Fliegende Fetzen
auf.«
»Damit sehe ich aus wie ein Narr, Feldwebel.«
»Sieh mal, ich setze meinen auf.«
»So werden aus einem Narren zwei.«
Feldwebel Colon bedachte den Korporal mit einem strengen Blick. »Diese Worte hast du dir vorher zurechtgelegt, stimmt’s?«
»Nein, Feldwebel. Sie sind mir gerade eben eingefallen. Einfach so.«
»Und nenn mich nicht Feldwebel. Das klingt nicht besonders klatschianisch.«
»Das gilt auch für ›Nobby‹, Fel… Entschuldigung.«
»Oh, ich weiß nicht, du könntest dich… Knobi nennen, oder Nhobi, oder Gnobbee… Klingt alles sehr klatschianisch.«
»Und was wäre ein guter klatschianischer Name für dich?« fragte Nobby. »Mir fällt überhaupt keiner ein.«
Feldwebel Colon antwortete nicht. Er spähte erneut um die Ecke.
»Seine Exzellenz meinte, wir sollten keine Zeit vertrödeln«, brummte er.
»Ja, aber im Innern der Büchse ist die Luft ziemlich
verbraucht,
wenn du verstehst, was ich meine. Was gäbe ich jetzt für…«
Hinter ihnen donnerte es. Sie drehten sich um.
Und sahen drei klatschianische Soldaten. Oder vielleicht Wächter. Die Blicke von Nobby und Feldwebel Colon reichten kaum über ihre Schwerter hinaus.
Der Anführer knurrte eine Frage.
»Was hat er gesagt?« brachte Nobby mit vibrierender Stimme hervor.
»Keine Ahnung!«
»Woher kommt ihr?« fragte der Anführer auf Morporkianisch.
»Was? Oh… äh…« Colon zögerte und wartete auf den stählernen Tod.
»Ha, ja. « Der Wächter ließ sein Schwert sinken und deutete mit dem Daumen in Richtung Docks. »Kehrt zu eurer Gruppe zurück!«
»In Ordnung!« sagte Nobby.
»Wie heißt du?« fragte einer der Wächter.
»Nhobi«, sagte Nobby. Damit schien er keinen Verdacht zu erregen.
»Und du, Dicker?«
Von einem Augenblick zum anderen geriet Colon in Panik. Verzweifelt suchte er nach einem Namen, der klatschianisch klang. Er fand nur einen, der unzweifelhaft klatschianischer Natur war.
»Al«, erwiderte er, und ihm zitterten die Knie.
»Kehrt sofort zurück, wenn ihr keine Schwierigkeiten bekommen wollt!«
Nobby und Colon liefen los und zogen dabei den Esel hinter sich her. Sie blieben erst stehen, als sie den schmierigen Landungssteg erreichten, der sich fast wie zu Hause anfühlte.
»Was hatte das zu bedeuten, Fel… Al?« fragte Nobby. »Die Burschen wollten uns nur ein wenig herumkommandieren! Typisches Verhalten von Wächtern«, fügte er hinzu. »Natürlich nicht von unseren.«
»Ich schätze, wir hatten die richtigen Sachen an…«
»Du hast ihnen nicht einmal gesagt, woher wir kommen! Und sie sprachen unsere Sprache!«
»Nun, sie… Ich meine,
jeder
sollte eigentlich Morporkianisch sprechen«, sagte Colon und fand allmählich sein geistiges Gleichgewicht wieder. »Selbst kleine Kinder sprechen unsere Sprache. Ich schätze, nachdem man etwas so Kompliziertes wie Klatschianisch gelernt hat, fällt einem Morporkianisch ganz leicht.«
»Was machen wir mit dem Esel, Al?«
»Glaubst du, daß er in die Pedale treten kann?«
»Das bezweifle ich.«
»Dann laß ihn laufen.«
»Bestimmt klaut ihn jemand, Al.«
»Ach, die Klatschianer klauen alles.«
»Ganz im Gegensatz zu uns, nicht wahr, Al?«
Nobby blickte zu dem Mastenwald, der die ganze Bucht füllte.
»Es scheinen noch mehr geworden zu sein«, sagte er. »Man könnte über eine ganze Meile hinweg von Schiff zu Schiff gehen. Was bedeutet das?«
»Das ist doch ganz klar, Nobby. Sie sollen Leute nach Ankh-Morpork bringen!«
»Warum denn? Wir essen doch gar nicht so viel Curry…«
»Eine
Invasion,
Nobby! Wir sind im Krieg, erinnerst du dich?«
Sie sahen erneut zu den Schiffen. Ankerlichter spiegelten sich auf dem Wasser.
Der Teil des Meeres, der sich direkt unter ihnen befand, blubberte kurz, und dann tauchte das Boot einige Zentimeter auf. Die Luke öffnete sich, und Leonards besorgtes Gesicht erschien.
»Ah, da seid ihr ja«, sagte er. »Wir haben uns schon Sorgen gemacht…«
Die beiden Wächter kletterten ins stinkende Innere des Bootes.
Lord Vetinari saß mit einem Bündel Papier auf den Knien und schrieb sorgfältig. Er sah kurz auf.
»Bericht.«
Nobby zappelte nervös, als Feldwebel Colon einen mehr oder weniger genauen Bericht erstattete. Er fügte dem kurzen Gespräch mit den klatschianischen Wächtern einige schlagfertige Antworten hinzu, an die sich der Korporal nicht erinnerte.
Vetinari sah nicht noch einmal auf und schrieb weiter. »Feldwebel, Ur ist ein altes Land randwärts vom Königreich Djelibeby, und seine
Weitere Kostenlose Bücher