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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Personen das Gefühl, daß sie wichtig sind.«
    »So wie Politiker…«, warf Mumm ein.
    »Nein, bei Politikern sieht die Sache ganz anders aus, glaub mir. Ich schätze, Lord Vetinari erinnert sich an persönliche Dinge…«
    »Oh, da kannst du
sicher
sein!«
    »Aber Karotte zeigt
Interesse.
Er denkt nicht einmal darüber nach. Er schafft in seinem Kopf Platz für andere Personen. Er zeigt Interesse, und deshalb glauben die Leute, daß sie interessant sind. Sie fühlen sich… besser, wenn er zugegen ist.«
    Mumm senkte den Blick und beobachtete, wie Anguas Finger weitere Muster in den Sand malten. Wir alle verändern uns in der Wüste, dachte er. Hier ist es nicht wie in der Stadt, die Gedanken umschließt und einengt. Hier spürt man, wie sich das eigene Bewußtsein bis zum Horizont erweitert. Kein Wunder, daß an solchen Orten Religionen entstehen. Und plötzlich bin ich hier, obwohl ich hier eigentlich gar nichts zu suchen habe, und versuche, meine Pflicht zu erfüllen. Warum? Weil ich so verdammt dumm bin. Weil ich mir nicht die Zeit nehme, gründlich nachzudenken, bevor ich jemanden verfolge. Das ist der Grund. Selbst Karotte weiß es besser.
Ich
wäre Ahmeds Schiff einfach hinterhergejagt, ohne an die Konsequenzen zu denken, aber er war klug genug, zuerst zu mir zu kommen und Bericht zu erstatten. Er verhielt sich so, wie sich jemand verhalten sollte, der Verantwortung trägt. Ich hingegen…
    »Vetinaris Terrier«, sagte Mumm laut. »Zuerst verfolgen und später darüber nachdenken…«
    Er blickte zur fernen Stadt Gebra. Dort wartete ein klatschianisches Heer, und weiter
dort drüben
standen die Regimenter von Ankh-Morpork, und er hatte nur eine Handvoll Leute und keinen Plan, weil er so dumm gewesen war, sofort die Verfolgung aufzunehmen…
    »Mir blieb keine Wahl«, sagte er. »Kein Polizist hätte einen Verdächtigen wie Ahmed entkommen lassen…«
    Erneut hatte er den Eindruck, daß er einem Problem gegenüberstand, das im Grunde genommen gar kein Problem war. Es war so offensichtlich.
Er selbst
stellte das Problem dar. Weil er nicht richtig dachte.
    Eigentlich hatte er überhaupt nicht gedacht.
    Er sah zum klatschianischen Kontingent hinunter. Die Soldaten waren inzwischen bis auf den Lendenschurz entkleidet und zeigten die typische Verlegenheit von Männern, die nur noch ihre Unterhosen tragen.
    Karottes weißer Umhang flatterte weiter in der Brise. Er ist kaum einen Tag hier, dachte Mumm. Und schon trägt er die Wüste wie ein Paar Sandalen.
    »Äh… Bimmel-bimmel-bamm?«
    »Ist das dein dämonischer Kalender?« fragte Angua.
    Mumm rollte mit den Augen. »Ja. Obwohl er seit einer Weile die Termine einer anderen Person nennt.«
    »Äh… drei Uhr nachmittags«, murmelte der Dämon langsam. »Keine dringenden Termine… Verteidigungsanlagen der Mauern überprüfen…«
    »Na bitte! Das Ding glaubt, ich wäre in Ankh-Morpork! Sybil hat dreihundert Dollar dafür ausgegeben, und es weiß nicht einmal, wo ich mich befinde.«
    Mumm schnippte den Zigarrenstummel weg und stand auf.
    »Ich sollte jetzt besser nach unten gehen«, sagte er. »Immerhin
bin
ich der Boß.«
    Er rutschte über den Hang der Düne und schlenderte hinüber zu Karotte, der ihn mit einem Salam begrüßte.
    »Normales Salutieren reicht völlig aus, Hauptmann, besten Dank.«
    »Entschuldigung, Herr Kommandeur. Es soll nicht wieder vorkommen.«
    »Warum hast du veranlaßt, daß sich die Klatschianer ausziehen?«
    »So wirken sie ziemlich lächerlich, wenn sie heimkehren, Herr Kommandeur. Das versetzt ihrem Stolz einen harten Schlag.« Er beugte sich etwas näher und flüsterte: »Dem Kommandanten habe ich erlaubt, seine Kleidung anzubehalten. Es zahlt sich nicht aus, Offiziere zu blamieren.«
    »Tatsächlich nicht?« erwiderte Mumm.
    »Und einige von ihnen möchten sich uns anschließen, Herr Kommandeur. Zum Beispiel Goriffs Sohn und einige andere. Man hat sie erst gestern zwangsrekrutiert. Ich habe ihnen gesagt, das sei in Ordnung.«
    Mumm nahm den Hauptmann beiseite. »Äh… ich erinnere mich nicht daran, daß ich vorgeschlagen habe, einige der Gefangenen in unsere Gruppe aufzunehmen«, sagte er leise.
    »Nun, unsere Invasionsstreitmacht trifft bald ein, Herr Kommandeur, und da viele dieser jungen Leute aus fernen Teilen des Reiches kommen und die Klatschianer ebensowenig mögen wie wir… Ich dachte mir, eine Kompanie aus Guerillakämpfern hinter den feindlichen Linien…«
    »Wir sind keine Soldaten!«
    »Äh… ich dachte, wir sind

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