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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Colon schloß erneut die Augen.
    Nach einer Weile sagte jemand: »Sieben – das ist recht gut. Aber es sind nur Melonen.«
    Colon öffnete die Augen.
    Der klatschianische Wächter strich seinen Umhang beiseite und entblößte sechs Wurfmesser. Ihre Klingen blitzten wie die Zähne des Mannes.
    Lord Vetinari nickte. Zu Colons großem Erstaunen schien er den auf und ab fliegenden Melonen überhaupt keine Beachtung zu schenken.
    »Vier Melonen und drei Messer«, sagte er. »Wenn du die Messer freundlicherweise meiner bezaubernden Assistentin Beti geben würdest…«
    »
Wem
?« fragte Nobby.
    »Ach? Warum nicht gleich sieben Messer?«
    »Oh, ihr Herren, das wäre zu einfach«, erwiderte Lord Vetinari. 13 »Ich bin nur ein bescheidener Jongleur. Bitte gebt mir Gelegenheit, meine Kunst zu zeigen.«
    »
Beti
?« wiederholte Nobby und verzog das Gesicht hinter dem Schleier.
    Drei Früchte verließen den tanzenden Reigen und landeten auf Al-Schnapplers Bauchladen.
    Colon bemerkte, wie die beiden Wächter einen argwöhnischen und auch nervösen Blick auf den verkleideten Korporal richteten.
    »Sie wird doch nicht tanzen, oder?« fragte einer von ihnen.
    »Nein!« erwiderte Beti scharf.
    »Versprochen?« 14
    Nobby griff nach drei Messern und zog sie hinter dem Gürtel des Mannes hervor.
    »Ich gebe sie Seiner Ex… ihm, einverstanden, Beti?« sagte Colon. Er zweifelte nicht daran, daß es jetzt nur noch darauf ankam, den Patrizier am Leben zu erhalten. Der Feldwebel sah darin die einzige Möglichkeit, einer kurzen Zigarette im Sonnenschein zu entgehen.
    In diesem Fall rang das Gesetz mit den Tatsachen namens Korporal Nobby Nobbs und gab auf.
    Weitere Passanten kamen näher, um sich unterhalten zu lassen.
    »Hierher, bitte… Al«, sagte der Patrizier und nickte.
    Colon warf ihm die Messer zu, langsam und vorsichtig. Lord Vetinari will die Wächter erstechen, dachte er dabei. Es ist ein Trick. Und anschließend werden wir von den übrigen Leuten in Stücke gerissen.
    Scharfer Stahl schimmerte in der Luft und schien einen Kreis zu formen. Die Zuschauer murmelten anerkennend.
    »Und doch ist es ein wenig langweilig«, sagte der Patrizier.
    Seine Hände bewegten sich in einem komplexen Muster, was eigentlich nur möglich sein konnte, wenn das rechte Handgelenk mindestens zweimal zum linken wurde.
    In der Luft entstand ein wildes Durcheinander aus Früchten und Messern.
    Dann fielen drei Melonen auf den Boden, jeweils fein säuberlich in zwei Hälften geschnitten.
    Drei Messer bohrten sich dicht vor den Sandalen ihres Eigentümers in den Staub.
    Feldwebel Colon sah auf und bemerkte etwas Grünes, das sich ihm rasch näherte…
    Die Melone platzte, und das lachende Publikum applaudierte. Colon konnte die Begeisterung der Zuschauer nicht ganz teilen, als er sich überreifes Fruchtfleisch aus den Ohren kratzte.
    Sein Überlebensinstinkt erwachte erneut. Stolpere nach hinten, sagte er. Und so stolperte er nach hinten und hob dabei die Beine möglichst hoch. Laß dich plump fallen. Und so fiel er plump, wobei er fast ein Huhn zerquetscht hätte. Verliere deine Würde, fuhr der Überlebensinstinkt fort. Von allen Dingen, die du besitzt, kannst du die Würde am besten entbehren.
    Lord Vetinari half ihm auf. »Unser Leben hängt davon ab, daß du wie ein dicker Idiot wirkst«, flüsterte er und setzte Colon den Fes auf den Kopf.
    »Ich bin kein besonders guter Schauspieler, Herr…«
    »Gut!«
    »Ja, Herr!«
    Der Patrizier griff nach drei Melonenhälften und
sprang
zu einem Verkaufsstand, den eine Frau gerade errichtet hatte. Er nahm ein Ei, als er an dem Stand vorbei
huschte…
Feldwebel Colon blinzelte. Dies konnte unmöglich die Realität sein. Der Patrizier verhielt sich nicht auf solche Weise.
    »Meine Damen und Herren! Ihr seht – ein Ei! Und hier haben wir eine Melonenschale! Ei, Melone! Melone, Ei! Ich stülpe die Melonenschale über das Ei!« Lord Vetinaris Hände zuckten mit verwirrender Geschwindigkeit über die drei Hälften. Sie rutschten von einer Seite zur anderen, immer wieder. »Und nun… Wo ist das Ei? Willst du es einmal versuchen, Schah?«
    Al-Schnappler lächelte.
    »Es befindet sich unter der linken Schale«, sagte er. »Das ist immer so.«
    Lord Vetinari hob die entsprechende Melonenhälfte an. Es lag kein Ei darunter.
    »Und du, ehrenwerter Wächter?«
    »Es liegt unter der mittleren«, antwortete der Klatschianer.
    »Oh, sicher hast du recht… Na so was, da ist es auch nicht…«
    Die Zuschauer blickten zur

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