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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sind… D’regs, Herr!« stieß der Feldwebel hervor.
    »Nein. D’regs würden angreifen.«
    »Oh, Entschuldigung«, sagte Karotte. »Soll ich sie zum Angriff auffordern? Wäre euch das lieber?«
    Überall auf den Dünen standen D’regs. Das Licht der höher kletternden Sonne ließ scharfe Klingen blitzen.
    »Soll das heißen, du kannst die D’regs dazu bringen,
nicht
anzugreifen?« fragte der Kommandant.
    »Es war nicht einfach, aber schließlich haben sie sich an die Vorstellung gewöhnt«, erwiderte Karotte.
    Der Kommandant dachte über seine Lage nach. Die D’regs befanden sich praktisch auf allen Seiten, und seine Truppe drängte sich zusammen. Und dieser rothaarige, blauäugige Mann lächelte.
    »Was denken sie über die gnädige Behandlung von Gefangenen?« fragte er.
    »Ich glaube, sie könnten sich selbst daran gewöhnen. Wenn ich darauf bestehe.«
    Der Kommandant sah erneut zu den stummen D’regs.
    »Warum?« brachte er hervor. »
Warum
greifen sie nicht an?«
    »Mein Vorgesetzter möchte unnötiges Blutvergießen vermeiden«, erklärte Karotte. »Damit meine ich Kommandeur Mumm. Er sitzt auf der Düne dort drüben.«
    »
Du
kannst bewaffnete D’regs dazu bringen, nicht anzugreifen, und
du
hast einen Vorgesetzten?«
    »Ja, Herr. Er meint, dies sei eine Polizeiaktion.«
    Der Kommandant schluckte. »Wir ergeben uns«, sagte er.
    »Was, einfach so?« entfuhr es dem Feldwebel. »Ohne Kampf?«
    »
Ja,
Feldwebel. Ohne Kampf. Dieser Mann kann dafür sorgen, daß Wasser bergauf fließt, und
er
hat einen Vorgesetzten. Mir gefällt die Idee, kampflos aufzugeben. Ich habe zehn Jahre gekämpft und mir immer gewünscht, mich einmal ohne Kampf zu ergeben.«
     
    Wasser tropfte von der metallenen Decke des Bootes auf das Papier von Leonard von Quirm. Er wischte es fort. Andere Personen hätten es vielleicht als langweilig empfunden, allein in einer Blechbüchse unter einem namenlosen Landungssteg zu warten, aber in Leonards Vorstellungswelt gab es für Langeweile keinen Platz.
    Geistesabwesend skizzierte er ein verbessertes Belüftungssystem.
    Er beobachtete seine eigene Hand. Sie entwickelte ein seltsames Eigenleben und bezog ihre Anweisungen aus einem anderen Teil des Kopfes, als sie das Schnittdiagramm eines viel größeren Bootes für Fahrten unter Wasser zeichnete. Hier, und hier, und hier… keine Pedale, sondern eine Bank aus hundert Rudern – Leonards Stift strich übers Papier –, jedes bedient von einem muskulösen und nur knapp bekleideten jungen Krieger. Ein Boot, das unentdeckt unter Schiffen dahinglitt, Truppen dorthin brachte, wo sie gebraucht wurden. Und
hier
eine große Säge, um den Rumpf feindlicher Schiffe aufzureißen, wenn das Boot mit ausreichend hoher Geschwindigkeit fuhr. Und
hier
und
hier
Röhren…
    Leonard verharrte und betrachtete die Zeichnung eine Zeitlang. Dann seufzte er und zerriß das Blatt.
     
    Mumm beobachtete das Geschehen von der Düne aus. Er hörte kaum etwas, aber darauf kam es nicht an.
    Angua setzte sich neben ihn. »Es klappt, nicht wahr?« fragte sie.
    »Ja.«
    »Was hat er vor?«
    »Oh, vermutlich nimmt er ihre Waffen und läßt sie dann gehen.«
    »Warum gehorchen ihm die Leute?« fragte Angua.
    »Nun, du bist seine Freundin, und deshalb…«
    »Das ist etwas anderes. Ich liebe ihn, weil er freundlich ist, ohne darüber nachzudenken. Er achtet nicht auf seine eigenen Gedanken, so wie andere Leute. Wenn er etwas Gutes tut, so geht es ihm nicht darum, etwas auszugleichen. Er ist so einfach. Wie dem auch sei: Ich bin ein Wolf, der unter Menschen lebt, und es gibt einen Namen für Wölfe, die unter Menschen leben. Er braucht nur nach mir zu pfeifen – ich würde sofort zu ihm laufen.«
    Mumm versuchte, seine Verlegenheit zu verbergen.
    Angua lächelte. »Keine Sorge, Herr Mumm. Du hast es selbst gesagt: Früher oder später sind wir alle jemandes Hund.«
    »Es ist wie Hypnose«, sagte Mumm rasch. »Die Leute folgen ihm, um festzustellen, was als nächstes passiert. Sie sagen sich, daß sie nur für eine Weile mitgehen und jederzeit damit aufhören können – aber sie wollen es gar nicht. Es ist Magie.«
    »Nein. Hast du ihn jemals aufmerksam beobachtet? Ich wette, er wußte alles über Jabbar, nachdem er zehn Minuten lang mit ihm gesprochen hatte. Bestimmt kennt er den Namen aller Kamele. Und er vergißt nichts. Normalerweise zeigen die Leute kein großes Interesse an anderen Leuten.« Anguas Finger hinterließen bedeutungslose Muster im Sand. »Er gibt anderen

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