Fliedernächte: Roman (German Edition)
stehen und sah ihn an. »Ich hab stundenlang gewartet. Jetzt bist du mit Warten dran. Und danke für die gottverdammten Blumen.«
Mit diesen Worten entschwand sie und ließ einen verwirrten und zum zweiten Mal an diesem Tag total genervten Ryder zurück.
17
Um nicht ständig über Ryder nachzudenken, schnappte Hope sich ihre Stehleiter, baute alle Lüftungsfilter aus, reinigte sie gründlich und setzte sie anschließend wieder ein. Und nach Abschluss dieser stundenlangen Arbeit ging sie an den Schreibtisch in ihrem Büro, um den Papierkram zu erledigen.
Sie hatte sich offenbar fälschlicherweise eingebildet, bloße Leidenschaft reiche als Grundlage für eine engere Beziehung aus.
Doch jetzt war überdeutlich zutage getreten, dass es zwischen ihnen keinerlei Gemeinsamkeiten gab, dass sie völlig unterschiedlich dachten und strukturiert waren.
Mit einem Mann, der absolut nicht nach ihren Gefühlen, Bedürfnissen und Fähigkeiten fragte, sondern einfach draufloshandelte, konnte sie auf Dauer nicht zusammen sein. Ein solches Verhalten betrachtete sie als Respektlosigkeit – und daran änderte auch die gut gemeinte Absicht nichts.
Deshalb sollten sie lieber zurückrudern, bevor die ganze Sache noch komplizierter würde.
Zur Ablenkung würde sie sich in ihre Arbeit stürzen und die Suche nach Billy intensivieren. Die beiden letzten Nächte hatte sie bereits damit begonnen, denn seit ihrem Streit ließ Ryder sich nicht mehr bei ihr blicken.
Obwohl er sich nach wie vor jeden Tag in greifbarer Nähe aufhielt.
Die Lieferung der Floristin unterbrach ihre Gedanken. Sie nahm die Sträuße entgegen und trug sie hinauf in die Zimmer, in denen neue Gäste erwartet wurden.
Als sie wieder herunterkam, trat gerade Avery durch die Tür.
»Ich hab erst geklopft«, entschuldigte sie sich.
»Ich war oben im Penthouse.«
»Hast du vielleicht eine Minute Zeit?«
»Natürlich. Ist etwas drüben im MacT’s?«
»Nein. Es bleibt dabei, dass übernächsten Donnerstag abends unsere Eröffnungsparty stattfindet, und offiziell mach ich am Freitag auf.« Avery legte die Hand auf ihren Bauch. »Mir wird ein bisschen schlecht, wenn ich daran denke, allerdings auf eine durchaus angenehme Art. Trotzdem bin ich wegen einer anderen Sache da. Ich glaube, ich hab das perfekte Hochzeitskleid für mich entdeckt.«
»Wo? Wann?«
»Im Internet, heute Morgen.«
»Im Internet? Aber …«
»Ja, ich weiß, dass du dir das anders vorgestellt hast. Nur fehlt mir für ausgedehntes Shopping die Zeit, vor allem angesichts der bevorstehenden Neueröffnung. Da hab ich echt alle Hände voll zu tun. Außerdem müssten wir auf Clare sowieso verzichten: Die fängt nämlich langsam an, ganz schön zu watscheln – sag’s bloß nicht weiter. Jedenfalls müssten wir uns einen gemütlichen Weiberausflug wie vor ihrer Hochzeit sowieso abschminken. Insofern, das musst selbst du zugeben, ist das mit dem Internet gar nicht so schlecht. Eigentlich wollte ich mich ja nur informieren, und dann entdecke ich dieses Kleid. Wahnsinn! Es ist nämlich ein absoluter Traum.«
Trotz Averys Euphorie hob die Freundin abwehrend die Hand. Sie kaufte zwar selbst viel im Internet, weil es unglaublich praktisch war, aber alles hatte seine Grenzen. »Du hast dir allen Ernstes dein Hochzeitskleid im Internet bestellt?«
»Noch nicht! Wofür hältst du mich? Ich würde nicht mal Knallbonbons für die Feier kaufen, ohne sie erst dir und Clare zu zeigen. Bei unserer Schwangeren war ich schon, und jetzt kriegst du das Wunder zu sehen.« Sie schwenkte ihr iPad durch die Luft. »Ich hätte euch natürlich einfach den Link schicken können, doch ich wollte eure Gesichter sehen.«
»Also gut. Dann zeig mal her.«
»Ich hab es markiert.«
»Vielleicht sollten wir uns erst mal setzen.«
»Du kannst mir ehrlich sagen, wenn’s dir nicht gefällt«, sagte Avery, als sie mit Hope in Richtung Küche ging.
»Was hat denn Clare gemeint?«
»Das verrate ich dir nicht. Schließlich sollst du dir eine eigene Meinung bilden.« Avery schwang sich auf einen Hocker, hielt den Atem an und hielt der Freundin das iPad hin.
Hope unterzog die Abbildung einer eingehenden Musterung. »Es ist wunderschön.«
»Das sind die meisten Brautkleider. Sie lassen einem die Augen übergehen, doch dieses hat mehr. Speziell für meine Bedürfnisse. Mir gefallen vor allem die Applikationen, die was hermachen, während der Schnitt eher schlicht ist. Was empfehlenswert ist in Anbetracht meiner eher geringen Größe.
Weitere Kostenlose Bücher