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Fliege machen

Fliege machen

Titel: Fliege machen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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einer Methanolvergiftung zu sterben?

    Ein irrer Gedanke zuckte mir durch den Kopf.

    Das ist das
Einzige, was bei einer Methanolvergiftung hilft: mehr Alkohol trinken. Der hält
das Gift in der Blutbahn, sodass es die Zellen nicht angreifen kann.

    So schnell ich konnte, hinkte ich zurück in den Garten.
Der Schnauzbärtige kam mir entgegen. Er trug einen langen Wintermantel über
einem Trainingsanzug und Hüttenpuschen und hielt einige Wolldecken im Arm.

    Â»Haben Sie Schnaps im Haus?«, fragte ich.

    Â»Wie bitte?«

    Ich nahm ihm die Decken aus der Hand: »Alkohol. Wodka,
Rum, Whisky? Irgendwas Hochprozentiges?«

    Â»Sicher …?«

    Â»Her damit! Und beeilen Sie sich!«

    Gehorsam nickte der Puschenträger und lief zurück zur
Haustür.

    Als wir Engel zugedeckt hatten, hielt mir der Bärtige schon
eine Flasche Underberg hin.
Magenbitter, vierundvierzig Prozent – besser ging es nicht!

    Danner hielt Engels Kopf. Ich versuchte, ihr das Zeug
einzuflößen, und lauschte gleichzeitig angestrengt nach dem rettenden
Martinshorn in der Dunkelheit.

    Â 

52.

    Neonfarbene
Rettungssanitäter legen Engel Infusionen an. Kontrollieren den Blutdruck. Hände
tasten prüfend über den Babybauch des benommenen Mädchens. Über Hauswände und
Büsche zucken Blaulichter. Feuerwehrmänner, die Ketten am Autowrack befestigen.
Das Martinshorn, das noch immer nachhallt.

    Die Bilder klebten in meinem Kopf wie ein Plakat, das alles
andere verdeckte.

    Danner blätterte in der Akte, die ihm eine Krankenschwester
herausgesucht hatte, nachdem er kurz mit seinem gefälschten Polizeiausweis
unter ihrer Nase gewedelt hatte.

    Â»Zimmer 34«, informierte er mich. »Da vorn links.«

    Das hätten wir auch ohne Akteneinsicht herausfinden
können, denn kaum waren wir ein paar Meter den langen, steril riechenden Flur
hinuntergegangen, lenkte uns eine trotzige Mädchenstimme unmissverständlich in
die richtige Richtung.

    Â»Das kannst du vergessen! Du hast sie doch nicht alle!«

    Danner hatte die Tür einen Spalt weit geöffnet, ohne dass
uns jemand bemerkte.

    Â»Wach endlich auf, hier geht’s um dein Leben!«, ereiferte
sich jetzt ein aufgeregter Mann. »Das wär die beste Lösung, schalt doch mal
deinen Kopf ein.«

    Ein Instinkt, der wohl eher etwas mit angeborener Neugier
als mit detektivischem Scharfsinn zu tun hatte, hatte Danner und mich
gleichzeitig innehalten lassen.

    Â»Ohne Kind kannst du noch einmal ganz neu anfangen. Du
kannst die achte Klasse wiederholen, einen Schulabschluss machen und eine
Ausbildung.«

    Das hatte ich doch schon mal gehört?

    Danner schob seinen Kopf durch den Türspalt. Ich tauchte
unter seinem Arm hindurch und lugte ebenfalls in das Zimmer.

    Es war Engels glatt gekämmter Vater, der in seiner bis unter
die Achseln gezerrten Hose vor dem Krankenbett seiner Tochter stand. Er strich
eine Falte aus seinem Ärmel.

    Engel verdrehte die Augen. Das winzige Baby in ihrem Arm
schnarchte zufrieden.

    Â»Ich komme nicht zurück, Papa! Du wirst nicht noch mal
meine Schränke kontrollieren, meine Telefongespräche belauschen, mir den
Schlüssel für mein Zimmer wegnehmen oder meine Klamotten aussortieren, wenn sie
dir nicht gefallen«, keifte Engel. Das Baby schreckte hoch.

    Â»Das werde ich nicht, das verspreche ich.«

    Â»Schsch, Eddi«, beruhigte Engel das Baby sanft. »Alles
ist gut. Mami ist da, mein Schatz.«

    Â»Hör endlich mit diesem Mami-Quatsch auf«, zischte ihr
Vater beherrscht. »Du bist gerade erst fünfzehn, verdammt! Du weißt gar nicht,
was da auf dich zukommt. In zwei Wochen hast du keine Lust mehr auf das Kind,
wie immer. Das alles ist doch nur eine fixe Idee.«

    Heiße Wut funkelte in Engels runden Augen: »Du wirst dich
nie ändern.«

    Â»Nina, wir sind hier nicht allein!«

    Â»Du traust mir immer noch nichts zu!«

    Ich hatte genug gehört. Entschlossen drückte ich die Tür
ganz auf.

    Als Engels Vater uns erkannte, zuckte er entschuldigend
die knochigen Schultern, bevor er übereilt aus dem Zimmer floh.

    Â»Danke, ihr habt mich gerettet«, lächelte Engel und ich
wusste einen Moment lang nicht, ob sie die Sache mit Susi oder ihren Vater
meinte.

    Â»Alles okay mit euch beiden?«, fragte ich mit einem Blick
auf ihr Baby, das in einen Schlafsack mit Bärchenaufdruck verpackt war. Ich
hielt Engel einen

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