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Flesh Gothic (German Edition)

Flesh Gothic (German Edition)

Titel: Flesh Gothic (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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standen die Nackenhaare hart wie Stacheldraht zu Berge, als er die Gaussmeter in das Südatrium schleppte und sie dort an die Steckdosen anschloss, um sie aufzuladen. Er richtete sie in verschiedenen Winkeln nach außen und verband sie mit der Prozessoreinheit, die er mit dem Fernseher verkabelt hatte. Kann nicht schaden, auch hier unten einige Messungen durchzuführen .
    Aber er konnte sich nicht richtig konzentrieren.
    In seinem Hals kribbelte es.
    Es war das Gefühl, das sie alle in den letzten Stunden kennengelernt hatten: Die Ladung des Hauses stieg unaufhaltsam an. Daran bestand kein Zweifel. Adriannes Tod hatte dazu ebenso beigetragen wie der von Willis. Dann gab es da noch die Frau vom Schlüsseldienst, die sicherlich auch nicht mehr unter den Lebenden weilte, obwohl ihre Leiche bislang noch nicht aufgetaucht war.
    Es sammelt sich Wiedergängerenergie ... Er betrachtete die Gaussmeter und erkannte die Metapher. Die Villa lädt ihre EIGENEN Batterien für eine gewaltige Entladung auf, die Hildreth seit langer Zeit plant – vielleicht schon seit JAHREN. Was immer das eigentliche Ereignis sein mag, die Lunte dafür hat er am 3. April angezündet. Und diese Lunte erreicht das Pulverfass in ...
    Er blickte auf die Uhr: 01:15 Uhr ...
    In weniger als fünf Stunden .
    Er hatte die Gaussmeter aus dem Scharlachroten Zimmer geholt, um die mobilen Akkus aufzuladen. Wo soll ich es als Nächstes damit versuchen?, überlegte er. Das Scharlachrote Zimmer müsste eigentlich die besten Wiedergängerbilder liefern ... bislang herrschte diesbezüglich allerdings Fehlanzeige. Nach den ganzen Morden wäre zu erwarten gewesen, dass es vor Restenergie nur so strotzte. Aber die Messungen, die er bisher durchgeführt hatte, waren kaum stärker als in anderen, gewöhnlicheren Bereichen der Villa gewesen. Höchstwahrscheinlich werden sie sich noch beschleunigen, dachte er, als die Akkus fertig angeschlossen waren. Sobald sich die Villa dem Ziel nähert, auf das sie zusteuert .
    Sie steuerte auf etwas zu – so viel stand für ihn fest. Nun richteten sich auch die Härchen an seinen Armen auf. Selbst seine Zahnfüllungen schienen leicht zu vibrieren.
    »Nyvysk«, hörte er eine Stimme.
    Ein aufgeregtes Flüstern.
    Er hatte es so flüchtig vernommen, dass er glaubte, es wäre in seinem Kopf entstanden. Dann:
    »Mein Liebster ...«
    Nun füllte die Stimme den Raum aus und er wusste, zu wem sie gehörte.
    Saeed ...
    Sie schien aus der Kommunikationsanlage zu kommen, aber als er sich dem Lautsprecher näherte, kam sie plötzlich aus einer anderen Richtung.
    »Wir können so zusammen sein, wie es uns im Leben nie vergönnt war.«
    Erneut drehte Nyvysk sich um.
    Ihm blieb keine Zeit, um viel zu erkennen, dafür hörte er noch etwas.
    »Komm zu mir in diesen wundervollen Tod ...«
    VIII
    Es ist gleich so weit , dachte Westmore.
    Zehn Minuten vor zwei.
    Er ging zurück durch die geheimen Gänge und als er in die kleine Bibliothek gelangte, stellte er fest, dass die Abdrücke immer noch vorhanden waren. Spuren von nackten Frauenfüßen, die hinaus, aber nicht wieder hereinführten. Das bilde ich mir nicht ein , ging ihm durch den Kopf.
    Aber die Abdrücke konnten doch auch alt sein, oder? Eine der Pornodarstellerinnen konnte sie bereits vor den Morden hinterlassen haben. Daran hab ich noch gar nicht gedacht ...
    Allerdings war er davon auch nicht wirklich überzeugt.
    Als er die verborgene Tür öffnete, setzte sein Herz für einen Schlag aus. Eine Gestalt stand vor ihm.
    »Ich hoffe, Sie haben sich meinetwegen nicht in die Hose geschissen.« Es war Clements, der ein verschmitztes Lächeln im Gesicht und einen kleinen Rucksack auf dem Rücken trug. Der ehemalige Polizist sah auf die Uhr. »Sie kommen genau pünktlich.«
    Verdammter Penner . Westmore entspannte sich wieder. »Was ist in dem Rucksack?«
    »Taschenlampen, Werkzeug, Schießeisen.«
    Keine Thermoskanne mit Kaffee? »Wo ist Connie?«
    »Draußen beim Auto.« Clements überprüfte das Magazin einer außerordentlich großen Pistole, bevor er die Waffe wieder unter seinem Hemd verschwinden ließ. »Sie hat eines meiner anderen Handys – ich rufe sie an, sobald wir Debbie gefunden haben, dann kommt sie mit dem Wagen her und bringt das Mädchen und Sie zu meinem Haus.«
    Westmore kratzte sich am Kopf. »Wo werden Sie sein?«
    »Hier. Um nach Hildreth zu suchen – falls wir ihn nicht zuerst finden. So oder so, er beißt heute Nacht ins Gras.«
    Westmore widersprach dem Mann nicht.

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