Fliedernächte: Roman (German Edition)
hast, mehr über sie und Billy in Erfahrung zu bringen.«
»Also gut. Ich werde mit dem toten Mädchen reden.«
»Geh nur ja respektvoll mit ihr um«, mahnte Justine.
»Meine entfernte Cousine, die über Catherine Darby schreibt, hat sich bei mir gemeldet«, fügte Hope hinzu. »Sie will mir alles schicken, was uns eventuell weiterhelfen könnte. Obwohl sie mir die Geschichte von dem Geist nicht wirklich glaubt und überdies findet, wir sollten uns lieber mit der anderen Schwester befassen. Und die Bibliothekarin der Schule in Philadelphia hat versprochen, im Nachlass von Catherine nach Hinweisen auf Eliza und die Reise nach Boonsboro zu suchen.«
Owen lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Dann hast du mehr erreicht als ich.«
»Falls aus diesen beiden Quellen eine Dokumentenflut sprudeln sollte, geb ich dir gerne was ab.«
»Wirklich nett von dir.«
In diesem Augenblick drangen die aufgeregten Stimmen heftig streitender Kinder aus dem Haus.
»Konnte ja nicht ewig gut gehen«, meinte Clare und wollte sich erheben, doch Beckett drückte sie sanft auf ihren Stuhl zurück.
»Überlass das mir.«
»Genieß es«, meinte Justine. »Schließlich werden Frauen nur während der Schwangerschaft derart verwöhnt. Außerdem hab ich Eis gekauft, mit dem ich die Jungs bestechen kann. Möchte sonst noch jemand eins?«
Sofort reckten sich fast alle Hände in die Höhe.
»Danke, für mich nicht mehr«, lehnte Hope ab. »Es ist allerhöchste Zeit, dass die arme Carolee in den verdienten Feierabend gehen kann. Danke für das Essen und für alles andere. Es war ein wirklich schöner Nachmittag.«
»So etwas sollten wir in Zukunft öfter machen«, schlug Justine vor. »Und halte mich bitte unbedingt auf dem Laufenden, was deine Recherchen angeht.«
»Ist doch klar. Also dann bis morgen und noch viel Spaß«, wünschte Hope und wandte sich zum Gehen.
Ryder trommelte mit einem Finger auf sein Bein und stand plötzlich auf. »Bin sofort wieder da.«
Als Owen statt einer Antwort übertrieben laute Kussgeräusche von sich gab, streckte er einfach den Mittelfinger aus.
»Meine Söhne haben wirklich Stil«, stellte Justine seufzend fest.
Kurz vor ihrem Wagen holte er sie ein. »Einen Augenblick.«
Strähnen wehten ihr ins Gesicht, als sie sich zu ihm umdrehte.
»Ab wann bist du Dienstag frei?«
»Ich schätze ab fünf, vielleicht eine halbe Stunde früher.«
»Das würde mir ebenfalls passen, wenn ich gleich bei dir duschen kann.«
»Du bist der Boss. Such dir einfach das schönste Bad aus.«
»Okay.«
Als er nichts weiter sagte, sondern einfach vor ihr stand und sie mit seinem ruhigen Blick unverwandt musterte, fragte sie mit schräg gelegtem Kopf: »Wie sieht’s aus? Bekomm ich keinen Abschiedskuss?«
»Wenn du möchtest«, sagte er und zog sie an sich.
Sein Kuss rief Atemlosigkeit, Schwindel, ein leichtes Zittern und vor allem Verlangen in ihr wach. Das perfekte Ende eines überraschend kurzweiligen Sommertags.
»So, jetzt müsstest du bist Dienstag durchhalten.«
Lachend schob sie sich hinter das Lenkrad ihres Wagens. »Hoffen wir, du hältst so lange durch. Bis dann.«
»Bis dann.«
Sein Blick folgte ihr, als sie wendete, kurz winkte und den Weg zur Hauptstraße hinunterfuhr. Er stand noch da, als sie nicht mehr zu sehen war und nur noch D.B. ergeben zu seinen Füßen saß und wie sein Herrchen scheinbar träumerisch in die Ferne schaute.
»Mein Gott, was hat die Frau an sich? Was ist es bloß?«
Ein wenig beunruhigt, weil er nicht wusste, was ihn Dienstag erwarten würde, kehrte er mit seinem Hund zurück zum Haus.
11
Es dauerte alles länger als erwartet, aber das war er gewohnt. Schließlich folgte jede Renovierung ihrem eigenen Zeitplan, und wenn man zwei Großbaustellen gleichzeitig betreute, konnte man die anfänglich angepeilten Termine mitunter vergessen.
Außer natürlich wenn man Owen hieß.
Ryder sah über den Parkplatz zu dem Haus hinüber, vor dem ein großer Kran stand. Das neue Dach würde dem Gebäude einen ganz anderen Charakter und eine größere Eleganz verleihen – selbst Leute, die nicht vom Fach waren, erkannten das bereits. Trotzdem interessierte ihn das im Moment herzlich wenig, denn nicht mehr lange und er würde Sex mit Hope haben.
Er öffnete die Tür des Hotels und schaute sich um. Alles war aufgeräumt, ohne steril zu wirken. Er stellte sich kurz vor, Gast in diesem Haus zu sein und es zum ersten Mal zu betreten. Ja, dachte er, es war ein Ort zum Verweilen und zum
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