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Flesh Gothic (German Edition)

Flesh Gothic (German Edition)

Titel: Flesh Gothic (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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Antworten gelingen würde.
    Und sie fragte sich, wer sie finden würde, sobald sie in den Theta-Schlaf fiel ...
    Adrianne? Oder Hildreth?
    VI
    Westmore und Mack trennten sich für die Suche nach Willis. Glaube ich wirklich, dass er Adrianne umgebracht hat? , fragte er sich. Vermutlich hatte er es nicht getan – wahrscheinlich war sie selbst gesprungen. Sie war von Natur aus labil – und dann wurde es hier in der Villa einfach zu viel für sie . Die ganze Gruppe bestand aus labilen Leuten.
    Und trotzdem ...
    Er malte sich in Bezug auf Willis den schlimmstmöglichen Fall aus. Falls ihn jemand getötet hatte ... Wo befand sich der beste Platz, um die Leiche verschwinden zu lassen?
    Die verborgenen Gänge?
    In zwei Stunden würde er ohnehin durch diese Gänge laufen müssen, um Clements hereinzulassen. Westmore steuerte den Vorhang an, trat hindurch und war mit einem Mal sehr froh darüber, dass er Macks Pistole in der Tasche hatte. Er durchstreifte das gesamte Netzwerk der schmalen Korridore, verwundert darüber, dass er sich nicht zu Tode fürchtete. Die tulpenförmigen Wandleuchten erhellten den Weg, aber nur schwach. Was, wenn er um eine Ecke bog und dort jemand stand, der ihn anstarrte?
    Halt die Klappe!, schimpfte er mit sich selbst.
    Als er die kleine Bibliothek erreichte, war er unterwegs auf nichts Verdächtiges gestoßen – zumindest auf nichts, was man in einem Geheimgang verdächtig nennen konnte. In der offensichtlich kaum benutzten Bibliothek breitete sich der Staub ungehindert aus. Die einzigen Fußabdrücke in der Schicht auf dem Boden stammten eindeutig von ihm selbst.
    Ich kehre wohl besser zurück zu den anderen, dachte er. Das ist reine Zeitverschwendung .
    Westmore wandte sich zum Gehen, hielt dann aber inne.
    Etwas auf dem Boden.
    Er starrte hinab.
    Plötzlich erkannte er deutlich einen weiteren Satz Fußabdrücke. Waren sie vorher schon da gewesen?
    Es handelte sich um Spuren nackter kleinerer Füße ...
    Offensichtlich die einer Frau, erkannte Westmore.
    Sein Blick folgte den Abdrücken den kurzen Gang hinab zur versteckten Ausgangstür.
    Als Westmore in die frei zugänglichen Räume der Villa zurückkehrte, kreisten ihm Fragen durch den Kopf. Wer weiß von dem verborgenen Ausgang?
    Wahrscheinlich niemand aus der Gruppe, aber was war mit Mack und Karen? Sie kamen durchaus infrage.
    Stammten die Abdrücke von Karen?
    Es war unmöglich festzustellen, aber einen Moment später nahm er etwas anderes wahr ...
    Ein Schrei mit dem schrillen Klang einer Schiedsrichterpfeife hallte die Treppen herab.
    Und er stammte eindeutig von Karen.
    Westmore rannte die Stufen hinauf – zwei Treppenfluchten, das spürte er –, dann empfing ihn im dunklen Flur ein weiterer Schrei.
    Das Büro , erkannte er und lief dorthin.
    Die anderen – Cathleen fehlte – hatten sich hinter dem Schreibtisch versammelt. Nyvysk redete auf Karen ein. Sie wirkte gebrochen, der Rest der Gruppe sah blass aus und starrte auf den Boden.
    »Was ist los?«, wollte Westmore wissen.
    »Karen hat Willis gefunden«, antwortete jemand.
    Die Leiche des Taktionisten war unter den Schreibtisch gepfercht worden.
    »Großer Gott. Was ist mit ihm passiert?«
    »Anscheinend erwürgt«, sagte Nyvysk. »Sehen Sie die Strangulationsmale an seinem Hals?«
    Der düstere Anblick, der sich Westmore bot, wirkte wie aus einer anderen Welt. Willis’ Gesicht war blau angelaufen und rosa marmoriert, die Augen quollen fast aus den Höhlen.
    »Bei Adrianne wissen wir es nicht mit Sicherheit, aber ich würde sagen, niemand kann bestreiten, dass wir es hier mit einem Mord zu tun haben. Schrecklich!«
    »Mord«, ergänzte Nyvysk, »oder ein versehentliches Opfer.«
    »Soll das heißen, die ›Ladung‹ des Hauses wird stärker? Verstehe ich das richtig?«, fragte Westmore.
    »Das verstehen Sie völlig richtig.«
    »Scheiß auf den ganzen Dreck«, fluchte Mack. »Wer hat Willis zuletzt lebend gesehen?«
    Niemand antwortete ihm.
    Nach einer unangenehmen Phase des Schweigens ergriff Nyvysk das Wort. »Stand der Tresor gestern nicht offen? «
    Alle schauten zur Wand. Ich glaube schon, dachte Westmore. Ich habe ihn offen gelassen, als ich den Zettel fand ...
    Nun war er wieder geschlossen.
    Westmore rüttelte am Riegelgriff.
    Er bewegte sich nicht.
    Er stellte am Kombinationsknopf das neunstellige Akrostichon ein, drehte den Riegel und öffnete den Tresor.
    Im Inneren lag ein einziger, ziemlich unscheinbarer Gegenstand: der Gürtel von Patrick Willis.
    VII
    Nyvysk

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