlich auf die fließenden Gendergrenzen innerhalb der Transbewegung hin: »Normalität ist schrecklich. Normalität ist das, was ich als politische Aktivistin umzukehren versuche. Das Gender-Bending, also das Spielen mit den vorgegebenen Geschlechtsrollen, ist fantastisch – und ich weiß, wovon ich spreche. Ich habe mich nie wie eine Frau gefühlt – wie ein Mann im Übrigen auch nicht –, ich weiß nicht, was das bedeuten soll. Ich lebe außerhalb der mir vorgeschriebenen Geschlechtsrollen. Ich bin nicht dünn und repräsentativ, ich trage kein Make-up und bin eher pampig, ich verhalte mich nicht wie eine ›echte Frau‹, und wie jeder, der außerhalb vorgeschriebener Geschlechterrollen agiert, werde ich dafür abgestraft.«
Was Bindel nicht versteht, ist, dass Transsexuelle oft weit davon entfernt sind, »möglichst stereotyp zu werden« und eher danach streben, genauso wie sie außerhalb der vorgeschriebenen Geschlechterrollen zu leben. Und sie sind ebenso frustriert über die Konformität, die von dieser frauenverachtenden Gesellschaft von denen gefordert wird, die sich den Übergang wünschen und ›überwechseln‹ wollen. Marja Erwin erzählte mir, dass »Geschlechtsidentität und Geschlechterrollen nicht dasselbe sind. Ich bin trans und entspreche nicht dem superweiblichen Stereotyp. Ich bin eher eine lesbische Tweener, eher Butch als Femme. Ich kenne aber andere Transfrauen, die sich als echte Butch fühlen und wieder andere, die total
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