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Flesh Gothic (German Edition)

Flesh Gothic (German Edition)

Titel: Flesh Gothic (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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auch nicht. Es gibt da so Kleinigkeiten wie das landesweite Gesetz über Verschlusssachen und den bundesstaatlichen Verschwiegenheitseid.«
    Cathleen grinste. »Ich weiß. Ich hab bloß mit dir gespielt. In Wirklichkeit bin ich neidisch.«
    Die Bemerkung verdutzte Adrianne. »Worauf, um Himmels willen?«
    »Ich leiste keinen wertvollen Beitrag für unser Land. Du schon. Ich verbiege bloß Löffel und glotze in Kristalle, um die Zukunft vorauszusagen. Übrigens, wie geht es Peggy Falco? Hab schon seit Jahren nichts mehr von ihr gehört.«
    Weitere Dunkelheit stahl sich in Adriannes Geist. »Sie hat letztes Jahr an Weihnachten Selbstmord begangen. Die letzten zwei Jahre konnte sie nicht mehr laufen und spürte in der linken Körperhälfte nichts mehr.«
    »Oh Gott. Tut mir leid.«
    »Sie war gierig, viel zu machtversessen und hat sich dabei übernommen. Aber sie war die Beste der Welt.«
    »Jetzt bist du das.«
    »Nein. Du solltest mal einige der jungen Leute sehen, die sie neuerdings anschleppen. Da ist ein Junge, der ist erst 14 und kann ...« Doch an der Stelle verstummte Adrianne plötzlich. Ihr wurde klar, dass sie zu viel redete.
    »Tut mir leid. Ich hätte nicht so neugierig sein sollen.« Cathleen setzte das erste strahlende Lächeln auf, seit sie Platz genommen hatte. »Aber es ist schön, dich zu sehen. Ich wollte dich nicht volllabern. Ich weiß ja, dass du am liebsten deine Ruhe hast, nicht gern plauderst und so. Es ist bloß schön ... neben jemandem zu sitzen, den ich kenne.«
    »Ja, finde ich auch, und es ist auch schön, dich zu sehen«, gab Adrianne zurück.
    Cathleen stieß gedehnt den Atem aus und rieb sich die Augen. »Gott ...«
    »Anstrengende Nacht?«
    »Ja«, erwiderte Cathleen nur.
    Eine Flugbegleiterin mit affektiertem Gehabe leierte die allseits ignorierten Sicherheitsanweisungen vor dem Start herunter. Adrianne ließ ihre Worte zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus. Sie zog es vor, sich auf das gleichmäßige Geheul der Turbinen zu konzentrieren. Es interessierte sie nicht, wo sich der Notausgang befand, weil sie keine Angst vor dem Tod hatte. Sie wusste, dass es einen Himmel gab, denn sie hatte schon mehrmals flüchtige Blicke darauf erhascht.
    Adrianne fragte sich, ob ihr das Haus in Florida nun auch einen Blick in die Hölle bescheren würde.
    V
    Clements vermochte nicht genau zu sagen, weshalb er die Villa so beschreiben würde. Es ging lediglich von einer Eingebung aus, von einem Bauchgefühl.
    Die Villa sah wie der Inbegriff des Wahnsinns aus.
    Die Gebäudefront war bestimmt 50 Meter breit. Das graue Steinwerk der Außenmauern erstreckte sich über fünf Geschosse. Grauer Schiefer bedeckte das steil geneigte Dach. An den Regenrinnen und Brüstungen rankten sich aufwendige Zierelemente aus Gusseisen entlang. Sogar die Abflussrohre und Traufen wiesen Spitzbögen und Lilienornamente auf.
    Alles grau.
    Wenn Trostlosigkeit eine Farbe besaß, dann diese.
    Die Vorderseite präsentierte sich als Ansammlung schießschartenähnlicher Bleiglasfenster mit Sprossen. Die meisten der Scheiben wirkten schwarz. Über der Mittelmauer ragten zwei zylindrische Schornsteine wie Hörner auf.
    Clements schauderte.
    »Stört dich doch nicht, wenn ich kiffe, oder?«, fragte das Mädchen und hielt eine Crack-Pfeife hoch.
    Clements’ Blick schweifte von seinem Fernglas zu ihrem Gesicht. Allein der Gedanke verärgerte ihn so sehr, dass er am liebsten gebrüllt hätte. »Doch, es stört mich sogar sehr.«
    »Warum?«
    »Weil es gegen das Gesetz verstößt, verdammt noch mal.«
    »Nutten aufzugabeln, verstößt auch gegen das Gesetz.«
    Er spitzte den Mund. Noch nie im Leben hatte er eine Frau geschlagen, aber in dieser Sekunde verspürte er den impulsiven Drang, sie mit aller Kraft zu ohrfeigen. »Das ist etwas anderes ...«
    »Ja, klar«, erwiderte sie lachend und schob die Pfeife zurück in die Tasche ihrer Shorts.
    »Die Leute, von denen du das Zeug kaufst, sind dieselben Leute, die es auf Spielplätzen an Neunjährige verhökern. Dieselben Leute, die wollen, dass die Armen in ihren Gettos bleiben, dieselben Leute, die dich versklavt haben. Und weißt du was? Diese Leute beziehen ihren Nachschub von Kartellen in Südamerika, die Hunderte von Millionen an die Typen weitergeben, die das World Trade Center zum Einsturz gebracht und dabei um die 4000 Menschen getötet haben. Denk mal darüber nach. Jedes Mal, wenn du dir für einen Zwanziger Stoff kaufst, gehen ein, zwei Cent davon an Psychopathen, die

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