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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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geeignet. Mit Vanillesoße.«
    »War er so schlimm?«
    »Noch schlimmer, Feldwebel.«
    Die Docks von Al-Khali sahen wie beliebige Docks aus, und zwar aus gutem Grund. Ganz gleich, wo solche Hafenanlagen errichtet werden: Sie dienen überall dem gleichen Zweck. Schiffe müssen be- und entladen werden, und es gibt nur eine begrenzte Anzahl von Methoden, dies zu bewerkstelligen. Deshalb sehen alle Docks gleich aus. Manche sind heißer, andere feuchter, aber überall liegen Haufen von Dingen, die einen halb vergessenen Eindruck erwecken.
    In der Ferne glühten die Lichter der Stadt, die nichts von der Invasion feindlicher Streitkräfte ahnte.
    »›Besorgt uns Kleidung, mit der wir nicht auffallen‹«, brummte Colon. »Leicht gesagt.«
    »Es ist nicht nur leicht gesagt, sondern auch leicht getan«, behauptete Nobby. »Ein Kinderspiel.
Jeder
weiß, wie man dabei vorgeht. Man versteckt sich in einer dunklen Gasse und wartet auf zwei geeignete Burschen, die man dann näher lockt, um ihnen eins über die Rübe zu geben, ja, und kurze Zeit später trägt man ihre Sachen.«
    »Und das funktioniert?«
    »Es klappt
immer,
Feldwebel«, sagte Nobby voller Zuversicht.
     
    Im Mondschein wirkte die Wüste wie Schnee.
    Mit der Taktikus-Methode des Kämpfens kam Mumm gut zurecht. Auf diese Weise gingen Polizisten vor. Ein richtiger Polizist bezog nicht zusammen mit anderen Polizisten Aufstellung, um dann anzugreifen. Ein richtiger Polizist ging auf leisen Sohlen, lauerte im Schatten und wartete auf den richtigen Zeitpunkt. Anders ausgedrückt: Er geduldete sich, bis der Verbrecher das Verbrechen
begangen
hatte und die Beute wegschleppte. Welchen Sinn hatte es, früher aktiv zu werden? Man mußte realistisch bleiben. »Wir haben den Täter« klang weitaus besser als »Wir haben den Burschen, der die Tat verüben wollte« – erst recht dann, wenn jemand Beweise verlangte.
    Irgendwo auf der linken Seite schrie jemand in der Ferne.
    Nur die Kleidung weckte ein wenig Unbehagen in Mumm. Er hatte das Gefühl, mit einem Nachthemd in den Kampf zu ziehen.
    Er war ganz und gar nicht sicher, ob er jemanden töten konnte, der nicht seinerseits versuchte, ihn umzubringen.
Eigentlich
mußte er davon ausgehen, daß ihm jeder bewaffnete Klatschianer nach dem Leben trachtete. So war das eben im Krieg. Aber…
    Er hob den Kopf über den Rand einer Düne. Ein Klatschianer blickte in die andere Richtung. Mumm kroch…
    »Bimmel-bimmel-bamm! Dies ist der auf sieben Uhr morgens programmierte Weckruf. Hier Namen einfügen! Ich hoffe…«
    »Häh?«
    »Verdammt!«
    Mumm reagierte zuerst und hieb dem anderen Mann die Faust auf die Nase. Er sah keinen Sinn darin, zu warten und festzustellen, welche Wirkung er damit erzielte. Von einem Augenblick zum anderen stürzte er sich auf den Gegner, und beide rollten auf die andere Seite der Düne über einen kalten Hang und schlugen dabei auf sich ein.
    »… scheinen meine Echtzeitfunktionen ein wenig in Unordnung geraten zu sein…«
    Der Klatschianer war kleiner als Mumm. Und auch jünger. Unglücklicherweise – für ihn – schien er zu jung zu sein, um die gemeinen Tricks gelernt zu haben, die man in den Gassen von Ankh-Morpork fürs Überleben brauchte. Mumm hingegen war bereit, alles mit allem zu schlagen. Es kam nur darauf an, den Gegner daran zu hindern, wieder auf die Beine zu kommen. Der Rest war Dekoration.
    Am Fuß der Düne blieben sie liegen. Mumm fand sich oben wieder und hörte, wie der Klatschianer stöhnte.
    »Aktuelle Aufgaben«, sagte der Disorganizer. »Schmerzen haben.«
    Und dann… Vermutlich war es jetzt an der Zeit, eine Kehle durchzuschneiden. Daheim hätte Mumm den Burschen zum nächsten Wachhaus geschleift und in einer Zelle untergebracht, in der sicheren Überzeugung, daß am nächsten Morgen alles viel besser aussah. Doch in der Wüste gab es diese Möglichkeit nicht.
    Nein, er konnte nicht einfach so töten. Den Kerl bewußtlos schlagen… Das erfüllte den gleichen Zweck, für eine gewisse Zeit wenigstens.
    »Vindaloo! Vindaloo!«
    Mumms Faust blieb hoch erhoben.
    »Wie bitte?«
    »Das bist du, nicht wahr? Herr Mumm? Vindaloo!«
    Mumm zog der Gestalt einen breiten Stoffstreifen vom Gesicht.
    »Bist du
Goriffs
Junge?«
    »Ich wollte gar nicht hier sein, Herr Mumm!« Es klang verzweifelt.
    »Schon gut, schon gut. Von mir hast du nichts zu befürchten.«
    Mumm ließ die erhobene Faust sinken, stand auf und zog den Jungen hoch.
    »Wir reden später«, brummte er. »Komm mit!«
    »Nein,

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