Flesh Gothic (German Edition)
erkennen.
»Verdammt, ich dachte schon, Sie lassen mich hängen«, sagte Clements, der sich im Schatten verbarg. Connie stand neben ihm, aber Westmore überraschte viel mehr, dass er vier weitere Männer sah, die Jeans, Stiefel und T-Shirts trugen. Jeder hatte eine Schaufel über der Schulter.
»Wer sind diese Leute?«
Als Clements an seiner Zigarette zog, tauchte die aufleuchtende Glut sein Gesicht in Orange. »Sie haben gesagt, dass Sie Hilfe brauchen, um ein Grab aufzuschaufeln. Hier ist die Hilfe. Jüngere Leute mit Muskeln. Sie und ich sind zu alt für so einen Kram.«
Du vielleicht!, dachte Westmore halbherzig. In Wirklichkeit jedoch empfand er große Erleichterung.
Clements stellte die anderen vor. »Higgins, Schichtleiter bei der Polizei von Shreveport; Butler, stellvertretender Kreisabgeordneter für öffentliche Sicherheit; und mein Neffe Skibiniski aus der Bezirksverwaltung – er war einer meiner Schüler, als ich an der Akademie unterrichtet habe. Und das hier ist mein anderer Neffe Jimmy Wells, den Sie heute schon kennengelernt haben.«
Der Kerl aus der Klinik, erkannte Westmore. Er tauschte ein Nicken mit den anderen Männern aus, dann sagte Clements: »Gehen Sie vor. Alle mal herhören: Leise sein und innerhalb der Baumgrenze bleiben. Und versucht, euch nicht wie die verfluchten Deutschen anzuhören, wenn sie nach Stalingrad einmarschieren.«
Westmore führte die Gruppe vorsichtig um das Gelände herum auf die andere Seite des Hauses. Das Zirpen von Grillen folgte ihnen und war ähnlich drückend wie die Luftfeuchtigkeit. »Hier lang ...« Die nächtlichen Umgebungsgeräusche wurden lauter, als sie den überwucherten Pfad betraten.
Wells stieß ihn mit dem Ellbogen an. »Ihre Freundin hat nach Ihnen gefragt.«
»Wer? Faye Mullins?«
»Ja, gegen elf. Meine Schicht ging gerade zu Ende. Ich habe einer der Pflegerinnen geholfen, die Medikamente für die Nacht zu verteilen. Mullins ist aufgewacht, hat mich angesehen und nach Ihnen gefragt.«
Westmore runzelte die Stirn. »Was hat sie denn genau gesagt?«
»Sie meinte, sie hätte Sie gerade gesehen.«
»Hä? Wo?«
Wells kicherte. »In einer Bibliothek.«
Wo ich geschlafen habe ... Westmore ließ sich nichts anmerken.
»Dann sagte sie, ich soll Sie fragen, ob Sie die Schublade im Tisch gefunden haben.«
Westmores Magen krampfte sich jäh zusammen.
Wells kicherte erneut. »Diese Psychos sind schon der Brüller, oder?«
»Ja ...«
Westmores Augen waren immer noch damit beschäftigt, sich an die Lichtverhältnisse zu gewöhnen. »Hat jemand eine Taschenlampe? Ich kann nicht sehen, wo Hildreths Grabstein ist. Es ist zu dunkel.«
Aber die jüngeren Männer waren schon durch das Tor gestapft und suchten die Grabmale mit dem gebündelten Licht ihrer Stablampen ab. »Hier«, sagte einer von ihnen.
»Bleiben wir ihnen aus dem Weg«, riet Clements und zog Connie und Westmore beiseite. Das Geräusch von Schaufeln, die auf Erde trafen, war zu hören. »Ich wette, die haben das Grab innerhalb von zehn Minuten freigelegt.«
Connie stand da und rieb sich die Augen. Sie wirkte nervös und elend. Im Mondlicht sah ihr Gesicht noch blasser aus. Clements schlang einen Arm um sie und gab ihr eine Tablette. »Nimm jetzt noch eine, das lindert die Symptome.«
Sie nickte, schluckte die Pille und spülte sie mit etwas Limonade hinunter.
»Was war das?«
»Ein verschreibungspflichtiges Medikament, das die Entzugserscheinungen von Crack lindert. Ich komme über die beste Freundin meiner Schwester jederzeit an das Zeug ran.«
»Apothekerin?«
»Nein, sie leitet das hiesige Rehazentrum.«
Westmore verdrehte die Augen.
Tatsächlich dauerte es nicht einmal zehn Minuten, bis Wells verkündete: »Wir haben den Sarg freigelegt, Bart. Sollen wir ihn aufmachen?«
»Das übernehmen wir«, gab Clements zurück. »Lasst zwei Schaufeln da, damit wir das Loch hinterher wieder auffüllen können. Ihr bewegt jetzt eure Ärsche hier weg und fahrt zu mir nach Hause. Dort warten zwei eisgekühlte Kästen Bier auf euch.«
Westmore dankte den anderen Männern aus der Ferne, als sie nacheinander den Friedhof verließen und in der undurchdringlichen Dunkelheit verschwanden. Dann standen sie zu dritt beklommen schweigend da. Wir sind im Begriff, ein Grab zu öffnen. Wer mag da drinliegen? Westmore trat an das Loch heran und spähte in die Tiefe.
»Connie, leuchte mal hier runter, ja?« Clements stieg mit einem Brecheisen hinab, während Connie mit dem schmalen Strahl der
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