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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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gräßlicher Grammatik. Der Papierstapel unter ihm bewegte sich.
    Jemand hüstelte höflich. Erneut drehte Mumm den Kopf und sah das große, rosarote Gesicht von Willikins, Lady Sybils Diener. Eigentlich war er auch
sein
Diener, aber Mumm dachte nicht gern auf diese Weise von ihm.
    »Ich glaube, wir sollten uns besser beeilen, Sir Samuel. Ich habe die Paradeuniform mitgebracht, und das Rasierzeug liegt am Waschbecken bereit.«
    »Was? Was?«
    »In einer halben Stunde erwartet man dich bei der Universität. Lady Sybil hatte die Güte, mich auf folgendes hinzuweisen: Wenn du nicht pünktlich zur Stelle bist, will sie deine Gedärme als Strumpfwaren-Zubehör verkaufen.«
    »Hat sie bei diesen Worten gelächelt?« fragte Mumm, stand auf und wankte zum dampfenden Becken.
    »Nur ein wenig, Herr.«
    »Bei den Göttern…«
    »
Ja,
Herr.«
    Mumm versuchte, sich zu rasieren, während Willikins hinter ihm die Paradeuniform vorbereitete. Draußen begannen die Uhren der Stadt zehn zu schlagen.
    Es muß fast vier gewesen sein, als ich am Schreibtisch Platz nahm, dachte Mumm. Ich habe den Wachwechsel um acht gehört und dann versucht, Nobbys Spesen auszurechnen, was an höhere Mathematik grenzt…
    Er versuchte, zu gähnen und sich gleichzeitig zu rasieren, was nie eine gute Idee ist.
    »Verdammt!«
    »Ich hole sofort etwas Seidenpapier, Herr«, sagte Willikins, ohne sich umzudrehen. Als Mumm sein Kinn betupfte, fuhr der Diener fort: »Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um eine Angelegenheit von gewisser Bedeutung zur Sprache zu bringen, Herr…«
    »Ja?« Mumm starrte auf die rote Strumpfhose hinab, die ein wichtiger Bestandteil der Paradeuniform zu sein schien.
    »Bedauerlicherweise muß ich um Sonderurlaub bitten, der mit meiner Nachricht beginnt, Herr. Ich möchte zur Fahne.«
    »Zu welcher Fahne, Willikins?« fragte Mumm und hob ein Hemd mit Puffärmeln hoch. Dann gelang es seinem Gehirn, die Botschaft der Ohren zu verarbeiten. »Du willst
Soldat
werden?«
    »Es heißt, wir müßten Klatsch eine Lektion erteilen, Herr. Ein Willikins ist immer zur Stelle, wenn seine Heimat ruft. Ich glaube, Lord Venturiis Schwere Infanterie eignet sich für mich. Dort trägt man eine besonders attraktive rotweiße Uniform, Herr. Mit goldenen Rangabzeichen.«
    Mumm zog die Stiefel an. »Hast du militärische Erfahrung?«
    »O nein, Herr. Aber ich lerne schnell, und ich kann gut mit dem Tranchiermesser umgehen.« Patriotischer Eifer zeigte sich im Gesicht des Dieners.
    »Du hast mit gebratenen Truthähnen und so geübt«, sagte Mumm.
    »Ja, Herr«, bestätigte Willikins und polierte den Zeremonienhelm.
    »Und du möchtest gegen die heulenden Horden von Klatsch in den Kampf ziehen?«
    »Wenn es nötig ist, Herr«, entgegnete Willikins. »Ich glaube, der Helm glänzt jetzt auf angemessene Weise, Herr.«
    »Ein ziemlich sandiger Ort, heißt es. Klatsch, meine ich.«
    »In der Tat, Herr.« Willikins zog den Riemen des Helms unter Mumms Kinn stramm.
    »Und felsig. Ja, es soll dort viele Felsen geben. Und jede Menge Staub.«
    »Ein teilweise recht trockenes Land, Herr. Ich glaube, da hast du ganz recht.«
    »Und in dieses sandfarbene Land mit sandfarbenen Felsen und sandfarbenem Sand willst
du
ziehen, Willikins, mit deinen Besteck-Erfahrungen und in einer rotweißen Uniform?«
    »Mit goldenen Rangabzeichen, Herr.« Willikins schob das Kinn vor. »Ja, Herr. Falls es notwendig werden sollte.«
    »Kommt dir eine solche Vorstellung überhaupt nicht seltsam vor?«
    »Herr?«
    »Oh, schon gut.« Mumm gähnte. »Nun, wir werden dich vermissen, Willikins.« Zittert, ihr Klatschianer, fügte er in Gedanken hinzu.
    »Lord Venturii meinte, bis Silvester sei alles vorbei, Herr.«
    »Ach? Ich wußte gar nicht, daß es schon angefangen hat.«
     
    Mumm eilte die Treppe hinunter. Der Geruch von Curry wehte ihm entgegen.
    »Wir haben etwas für dich aufgespart, Herr Kommandeur«, sagte Feldwebel Colon. »Du hast geschlafen, als der Junge es brachte.«
    »Er meint Goriffs Jungen«, erklärte Nobby und versuchte, ein Reiskorn auf seinem Blechteller einzufangen. »Genug für die halbe Schicht.«
    »Der Lohn der Pflicht«, kommentierte Mumm und hastete zur Tür.
    »Brot und eingelegte Mangos und so weiter«, schwärmte Colon. »Ich habe immer gesagt, daß der alte Goriff gar nicht so übel ist, für einen Handtuchkopf, meine ich.«
    Eine Lache aus siedendem Öl…
Mumm verharrte an der Tür.
Die Familie, dicht zusammengedrängt…
Er holte die Uhr hervor. Zwanzig nach

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