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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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ruhiger. »Einfache Männer, um die einfache Wahrheit zu sehen.«
    »So ist es, Herr.«
    »Du lernst schnell, Mumm.«
    »Ich weiß nicht, Herr.«
    »Und wenn sie die einfache Wahrheit gefunden haben, Mumm?«
    »Gegen die Wahrheit kann man nichts ausrichten, Herr.«
    »Ich habe die Erfahrung gemacht, daß man gegen alles etwas ausrichten kann, Mumm.«
     
    Als Mumm gegangen war, saß Lord Vetinari eine Zeitlang an seinem Schreibtisch und starrte ins Leere. Dann zog er eine Schublade auf, entnahm ihr einen Schlüssel, ging zur Wand und drückte dort auf eine ganz bestimmte Stelle.
    Ein Gegengewicht rasselte, und ein Teil der Wand öffnete sich.
    Der Patrizier ging mit langen, leichten Schritten durch den Geheimgang. Hier und dort glühte etwas Licht am Rand jener kleinen Tafeln, die man beiseite schieben konnte, um durch die Augen eines Gemäldes zu blicken.
    Sie waren das Erbe eines früheren Herrschers. Vetinari benutzte sie nie. Es kam nicht darauf an, aus den Augen anderer Leute zu sehen.
    Der Weg führte über dunkle Treppen und durch muffige Korridore. Gelegentlich vollführte der Patrizier Bewegungen, die keinen unmittelbaren Sinn zu haben schienen. Im Vorbeigehen berührte er
hier
und
dort
die Wand und schien dabei überhaupt keinen bewußten Gedanken daran zu vergeuden. In einer mit steinernen Fliesen ausgelegten Passage – dort drang Licht durch ein kleines Fenster, das bis auf die optimistischen Fliegen alle vergessen hatten – schien er Himmel-und-Hölle zu spielen. Sein schwarzer Umhang wogte, und gelegentlich blitzten dünne weiße Waden auf, als er von einer Fliese zur nächsten hüpfte.
    Diese Aktivitäten schienen überhaupt nichts zu bewirken, denn spektakuläre Ereignisse blieben aus. Schließlich erreichte er eine Tür, die er nicht ohne gewisse Vorsicht aufschloß.
    Beißender Rauch trieb durch die Luft hinter der Tür, und ein beständiges
Pop-pop,
das er schon im Gang gehört hatte, wurde jetzt lauter. Es verklang kurz, und dann knallte es. Ein Stück heißes Metall flog am Ohr des Patriziers vorbei und bohrte sich in die Wand.
    »Meine Güte«, ertönte eine Stimme im Qualm.
    Sie klang nicht in dem Sinne betrübt oder unglücklich. Eine solche Stimme paßte zu einem einschmeichelnd lieben Hündchen, das trotz der besten Bemühungen seines Herrn neben einem langsam größer werdenden feuchten Fleck auf dem Teppich saß.
    Als sich die Rauchwolken langsam auflösten, wurde eine Gestalt sichtbar, die matt lächelte und sagte: »Diesmal waren es fünfzehn Sekunden, Exzellenz! Es kann kein Zweifel daran bestehen, daß das Prinzip richtig ist.«
    Das war eine der Angewohnheiten des Leonard von Quirm: Er begann Gespräche nicht am Anfang, sondern in der Mitte. Er hielt jeden für einen interessierten Freund und ging davon aus, daß seine Besucher ebenso intelligent waren wie er selbst.
    Vetinari blickte auf einen kleinen Haufen aus verbogenem und verdrehtem Metall.
    »Was war das, Leonard?« fragte er.
    »Eine experimentelle Vorrichtung für die Umwandlung chemischer Energie in Rotation«, erklärte Leonard von Quirm. »Das Problem besteht darin, die kleinen Schießpulverkugeln mit genau der richtigen Geschwindigkeit in die Verbrennungskammer zu bringen, und zwar jeweils nur eine. Wenn zwei gleichzeitig zünden, bekommen wir einen
externen
Verbrennungsmotor.«
    »Und… äh… was ist der Zweck eines solchen Apparats?« fragte der Patrizier.
    »Ich glaube, er könnte das Pferd ersetzen«, erwiderte Leonard stolz.
    Beide starrten auf das deformierte Ding hinab.
    Nach einigem Nachdenken sagte Vetinari: »Einer der Vorteile von Pferden, auf den immer wieder hingewiesen wird, besteht darin, daß sie nur selten explodieren. Fast nie, meiner Erfahrung nach – sieht man einmal von dem bedauerlichen Zwischenfall während des heißen Sommers vor einigen Jahren ab.« Er streckte die Hand aus, und mit behutsamen Fingern zog er etwas aus dem Durcheinander: zwei Würfel, die aus weichem weißen Pelz bestanden und mit einem Faden verbunden waren. Punkte waren darauf.
    »Spielwürfel?« fragte Vetinari.
    Leonard lächelte verlegen. »Ja. Ich weiß nicht genau, warum ich sie dem Apparat hinzugefügt habe. Aus irgendeinem Grund habe ich gehofft, daß er dadurch besser funktioniert. Es war nur so eine Idee. Du weißt ja, wie das ist.«
    Lord Vetinari nickte. Er wußte es tatsächlich. Er wußte es sogar noch viel besser als Leonard von Quirm. Deshalb gab es nur einen Schlüssel für die Tür, und der befand sich in

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