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Flesh Gothic (German Edition)

Flesh Gothic (German Edition)

Titel: Flesh Gothic (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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ertönte eine andere Stimme – die von Willis, glaubte er. »Aufhören, aufhören. Bitte, aufhören ...«
    Dieses Haus setzt jedem zu. Die Luft rings um ihn fühlte sich schwer und stickig an, als herrsche hohe Luftfeuchtigkeit, dabei funktionierte die Klimaanlage tadellos. Um diese Uhrzeit fühlte sich das Haus verdichtet an.
    Als er seine Zigarette ausdrückte, hörte er ein weibliches Stöhnen. Es klang leidenschaftlich wie bei einer Frau kurz vor dem Orgasmus. Das ist Cathleen ... Lächelnd schüttelte Westmore den Kopf. Entweder spielt sie an sich rum oder hat einen Wahnsinnstraum . Vermutlich würden Nyvysk und Adrianne unterstellen, dass es am Einfluss der Villa lag, der Cathleen erregte und stimulierte.
    Westmore fragte sich, ob sie damit richtig lagen.
    Schließlich schlich er zurück in seine Zelle und legte sich wieder auf das Bett. Anfangs hatte er Nyvysks Idee mit den Trennwänden für albern gehalten – vor allem in einem so prächtigen Haus. Nun jedoch, angesichts der unerklärlichen Dichte, die auf ihm zu lasten schien, musste er zugeben, dass er es als durchaus angenehm empfand, im selben Raum wie die anderen zu schlafen.
    Er driftete erneut durch Schleier lebhafter, unangenehmer Traumfetzen in Richtung Schlaf, bevor er jedes Mal aufs Neue ruckartig erwachte. Belarius, Ionensignaturen und Infrarotumrisse. Nackte Frauen mit Piercings in Form von schwarzen, umgekehrten Kreuzen in den Brustwarzen ...
    Als er das nächste Mal hochschreckte, starrte er in die Dunkelheit, während sich sein Herzschlag zögernd verlangsamte.
    Jemand stand in seiner Zelle. Ein regloser menschlicher Umriss.
    Weitere Sekunden verstrichen in sprachloser Beklommenheit.
    »Ich kann nicht schlafen«, sagte Karen.
    Mit einem Atemstoß strömte jegliche Zurückhaltung aus ihm.
    »Komm her«, forderte er sie auf.
    Er machte ihr Platz und sie schlüpfte neben ihm unter die Decke. Westmore konnte nicht erkennen, was sie trug, doch es spielte keine Rolle. Einige Augenblicke lang beugte er sich über sie und legte ihr eine Hand auf die Wange, dann küsste er sie. Ihre Zungen berührten sich, sie teilten einen Atemzug ...
    Dann schliefen sie ein und hielten einander dabei in den Armen.
    Westmore träumte nicht.

Kapitel 13
    I
    »Westmore, richtig?«
    Westmore stand leicht überrumpelt an der Wand vor einem Schild, das verkündete: PSYCHIATRISCHE ANSTALT MIT BESONDEREN SICHERHEITSVORKEHRUNGEN! SÄMTLICHE SCHARFEN GEGENSTÄNDE VOR DEM BETRETEN BEIM PERSONAL ABGEBEN!
    »Ja, ich bin Westmore«, bestätigte er. »Ich habe zwar keinen Termin, aber mir wurde gesagt ...«
    »Ruhig.«
    Ihm wurde ein Korb gereicht, in den er Schlüssel, Kugelschreiber und dergleichen legte.
    »Die Brieftasche auch.«
    »Meine Brieftasche würde ich nun nicht gerade als scharfen Gegenstand bezeichnen.«
    »Hier drinnen gibt es Irre, die würden Ihre Brieftasche nur zu gern in die Finger kriegen.«
    »Wofür?«
    »Kreditkarten.«
    Westmore verstand nicht. »Wozu könnte jemand in einer geschlossenen psychiatrischen Anstalt eine gestohlene Kreditkarte verwenden?«
    »Die schlitzen sich andauernd die Kehlen damit auf.«
    Du meine Güte! Westmore packte sein Portemonnaie auf den Tisch und trat durch eine Schleuse mit Metalldetektor. Dann konnte er endlich einen Blick auf die Person erhaschen, die mit ihm redete, einen Mann um die 30 mit rasiertem Schädel, ernster Miene und der Statur eines Feuerhydranten. Auf dem Namensschild über seiner Brusttasche stand: WELLS – SICHERHEITSCHEF.
    Westmore wurde durch einen stillen Korridor aus glänzenden Fliesen geführt. »Sie sind also derjenige, der ...«
    »Ruhig.«
    Wells’ Stiefelabsätze klapperten über den Boden. »Was wissen Sie über Faye Mullins? Wissen Sie, was ihr fehlt?«
    »Nein, nicht wirklich. Was fehlt ihr denn?«
    »In allgemein verständlichen Begriffen? Drogen haben ihr die Rübe weich gekocht.«
    »Und etwas genauer?«
    »Drogeninduzierte monopolare schizoaffektive Schizophrenie und symbolhafte Wahnvorstellungen mit okkulten und sexuellen Gedankenmotiven.«
    Westmore verschluckte sich fast. »Was für eine Diagnose.«
    »Wir haben sie mit Beruhigungsmitteln ziemlich gut im Griff, in der Regel ist sie friedlich«, versicherte ihm Wells. »Meistens gibt sie nichts Zusammenhängendes von sich, sondern brabbelt nur wirres Zeug vor sich hin. Aber wenn Sie Glück haben, bekommen Sie vielleicht trotzdem etwas aus ihr heraus.«
    »Hat sie je über etwas geredet, das mit Astronomie zu tun hat? Etwas von einem

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