Fliegende Fetzen
gebissen. Ziemlich fest. Und das war keineswegs angenehm, glaubt mir.«
Jabbar spähte in die Wüste und blickte dann auf Angua hinab. Mumm
sah,
wie er nachdachte, und er legte ihm einen brüderlichen Arm um die Schultern.
»Ich sollte dir besser erklären…«, begann er.
»Dort draußen befinden sich zweihundert Soldaten!« stieß Angua hervor.
»Verschieben wir die Erklärungen auf später«, sagte Mumm.
»Sie gehen überall um dieses Lager herum in Stellung! Und sie sehen nicht sehr freundlich aus! Hat jemand passende Kleidung für mich? Und etwas zu essen? Und etwas zu trinken? Hier gibt es
überhaupt
kein Wasser!«
»Bestimmt wagen sie es nicht, vor dem Morgengrauen anzugreifen«, meinte Jabbar.
»Was hast du vor?« fragte Karotte.
»Wir greifen bei Morgengrauen an!«
»Ah. Nun… äh… wenn ich dir vielleicht eine Alternative vorschlagen dürfte…«
»Eine Alternative? Es ist
richtig,
bei Morgengrauen anzugreifen! Das Morgengrauen ist praktisch für den Angriff
geschaffen
!«
Karotte wandte sich an Mumm und salutierte. »Ich habe das Buch gelesen, Herr Kommandeur. Während du… geschlafen hast. Taktikus geht ziemlich ausführlich auf Situationen ein, in denen eine kleine Streitmacht einer viel größeren gegenübersteht. Wir könnten jetzt angreifen.«
»Aber es ist dunkel.«
»Für den Feind ebenfalls, Herr Kommandeur.«
»Ich meine, es ist zappenduster! Man kann nicht einmal sehen, gegen wen man kämpft! Die meiste Zeit würde man auf die eigenen Leute einschlagen!«
»
Wir
nicht, Herr Kommandeur. Weil wir nur wenige sind. Wir brauchen uns nur zum Feind zu schleichen und dort ein wenig Radau zu machen. Anschließend überlassen wir ihn sich selbst. Taktikus meint, in der Nacht seien alle Heere gleich groß.«
»Da hat er gar nicht mal so unrecht«, sagte Angua. »Die Leute kriechen einzeln oder zu zweit umher, und sie sind ebenso gekleidet wie…« Sie deutete auf Jabbar.
»Das ist Jabbar«, stellte Karotte vor. »Er ist gewissermaßen nicht der Anführer.«
Jabbar lächelte nervös. »Geschieht es oft in eurer Heimat, daß sich Hunde verwandeln in nackte Frauen?«
»Manchmal vergehen Tage, ohne daß so etwas passiert«, erwiderte Angua scharf. »Wenn mir jetzt bitte jemand Kleidung geben würde… und ein Schwert, falls es zum Kampf kommt.«
»Äh… ich glaube, Klatschianer haben sehr besondere Vorstellungen, was kämpfende Frauen angeht…«, begann Karotte.
»Ja!« sagte Jabbar. »Wir erwarten von ihnen, daß sie gut zu kämpfen verstehen, Blauauge! Wir sind D’regs!«
Das Boot tauchte im schmutzigen Wasser unter einem Pier auf. Langsam öffnete sich die Luke.
»Hier riecht’s wie zu Hause«, sagte Nobby.
»Man kann dem Wasser nicht trauen«, erwiderte Feldwebel Colon.
»Ich traue dem Wasser daheim nicht, Feldwebel.«
Es gelang Fred Colon, an dem schmierigen Holz Halt zu finden. Rein theoretisch begann nun ein sehr heldenhaftes Unternehmen. Er und Nobby Nobbs, die kühnen Krieger, stießen wagemutig ins Territorium des Feindes vor. Leider wußte Colon, daß sie sich nur deshalb auf so etwas einließen, weil Lord Vetinari im Boot saß und auf sehr eindeutige Weise die Brauen heben würde, wenn sie sich weigerten.
Colon hatte immer angenommen, daß Helden über einen besonderen inneren Antrieb verfügten, der sie kühn aufbrechen ließ, um für Gott, Vaterland und Apfelkuchen – beziehungsweise für eine andere Spezialität aus dem kulinarischen Repertoire der Mutter – zu sterben. Ihm wäre nie in den Sinn gekommen, daß sich Helden so verhielten, weil man sie ausschimpfte, wenn sie Furcht zeigten.
Colon griff nach unten.
»Komm hoch, Nobby«, sagte er. »Und denk daran: Wir tun dies für die Götter, Ankh-Morpork und…« Colon war der Ansicht, daß eine leckere Spezialität durchaus dazugehörte. »Und für das berühmte Hachsenbrötchen meiner Mutter!«
»Meine Mutter hat uns nie Hachsenbrötchen probieren lassen«, erwiderte Nobby, als er sich auf die Planken zog. »Aber du würdest staunen, was sie mit einem Stück Käse anstellen konnte…«
»Ja, mag sein, aber das eignet sich nicht unbedingt für einen Schlachtruf. ›Für die Götter, Ankh-Morpork und ein erstaunliches Etwas, das Nobbys Mutter mit einem Stück Käse anstellen konnte‹? O ja, damit säen wir Furcht in den Herzen unserer Feinde!« sagte Colon.
»Nun, wenn es darum geht, Furcht zu verbreiten…«, entgegnete Nobby. »Dafür wäre der ›Verzweifelte Pudding‹ meiner Mutter bestens
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