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Fliege machen

Fliege machen

Titel: Fliege machen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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echt nicht.«

    Â»Warum bist du dann untergetaucht, als seine Leiche gefunden
wurde?«

    Â»Untergetaucht? Ich bin nicht untergetaucht, Mann! Meinste,
ich hab Schiss vor den Bullen?« Bohnes Nase schien größer zu werden, als ihm
vor Empörung das Blut ins Gesicht schoss. »Ich hab ’ne gebrochene Nase, Alter!
Weißte, wie scheißweh das bei der Kälte tut? Ich hab mich auskuriert.«

    Â»Ach ja?« Danner legte den Kopf schief. »Und in welchem
Nobelhotel bist du abgestiegen?«

    Bohne zögerte einen Augenblick. Sein Gesicht färbte sich
noch ein wenig dunkler.

    Â»Bei Mama«, gestand der Punk leise.

    Â 
    Mama wartete übrigens vor der Suppenküche in einem nagelneuen Renault Megane auf ihren
teilzeitobdachlosen Nachwuchs.

    Ordnungsgemäß blinkend, reihte sie sich hinter Danners
Schrottschüssel in den Verkehr ein, um ihr Prachtexemplar von einem Sohn aufs
Polizeipräsidium zu begleiten.

    Â 

46.

    Mit einem Knall schepperte ein
dunkelgrünes Plastikgeschoss neben der Eingangstür des Polizeipräsidiums gegen
die Flurwand.

    Erstaunt betrachtete ich die Dose, auf deren Deckel ein
T-Rex die Zähne fletschte.

    Â»Justin! Setz dich jetzt hin oder es gibt ’ne Wucht!«,
drohte eine Frau, die ein paar Meter weiter auf einem Stuhl wartete.

    Ein moppeliger Vierjähriger flitzte an mir vorbei, kickte
mit einem bundesligaverdächtigen Tritt gegen die Brotbox und rannte ihr nach,
als das Ding klappernd den Flur hinunterpolterte.

    Es dauerte einen Augenblick, bis ich Dickes Mutter erkannte.
Ach ja, Dicke saß wegen ihres Ausbruchs beim Verhör ja noch immer in Haft.
Wollte ihre Mutter womöglich nach all den Jahren doch wieder Kontakt zu ihrer
Tochter aufnehmen, jetzt, wo die richtig in Schwierigkeiten steckte?

    Â»Setz dich hin, hab ich gesagt.« Die quadratische Frau
packte den kleinen Fußballer an den Trägern seiner Latzhose und zerrte ihn
unsanft auf den leeren Stuhl neben sich.

    Danner schubste Bohne an der Dinodose vorbei zum
Fahrstuhl.

    Â 
    Eine halbe Stunde später hatten wir Bohne bei der
eifrigen Frau Wegner in der Mordkommission abgegeben, die ja für die Todesfallermittlungen
im Fall Fliege zuständig war.

    Â»Nehmen Sie Platz, bis Ihr Anwalt da ist«, ordnete ein uniformierter
Beamter barsch an, als wir im Erdgeschoss wieder aus dem Fahrstuhl stiegen.

    Der übergewichtige älteste Sohn der Dicken-Mutter ließ
sich trotzig auf den Stuhl neben der quadratischen Frau fallen, während der
kleine Fußballer Torschüsse auf den Glaseinsatz der Eingangstür übte.

    Â»Was haben die gesagt, Max?«, wollte die Mutter wissen.
»Wann können wir nach Hause?«

    Â»Mann, kapierst du’s nicht, Alte?«, schnauzte der große
Junge genervt. »Der Schnüffler aus dem Kaufhaus hat ein Überwachungsvideo.«

    Â»Du schickst Justin klauen und lässt dich auch noch dabei
filmen, du Leuchte?«

    Ihr Sohn zeigte seiner Mutter wortlos den Mittelfinger,
holte ein Handy aus der Tasche seiner Bomberjacke und fing an, darauf herumzutickern.

    Ein knallrotes Handy.

    Ich blieb stehen.

    Danner war bereits zur Tür hinaus. Der moppelige Latzhosenträger
nutzte die Gelegenheit und zimmerte die Dinodose hinter dem Detektiv her.

    Es dauerte einen Augenblick, bis Danner bemerkte, dass
ich ihm nicht folgte, und zurückkehrte.

    Er schob sich die Mütze aus der Stirn. »Was ist?«

    Es war nur ein Gedanke. Mein Gehirn hatte eine Latzhose,
eine Dino-Tupperdose und ein knallrotes Telefon addiert und als Summe diese
sehr vage Idee ausgespuckt.

    Ich zog mein eigenes Handy aus der Tasche von Danners
Parka und durchsuchte die gespeicherten Nachrichten.

    Tatsächlich hatte ich ihn noch. Den Code des Silent Finders, dieser nützlichen Hilfe
für alle, die gerne ihr Handy verlegten.

    Mit einem Tastendruck sendete ich den Code ab.

    Â»Können wir jetzt los?«, wollte Danner ungeduldig wissen.

    Ich legte einen Finger an die Lippen.

    Zwei Sekunden vergingen. Drei. Vier.

    Dann trötete im Eingangsbereich des Polizeipräsidiums
plötzlich ein Alarm los, der ohne Weiteres den Autodiebstahl einer Mercedes
S-Klasse hätte melden können.

    Dem Dicken-Bruder fiel das jaulende knallrote Handy der
Kita-Leiterin Müller-Wunk vor Schreck aus den Fingern.

    Â 

47.

    Â»Hey, sieh mal da.« Danner war
automatisch vom Gas gegangen. Mit einer Kopfbewegung deutete er

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