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Flesh Gothic (German Edition)

Flesh Gothic (German Edition)

Titel: Flesh Gothic (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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Stimmung in der Villa von sich abfallen zu lassen; das Gefühl, dass etwas in der Luft lag, auf ihr lastete und sie beobachtete, war übermächtig. Diese Empfindung erwies sich draußen als unvermindert stark, ungeachtet des Grases, der kitzelnden Sonnenstrahlen und des tiefblauen Himmels. Sie konnte sich weder drinnen noch draußen davon frei machen. Es liegt bloß an mir, hoffte sie und kehrte ins Haus zurück.
    Im Hauptflur starrten sie Porträts und nachdenklich wirkende Büsten an. Als sie das Atrium betrat, hörte sie einige der anderen in der Küche miteinander reden. Anscheinend pflegten sie gerade etwas, das normalem gesellschaftlichem Umgang zumindest nahekam. Adrianne wollte damit nichts zu tun haben. Zwar mochte sie die anderen, dennoch wollte sie jetzt nicht in ihrer Nähe sein – sie konnte es nicht. Andere Menschen empfand sie als störende Ablenkung, insbesondere vor einer Spritztour. Sie musste sich konzentrieren. Sie musste in ihrer Zone bleiben.
    So ging sie weiter bis hinauf in die Kommunikationszentrale, wo Nyvysk einen Großteil seiner Zeit verbrachte. Die Wiedergaben auf den verschiedenen Monitoren übten weder eine Faszination auf Adrianne aus, noch jagten sie ihr Angst ein. Sie waren ihr schlicht gleichgültig. Infrarotumrisse und Ionensignaturen von Gestalten in Räumen ohne körperliche Präsenzen. Adrianne kritzelte eine kurze Notiz für Nyvysk, damit wenigstens irgendjemand wusste, was sie für diesen Tag geplant hatte.
    ICH UNTERNEHME HEUTE EINE ASTRALWANDERUNG, WAHRSCHEINLICH AUF DEM DACH. BIN NICHT SICHER, WANN ICH FERTIG SEIN WERDE – ADRIANNE
    Sie klebte den Zettel an einen der Monitore und ging.
    Als sie das Büro passierte, hörte sie Westmore auf seiner Tastatur herumhämmern, ging aber vorbei, ohne Hallo zu sagen. Im Augenblick wollte sie mit niemandem reden, zumindest mit niemandem, der lebte oder sich auf dieser Existenzebene aufhielt.
    Die einzige Entität, mit der sie reden wollte, war Jaemessyn, der offenbar den Torwächter des Tempels verkörperte. Denn sie wusste, dass sie nur mithilfe dieses gefallenen Engels unter Umständen Zugang zu Belarius erlangen konnte.
    Das ist perfekt, dachte sie eine Weile später. Sie hatte hierhingewollt, nur hatte sie den genauen Weg bisher nicht gefunden. Nachdem sie einigen weiteren Treppenfluchten nach oben gefolgt war, trat sie auf ein Dach mit Brüstung hinaus. Dort befand sich eine verlockende Sonnenterrasse mit einem Clubsessel und einem Sonnenschirm. Ja. Das ist sehr gut ...
    Adrianne legte sich auf den Klubsessel und entspannte. Der Sonnenschirm spendete ihr Schatten. Wovor habe ich Angst?, fragte sie sich nach einigen Minuten.
    Nichts von dort drüben konnte ihr hier auch nur das Geringste anhaben.
    Sie schluckte eine Lonolox, schloss die Augen und murmelte ihre Vorbereitungsgebete.
    II
    Westmore fühlte sich verkatert, als er aus dem Bett stieg . Moment mal , dachte er. Ich trinke doch nichts mehr . Das schreckliche Gefühl musste von den Leichen stammen, die er in der vergangenen Nacht gesehen hatte. Vielleicht lag Clements richtig und ihre Ausdünstungen waren tatsächlich giftig. Aber zumindest gab er dem anderen mittlerweile recht: Es würde besser sein, mit der Meldung des Leichenfunds an die Polizei noch einen Tag zu warten. Mehr Zeit, um herauszufinden, was an diesem Ort wirklich vor sich geht . Inzwischen wollte Westmore es unbedingt wissen. Noch sollte ich nicht auspacken .
    Wörter nagten an ihm, während er lustlos seine Arbeit fortsetzte, Wörter in der Stimme von Faye Mullins ...
    Sie werden das Haus in einen großen Schlund verwandeln, der Sie fressen wird .
    Westmore verdrängte alle Gedanken aus dem Kopf. Er legte eine der DVDs ein, die er in der kleinen Bibliothek gefunden hatte, und starrte stumpfsinnig auf den Bildschirm. Es schien sich um denselben Dreck wie immer zu handeln. Männer, die Sex mit Frauen hatten, offenbar nur um dem Zuschauer zu beweisen, dass sie einen geilen Abgang hinbekamen. Aber er konnte die mahnende Stimme von Faye nicht abschütteln.
    Er wird Sie alle einsaugen und verschlingen .
    Westmore riss die Augen auf und sah genauer hin. In der nächsten Szene erkannte er den männlichen »Star«, der eine Blondine heftig rannahm, die von Drogen benebelt wirkte.
    Es war Mack.
    Zunächst schockierte es ihn, aber ... warum sollte es? Mack hatte schließlich offen eingestanden, in der Vergangenheit tiefer in die Branche verstrickt gewesen zu sein. Pornografie in Los Angeles. Na schön. Und weiter?

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