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Flesh Gothic (German Edition)

Flesh Gothic (German Edition)

Titel: Flesh Gothic (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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mit Vorliebe Frauen und Kinder umbringen.«
    Die Hälfte der Tirade hörte sie gar nicht. Ihre blutunterlaufenen Augen starrten hinaus in die Nacht.
    Clements hob den Zeiss-Feldstecher wieder an und beobachtete die Front des Hauses. Die Sonne ging unter und tünchte die Fassade in Orangetöne, als stünde sie in Flammen. Vermutlich würden bald die Scheinwerfer auf dem Grundstück eingeschaltet werden. Falls nicht, hatte Clements auch ein Infrarotfernglas und ein Restlichtzielfernrohr dabei. Er wollte unbedingt sehen, ob die Männer etwas ins Freie schleppten.
    »Wer sind diese Typen?«, fragte das Mädchen.
    Clements hatte ihren Namen vergessen, weil sie alle ähnlich hießen. Lola, Lolita, Candy, Kitty. In dieser Nacht würde er nicht einmal eine Nummer schieben; für gewöhnlich schenkte er jungen Frauen wie ihr mehr Aufmerksamkeit. »Schädlingsbekämpfer«, antwortete er und starrte weiter durch das helle Sichtfeld auf das Gebäude.
    »Und wartest du auf die?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Du stellst zu viele Fragen.«
    Wie die meisten ihrer Zunft war sie eine halb verhungerte Bordsteinschwalbe, aber sie hatte trotz der eingefallenen Wangen, der tief in den Höhlen sitzenden Augen und der mageren Figur ihr gutes Aussehen noch nicht komplett eingebüßt. Nuttenattraktivität, so nannte Clements es. Er stand einfach darauf, war regelrecht süchtig danach. Nur stammte seine Droge anders als bei dem Mädchen nicht aus einer Pfeife. Clements kam nicht dagegen an. Er war immer anständig zu ihnen, setzte sie stets dort ab, wo sie wollten, und bezahlte für ihre Dienste sogar etwas mehr als den gängigen, ohnehin denkbar niedrigen Preis. Straßenhuren waren seine Leidenschaft.
    Sie rieb sich die Oberarme, sehnte sich nach der Pfeife. »Hör mal, du hast mir einen Hunderter für die Stunde gegeben und das ist gutes Geld, aber ...« Sie deutete auf die Uhr am Armaturenbrett. »Du hast noch 15 Minuten. Wenn du für den Hunni also noch Action willst, dann sollten wir besser langsam anfangen.«
    Kurz senkte er das Fernglas, um sich eine Zigarette anzuzünden. »Ich hab’s dir doch schon gesagt, hier geht’s nicht um Sex, ich will nur, dass du redest.« Sein Blick wanderte zurück zum Haus. »Über den Ort da drüben.«
    »Ich habe dich ständig rumfahren gesehen, aber du hast mich nie aufgegabelt. Dann haben mir die anderen Mädels erzählt, dass du ein toller Freier bist ...«
    Beinahe hätte er aufgelacht. »Danke.«
    »Jetzt hast du mich und willst nichts von mir.«
    »Ich will etwas über das Haus und das Mädchen auf dem Bild wissen.«
    »Darüber hab ich dir so ziemlich alles erzählt ...« Ihre Aufmerksamkeit schien abzuschweifen. »Woher hast du überhaupt gewusst, dass ich dort war?«
    Clements blies geisterhaft anmutenden Rauch durch das Fenster hinaus. Da kein Lüftchen wehte, verharrte die Dampfwolke unbewegt – wie ein körperloses Gesicht, das ihn anstarrte. »Eines der anderen Mädchen hat mir davon erzählt.«
    »Welches?«
    Clements seufzte. »Lola, Lolita, Candy, Kitty – irgendetwas in der Art.«
    »Na ja, ich hab’s dir ja schon gesagt, ich hab das Mädchen, diese Debbie, nur einmal gesehen.«
    » Dieses Mädchen?«, ließ Clements sie klarstellen, indem er ihr erneut das Foto zeigte. »Bist du sicher? «
    Schwerfällig richtete sie den Blick darauf. Mittlerweile hatte sie die Hände auf den Knien und wippte damit auf und ab. »Ja.«
    »Was hat sie gemacht? Sexuellen Kram?«
    »Nein. Es war komisch. So viele Leute liefen da drin nackt oder kaum bekleidet rum, aber dann sah ich sie die Treppe runterkommen und sie trug so ’n Businesskostüm wie eine Lady auf der Wall Street.«
    »Hatte sie etwas mit Hildreths Pornofirma zu tun?«
    »Keine Ahnung.«
    »Hast du gesehen, wie sie Drogen einwirft?«
    »Nein. Nicht das eine Mal, als ich sie gesehen hab. Einer der Kerle hat mich und die anderen Mädchen ...«
    »Die anderen Prostituierten?«
    »Ja. Er hat uns in unser Zimmer gebracht. Er nannte es irgendeinen Salon. Jedenfalls hatte es wie viele von den Räumen einen Namen und war oben im dritten Stock. Dann hielt uns das Mädchen – Debbie – kurz an und wollte wissen, ob wir irgendetwas brauchen. Sie schien nett zu sein. Brachte uns ein paar Wasserflaschen, und das war’s. Das war das erste und einzige Mal, dass ich sie gesehen hab.«
    »Wie oft bist du insgesamt in dem Haus gewesen?«
    »Sechs oder sieben Nächte.«
    »Wie hast du von dem Haus und dem Job erfahren?«
    »Von Brandy.«
    Eine der drei

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