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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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rechts und links von ihm sitzenden Männer rückten bereitwillig zur Seite, um genug Platz zu schaffen.
    Und nun… Wie sollte er vorgehen? Ach, kein Problem.
Jeder
wußte, wie Klatschianer redeten…
    »Gruß euch, Brüder der Wüste«, sagte er. »Ich weiß nicht, wie’s euch geht, aber ich könnte jetzt eine doppelte Portion Schafsaugen vertragen. Ich wette, ihr freut euch schon darauf, zu euren Kamelen zurückzukehren. Ich spucke auf die räudigen Hunde aus Ankh-Morpork. Hatte jemand von euch Bakschisch in der letzten Zeit? Nennt mich Al.«
     
    »Entschuldige bitte, bist du die Jongleursfrau?«
    Korporal Nobbs war bisher mißmutig durch die Gassen gestapft und sah nun auf. Vor ihm stand eine freundlich wirkende junge Dame. Allein die Tatsache, daß ihn eine Frau aus freiem Willen ansprach, war neu für Nobby. Daß sie dabei auch noch lächelte, kam einem Wunder gleich.
    »Äh… ja. Genau. Das bin ich.« Er schluckte. »Beti.«
    »Ich heiße Bana. Möchtest du mitkommen und mit uns sprechen?«
    Nobby sah an ihr vorbei.
    Mehrere Frauen unterschiedlichen Alters saßen an einem großen Brunnen. Eine von ihnen winkte scheu.
    Er blinzelte. Dies war unbekanntes Territorium. Nobby blickte an seiner Kleidung hinab, die bereits abgetragen wirkte. Seine Sachen wirkten immer abgetragen, selbst wenn er sie erst seit fünf Minuten trug.
    »Oh, keine Sorge«, sagte die junge Frau. »Wir wissen, wie es ist. Du hast so einsam und allein ausgesehen. Und vielleicht kannst du uns helfen…«
    Sie erreichten die Gruppe aus Frauen aller zugelassenen Formen und Größen. Bisher hatte niemand von ihnen »Bäh!« gesagt, was für Nobby eine völlig neue Erfahrung war. Ein seltsames, völlig unvertrautes Empfinden regte sich in ihm: Korporal Nobbs hatte das Gefühl, das Paradies zu betreten, und es war nur ein unwichtiges Detail, daß er dabei die falsche Tür benutzte.
    »Wir versuchen, Netal zu trösten«, sagte die junge Frau. »Ihr Verlobter wird sie nicht heiraten.«
    »So ein Schwein«, sagte Nobby.
    Eine der anderen Frauen sah abrupt auf. Ihre Augen waren vom Weinen gerötet.
    »Er
wollte
mich heiraten«, schluchzte sie. »Aber man hat ihn fortgebracht, damit er in Gebra kämpft! Und alles nur wegen einer Insel, von der noch nie jemand etwas gehört hat! Und meine ganze Familie ist hier!«
    »Wer hat ihn fortgebracht?«
    »Er hat sich selbst fortgebracht«, schnappte eine ältere Frau. Sie wirkte auf sonderbare Weise vertraut, abgesehen von ihrer ungewohnten Kleidung. Nobby glaubte fast, das Schild mit der Aufschrift »Schwiegermutter« zu sehen.
    »Ach, Frau Atbar«, sagte Netal, »er meinte doch, es sei seine
Pflicht.
Außerdem mußte alle anderen auch gehen.«
    »Männer!« stieß Nobby hervor und rollte mit den Augen.
    »Du kennst dich vermutlich bestens mit den Dingen aus, die Männern Vergnügen bereiten, wie?« fragte Schwiegermutter spöttisch.
    »Mutter!«
    »Wer, ich?« erwiderte Nobby und vergaß seine Rolle für einige Sekunden. »Oh, sicher.«
    »Ach,
wirklich

    »Na klar«, sagte Nobby. »Männer mögen Bier. Und eine gute Zigarre, wenn sie kostenlos ist.«
    »Ha!« Schwiegermutter hob einen Korb mit Wäsche und stolzierte davon, gefolgt von den meisten anderen älteren Frauen. Die übrigen lachten. Selbst die traurige Netal lächelte.
    »Ich glaube, sie hat etwas anderes gemeint«, sagte Bana. Begleitet von allgemeinem Kichern beugte sie sich vor, um Nobby etwas ins Ohr zu flüstern.
    Sein Gesichtsausdruck blieb unverändert, schien sich jedoch ein wenig zu erhärten.
    »Oh,
das«-,
sagte er.
    Einige Erfahrungswelten hatte Nobby nur auf Karten betrachtet, doch er wußte, worum es ging. Früher war er in gewissen Straßen der Schatten auf Streife gegangen – Straßen, in denen junge Frauen nicht viel zu tun hatten und sich vermutlich eine Erkältung holten. Doch um diese Bereiche der Polizeiarbeit, die normalerweise in den Zuständigkeitsbereich der Sittenpolizei fielen, kümmerte sich heute die Gilde der Näherinnen. Wer sich nicht an die… Nun von
Gesetzen
konnte kaum die Rede sein, eher von
ungeschriebenen Regeln.
Also, wer sich nicht an diese ungeschriebenen Regeln hielt, die Frau Palm und ihr Komitee aus sehr erfahrenen Damen 15 aufstellten, forderte die Aufmerksamkeit der Schmerzlichen Schwestern Dutzie und Putzie heraus. Manchmal sah man die betreffenden Personen wieder, manchmal nicht.
    »Oh, ja«, murmelte Nobby und starrte noch immer auf eine innere Leinwand.
    Natürlich
wußte
er, worum es dabei

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