Fliedernächte: Roman (German Edition)
zurechtgewiesen. »Finger weg und Hände waschen.«
Wenig später herrschte endlich Ruhe, als alle sich den Kartoffelsalat und das gegrillte Hähnchen schmecken ließen und die Hunde bettelnd danebensaßen und auf den ein oder anderen Bissen warteten. Nur Tyrone hatte sich auf Willys Schoß zusammengerollt und schien sich endlich sicher zu fühlen.
»Und wie viel von deinem Essen kriegt der Hund, dass er so auf dich abfährt?« Justine zog fragend die Brauen hoch.
»Also bitte, selbstverständlich bekommt er nichts vom Tisch. Er ist ein braver Junge – stimmt’s, mein Kleiner? Er bettelt nicht einmal.«
Tyrone stemmte seine Vorderpfoten gegen Willys breite Brust, wackelte begeistert mit dem Schwanz, fuhr mit der Zunge durch das bärtige Gesicht seines neuen Freundes und legte schließlich den Kopf auf seiner Schulter ab.
»Mir scheint, dass er dich adoptiert hat«, stellte Avery kopfschüttelnd fest.
»Mein erster Enkelhund«, sagte Willy B. gerührt.
»Dein erster eigener Hund, den du nachher mit nach Hause nimmst.«
»Ich kann dir doch nicht dein Hündchen wegnehmen, Avery.«
»Er hat sich offenbar entschieden, dass er dein Hündchen sein will. Ich erkenne Liebe auf den ersten Blick, wenn ich sie sehe, und dies ist ein solcher Fall. Er mag mich und wird mich vielleicht irgendwann sogar lieben, aber dich liebt er bereits jetzt. Und du ihn auch. Also nimm ihn mit.«
»Sie hat recht«, stimmte Owen zu. »Ihr beiden seid füreinander geschaffen.«
Als würde er verstehen, dass über sein Schicksal verhandelt wurde, drückte sich der Welpe noch enger an den großen Mann.
»Es wäre einfach nicht richtig, euch den …« Tyrone hob den Kopf und schaute Willy B. mit seinen großen Augen flehend an. »Seid ihr sicher?«
»Komm auf dem Weg nach Hause einfach kurz bei uns vorbei und hol seine Sachen ab. Betrachte es als zusätzliches Vatertagsgeschenk.«
»Ein schöneres Geschenk hat mir noch nie jemand gemacht. Wenn ihr es euch später anders überlegt …«
»Wir werden doch einer großen Liebe nicht im Wege stehen wollen.« Avery kraulte den kleinen Mops sanft zwischen den Ohren und sah ihren Vater lächelnd an.
Auch das war wahre Liebe, dachte Hope. Von der es zwischen den Menschen in dieser Runde jede Menge gab.
Nachdem der Tisch abgeräumt und die Jungs mit Glück in das Spielzimmer bugsiert worden waren, das Justine für sie eingerichtet hatte, konnte Hope endlich von der ereignisreichen Nacht im Hotel und von Lizzys Auftritt berichten.
»Bevor wir über Lizzy speziell und die Suche nach Billy reden, würde ich von euch allen gerne wissen, wie ich damit umgehen soll, wenn einer der Gäste sie tatsächlich bemerkt.«
»Das solltest du von Fall zu Fall entscheiden, genau wie Freitagnacht«, ergriff Justine das Wort. »Du weißt schließlich selbst am besten, was oder wie viel du welchem Gast zumuten kannst oder willst. Es war das erste Mal, dass sie jemanden belästigt hat, und es sieht ganz so aus, als sei das mit voller Absicht geschehen.«
»Vermutlich. Allerdings hatte ich bereits mit Gästen zu tun, die sich deutlich schlechter benommen haben als Mrs. Redman, ohne dass etwas geschah, und sie wird mit Sicherheit nicht der letzte unangenehme Gast gewesen sein. Früher hat Lizzy das ignoriert, diesmal nicht. Warum auch immer. Keine Ahnung, was sie mit der nächsten unhöflichen Person im Haus tut.«
»Reden wir jetzt von Ryder?«, fragte Beckett und grinste breit, als er die verächtliche Miene seines Bruders sah.
»Hoffen wir mal, dass Lizzy Unterschiede macht«, erklärte Hope. »Ich hab sie vorsorglich gebeten, selbst mit weniger netten Leuten künftig nachsichtiger zu sein.«
»Du hast ein weiteres Mal mit ihr gesprochen?«, fragte Owen.
»Nein. Ich rede einfach ab und zu so vor mich hin in der Hoffnung, dass sie zuhört und sich dran hält. Richtig gesprochen hab ich nur Freitagnacht mit ihr.«
»Es bricht einem das Herz, dass Billy für sie immer mehr verblasst«, murmelte Clare.
»Trotzdem wirkt sie nicht traurig. Was bedeutet, dass sie die Hoffnung nicht aufgibt.« Lächelnd wandte Beckett sich an Hope. »Allerdings kann ich mir keinen Reim darauf machen, weshalb sie speziell Ryder erwähnt – das ist jedenfalls ganz neu. Bislang schien sie sich mehr an Owen und mich zu halten.«
»Woher willst du das wissen?«, fragte Ryder.
»Ich wüsste nicht, dass du ihr vor der Geschichte mit Hope im Penthouse jemals begegnet bist. Oder hast du uns etwas verschwiegen?«
»Lizzy und ich
Weitere Kostenlose Bücher