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Fliege machen

Fliege machen

Titel: Fliege machen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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waren
weit weg und hatten dicke Jacken an. Und Mützen.«

    Â»Was ist dann passiert?«, versuchte ich, sie zum Weiterreden
zu bringen.

    Â»Sie ist auch im Gebüsch verschwunden, kurz. Und dann ist
sie abgehauen.«

    Â»Das ist alles? Sind Sie hingegangen und haben nach Fliege
gesehen?«

    Hektisches Kopfdrehen.

    Nein? Sie war eine Stalkerin, sie verfolgte den Penner
seit Wochen und dann sah sie nicht nach, was passiert war? Wem wollte sie das
denn verkaufen?

    Â»Kann es nicht sein, dass Sie selbst mit Fliege gestritten
haben?«, mutmaßte Danner drauflos.

    Â»Nein.« Den Blick stur auf den Boden gerichtet wich Eule
vor seiner Frage zurück.

    Â»Sie waren eifersüchtig auf die anderen Frauen.«

    Â»Ich hab ihm immer gesagt, dass ich ihn liebe und dass
ich ohne ihn nicht leben kann … Dass er schuld ist, wenn ich mich umbringe. Er
hat gesagt, dass er sich nicht von mir erpressen lässt und dass er nach Hause
will zu diesem Teenie-Flittchen!«

    Aus Eules Weinen wurde ein hysterisches Lachen.

    Â»â€ºNach Hause‹! Als er mir die Wohnung besorgt hat, da
wollte er nicht mit einziehen. Da war ihm seine Freiheit wichtiger. Aber bei
dieser kleinen Nutte ist er auf einmal ›zu Hause‹!«

    Â»Als er im Park umgekippt ist, haben Sie den nächstbesten
Stein genommen und zugeschlagen!«, fuhr Danner die aufgelöste Frau an.

    Â»Nein!«, heulte Eule laut auf und sank in den braunen
Schneematsch auf dem Gehweg. »Ich bin hingegangen und hab unter die Bank
geguckt. Er lag da, die Augen so starr und den Mund aufgerissen und da war
Blut. Ich bin weggerannt.«

    Atemlos stand ich auf dem Gehweg des Ostrings. Autos
dröhnten vorbei, drei Fußgänger waren stehen geblieben, weil Eule hemmungslos
schluchzte. Die Zeitungsverkäuferin schwankte jetzt unkontrolliert vor und
zurück.

    Â»Sie hätten Hilfe holen können«, flüsterte ich.

    Â»Ich hab mich seitdem nicht wieder hingetraut.« Kniend
wippte Eule weiter.

    Â 

48.

    In der Kneipe saß Molle vor einem
dampfenden Kübel Nudelsuppe. Danner und ich hängten unsere Jacken über die
Stuhllehnen.

    Auf Danners Anruf hin hatte die fähige Frau Wegner die
Zeitungsverkäuferin mit einem Nervenzusammenbruch ins Krankenhaus
abtransportieren lassen.

    Eule hatte Fliege aufgelauert und ihn verfolgt. Sie war
eine Stalkerin. Fliege hatte sich um sie gekümmert, als es ihr schlecht ging,
und sie hatte sich in ihn verliebt. Ob ihre Geschichte von der unbekannten Frau
im Park stimmte oder nicht, musste die Polizei klären.

    Gut möglich, dass es eine Lüge war. Eine ziemlich plumpe.
Genauso gut konnte Eule Fliege aus Eifersucht selbst erschlagen haben.

    Â»Wo ist Engel?«, fragte ich Molle.

    Â»Mutter-Kind-Haus ansehen.« Der Wirt ließ eine riesige
Kelle Eintopf auf meinen Teller klatschen.

    Â»Ich hab auch was für euch.« Staschek rückte sich einen
Stuhl an den Tisch. »Weil ihr beide heute ohne die üblichen Wucherpreise
Verdächtige abgeliefert habt.«

    Staschek zog einen gefalteten Zettel aus der Innentasche
seines Mantels und schnippte ihn Danner hin.

    Â»Die Blutuntersuchung. Ist eine Kopie, könnt ihr zu euren
Berichten heften – vorausgesetzt, ihr habt zur Abwechslung mal welche
geschrieben.«

    Ich warf ihm einen bösen Blick zu und rutschte etwas
dichter an Danner heran, als es nur für einen Blick auf den Zettel nötig
gewesen wäre. Aber auf dem Papier standen sowieso nur ein Haufen Zahlen, mit
denen ich nichts anfangen konnte. Ein Wert war mit neongrünem Textmarker gekennzeichnet.

    Danner runzelte die Stirn.

    Â»Ãœbersetz mal«, forderte ich ungeduldig.

    Â»Methanol?«, las Danner laut, weil er es offensichtlich
nicht glauben konnte.

    Â»Ja. Wäre er nicht niedergeschlagen worden, hätte sich
der Penner anscheinend selbst auf die andere Seite der Parkbank befördert«,
nickte Staschek. »So oder so wäre er jetzt tot.«

    Danner ließ den Zettel sinken. »Du meinst, der hat sich
selbst vergiftet? Aus Versehen?«

    Staschek schüttelte den Kopf: »Mit Absicht.«

    Wie bitte?

    Danner kratzte sich die Glatze. »Selbstmord?«

    Es dauerte ein paar Sekunden, bis ich den Gedankengängen
der Männer folgen konnte. Konnte es sein, dass Fliege sich selbst umgebracht
hatte? Plötzlich bekam Flieges Drohung, nicht mehr mitzuspielen, eine ganz neue
Bedeutung.

    Danners Augen

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