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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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kannst, Herr«, flüsterte Colon Lord Vetinari zu.
    »Soll das heißen, du kannst es nicht, Feldwebel?«
    »Nein, Herr!«
    »Seltsam. Eigentlich ist gar nicht viel dabei. Man weiß, wo sich die Objekte befinden und wohin sie fliegen. Man muß nur dafür sorgen, daß sie die richtigen Positionen in Raum und Zeit einnehmen.«
    »Darin bist du ziemlich gut. Bestimmt übst du viel, Herr.«
    »Bis heute habe ich es nie versucht.« Lord Vetinari sah die Verblüffung in Colons Gesicht. »Glaub mir, Feldwebel: Im Vergleich zu Ankh-Morpork ist es kaum der Rede wert, einige fliegende Gegenstände unter Kontrolle zu halten.«
    »Ich bin erstaunt, Herr.«
    »Und in der Politik, Feldwebel, ist es immer wichtig zu wissen, wo sich das Huhn befindet.«
    Colon hob seinen Fes. »Hockt es noch immer auf meinem Kopf?«
    »Es scheint eingeschlafen zu sein. An deiner Stelle würde ich es nicht stören.«
    »He, Jongleur… Für sie ist der Aufenthalt hier nicht gestattet.«
    Sie sahen auf. Jemand, dessen Gesicht und Schürze in siebenhundert Sprachen »Wirt« verkündet, hatte sich ihnen genähert. In jeder Hand trug er einen Krug Wein.
    »Frauen sind hier nicht erlaubt«, sagte er.
    »Warum nicht?« fragte Nobby.
    »Frauen dürfen hier auch keine Fragen stellen.«
    »Warum nicht?«
    »Es steht irgendwo geschrieben, deshalb.«
    »Und wohin soll ich gehen?«
    Der Wirt zuckte mit den Schultern. »Wer weiß, wohin Frauen gehen?«
    »Fort mit dir, Beti«, sagte der Patrizier. »Und… hör dich um!«
    Nobby griff nach Colons Weinbecher und leerte ihn in einem Zug.
    »Ich weiß nicht«, stöhnte er. »Ich bin erst seit zehn Minuten eine Frau, und schon verabscheue ich euch männliche Mistkerle!«
    »Keine Ahnung, was in ihn gefahren ist, Herr«, sagte Colon leise, als Nobby fortstapfte. »Normalerweise verhält er sich anders. Außerdem dachte ich, klatschianische Frauen gehorchen ohne Widerrede.«
    »Gehorcht
deine
Frau ohne Widerrede, Feldwebel?«
    »Nun…äh… ein Mann sollte der Herr in seinem Haus sein, so lautet mein Standpunkt…«
    »Warum räumst du dann in der Küche immer das Geschirr ab?« fragte Lord Vetinari. »Wie ich hörte, erledigst du auch den Abwasch.«
    »Nun, ein wenig im Haushalt zu helfen…«
    »In der klatschianischen Geschichte gibt es viele Beispiele dafür, daß die Frauen mit ihren Männern in den Krieg zogen«, sagte der Patrizier.
    »Was, auf der gleichen Seite?«
    »Prinz Arkvens Frau Tistam ritt mit ihrem Mann in die Schlacht, und die Legende behauptet, daß sie zehntausend mal tausend Feinde getötet hat.«
    »Das sind ziemlich viele.«
    »Was Zahlen angeht, zeichnen sich Legenden häufig durch eine hohe Inflation aus. Allerdings gibt es historische Hinweise dafür, daß Königin Sowawondra von Sumtri während ihrer Herrschaft dreißigtausend Personen hinrichten ließ. Es heißt, sie sei leicht reizbar gewesen.«
    »Du solltest meine Frau hören, wenn ich die Teller nicht abräume«, sagte Feldwebel Colon kummervoll.
    »Inzwischen erregen wir keine besondere Aufmerksamkeit mehr«, meinte der Patrizier. »Wir müssen die Gelegenheit nutzen, um herauszufinden, was hier geschieht. Zwar ist ganz offensichtlich eine Invasion geplant, aber ich glaube, Prinz Cadram hält irgendwo Truppen in Reserve, für den Fall, daß Landstreitkräfte angreifen. Wenn wir in Erfahrung bringen, wo sie stationiert sind, wissen wir auch, wo sich der Prinz befindet.«
    »In Ordnung.«
    »Glaubst du, daß du mit einer solchen Aufgabe zurechtkommst?«
    »Ja, Herr. Ich kenne die Klatschianer. Sei unbesorgt.«
    »Hier ist etwas Geld. Spendiere den Leuten etwas zu trinken. Verwickle sie in Gespräche, um dabei Informationen zu sammeln.«
    »Alles klar.«
    »Nicht zu viele Getränke. Aber möglichst viele Informationen.«
    »Keine Sorge, Herr. Ich bin sehr geschickt, wenn es darum geht, Informationen zu sammeln.«
    »Dann mach dich an die Arbeit.«
    »Herr?«
    »Ja?«
    »Ich bin ein wenig beunruhigt. Wegen… Beti, meine ich. Ganz allein unterwegs… Wer weiß, was ihm… was
ihr
zustoßen könnte?« Die letzten Worte sprach Colon langsam aus, denn er mußte einräumen: Eigentlich gab es nicht viel, was Korporal Nobby zustoßen konnte.
    »Wenn es Probleme gibt, hören wir bestimmt davon«, erwiderte der Patrizier.
    »Da hast du sicher recht, Herr.«
    Colon schlenderte zu einer Gruppe von Männern, die im Kreis auf dem Boden saßen, leise miteinander sprachen und dabei aus einer großen Schüssel in der Mitte aßen.
    Er setzte sich. Die

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