Fliedernächte: Roman (German Edition)
genau bedenke! Ach, verdammt, jetzt erzähl mir endlich von dem Gespräch zwischen Ryder und Baxter Wickham.«
»Nein.« Avery stand auf und schüttelte den Kopf. »Frag Ryder.«
Es war schon nicht leicht zu schlucken, dass die Freundin anderer Meinung war als sie, doch das fand sie jetzt ziemlich heftig. Sonst hatten sie schließlich nie Geheimnisse voreinander.
»Avery, bitte!«
»Nein. Und bevor ich weich werde, hau ich lieber ab. Ich liebe dich und werde dir deshalb nicht helfen, einer Sache auszuweichen, die du selbst klären musst. Vielleicht funktioniert es ja zwischen dir und Ry auf Dauer wirklich nicht, aber auch das kannst du nur herausfinden, indem du dich Problemen stellst und darüber redest.«
Hope starrte ihr betroffen hinterher, als sie zur Tür marschierte und verschwand.
»Ach verdammt.«
Wenn sie nicht bald erfuhr, was bei dem Gespräch herausgekommen war, verlor sie noch den Verstand. Und vielleicht hatte Avery tatsächlich – wenigstens zur Hälfte – recht. Trotz dieser wachsenden Einsicht widerstrebte es ihr, einfach zu Ryder zu gehen und ihn zu fragen. Und sie würde ihn bestimmt nicht um Verzeihung bitten, weil sie anderer Meinung war als er.
Am besten dachte sie noch einmal gründlich über alles nach. Es musste schließlich eine Lösung geben, bei der sie ihr Gesicht wahren konnte.
Was allerdings nicht hieß, dass sie stur oder beleidigt war.
»Und selbst wenn, hätte ich allen Grund dazu«, murmelte sie schlecht gelaunt, schnappte sich den vollen Müllbeutel und trug ihn hinters Haus.
Nachdem sie schon mal draußen war, zupfte sie gleich Unkraut, knipste ein paar welke Blüten von den Rosen ab und blickte scheinbar zufällig immer wieder zur Baustelle hinüber.
Ryder allerdings bekam sie nicht zu Gesicht, und sie wusste nicht so recht, ob sie erleichtert oder enttäuscht sein sollte. Denn bislang hatte sie keine Ahnung, wie sie aus der Sackgasse am elegantesten wieder herauskommen sollte.
Als sie ins Haus zurückgehen wollte, musste sie feststellen, dass die Tür verschlossen war. Obwohl sie sie, da war sie sicher, einen Spaltbreit offen gelassen hatte. Vielleicht gab’s irgendwo Durchzug, dachte sie und zog ihren Schlüssel aus der Tasche, schob ihn ins Schloss, um aufzusperren.
Lizzy.
Diese Spielchen hatten ihr gerade noch gefehlt. »Ach, hör auf«, schimpfte sie erbost, als sich die Klinke nicht bewegen ließ. »Lass mich gefälligst wieder rein.«
Nichts geschah.
Auch nicht am vorderen Eingang und an der Tür im ersten Stock. »Um Himmels willen, jetzt übertreib aber nicht.«
Hope stürmte zurück nach unten. Jetzt konnte sie nur noch hoffen, dass ein anderer Schlüssel funktionierte: der von Avery oder der von Carolee. Wutschnaubend wollte sie gerade zum Vesta hinüber, als Ryder ihr entgegenkam.
Er sah sie fragend an. »Gibt es irgendein Problem?«
»Nein … Ja, zum Teufel. Sie hat mich ausgesperrt.«
»Carolee?«
»Natürlich nicht. Lizzy. Ich bekomme mit meinem Schlüssel einfach keine einzige Tür auf.«
Wortlos nahm er ihr den Schlüssel ab, trat vor die erste Tür. Schob ihn mühelos ins Schloss und drehte ihn genauso mühelos herum.
»Jetzt funktioniert’s.«
»Das sehe ich.«
»Womit hast du sie denn verärgert?«
»Keine Ahnung. Ich bin mir keiner Schuld bewusst.« Sie riss ihren Schlüssel heftig aus dem Schloss und ging nach drinnen.
In diesem Moment schaltete sich von allein mit einem lauten Zischen der elektrische Kamin an, sämtliche Lampen blinkten, und die Tür des Kühlschranks knallte mehrmals nacheinander zu.
»Sieht aus, als ob sie ganz schön wütend wäre.« Ryder schob sich an Hope vorbei, die wie angewurzelt nach wie vor auf der Türschwelle stand.
Sofort kehrte vollkommene Ruhe ein.
»Hat das eben erst begonnen?«
»Ja, in dieser Minute. Ich weiß wirklich nicht, warum sie dermaßen sauer ist. Immerhin hab ich die letzten beiden Nächte mit der Suche nach diesem verflixten Billy zugebracht.«
»Anscheinend hat sie sich wieder beruhigt.« Doch als er sich zum Gehen wandte, fing das Ganze von vorne an.
Er schnappte sich die Fernbedienung des Kamins und schaltete das Feuer wieder aus. »Lass es gut sein, ja?«
Statt einer Antwort fiel die Eingangstür abermals ins Schloss.
»Vielleicht nimmt sie es übel, dass du dich in letzter Zeit nicht mehr hast blicken lassen«, meinte Hope.
Er legte die Fernbedienung auf den Tisch. »Ich hatte den Eindruck, dass die Hotelmanagerin mich nicht zu sehen wünschte.«
»Da irrst du
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