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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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darauf
verzichtet

    »Nein, Herr. Ich habe die Kontrolle selbst vorgenommen.«
    »Du hast das Gebäude höchstpersönlich überprüft, Mumm?« fragte Boggis von der Diebesgilde.
    An dieser Stelle konnte Hauptmann Karotte Mumms Gedanken regelrecht
fühlen.
    »Das stimmt… Boggis«, sagte der Kommandeur, ohne den Kopf zu drehen. »Aber… wir glauben, daß jemand dort ins Vorwerk eingedrungen ist, wo die Fenster vernagelt sind, und anschließend die Bretter wieder befestigt hat. Es waren Spuren im Staub…«
    »Und du hast nichts davon bemerkt, Mumm?«
    Mumm seufzte. »Selbst bei Tageslicht wäre es schwierig, die gelösten und danach wieder festgenagelten Bretter zu entdecken, geschweige denn mitten in der Nacht.« Wir haben sie auch gar nicht in dem Sinne entdeckt, dachte er. Angua hat den daran haftenden Geruch bemerkt.
    Lord Vetinari nahm an seinem Schreibtisch Platz. »Die Situation ist ernst, Mumm.«
    »Ja, Herr?«
    »Seine Hoheit wurde schwer verletzt. Und soweit wir wissen, ist Prinz Cadram außer sich vor Zorn.«
    »Die Klatschianer
bestanden
darauf, Cadrams Bruder in der Botschaft zu behalten«, warf Lord Rust ein. »Das ist ein ganz bewußter Affront. Als wenn wir keine guten Ärzte in der Stadt hätten…«
    »Ja, natürlich«, bestätigte Mumm. »Viele von ihnen wären sogar dazu fähig, den Prinzen zu rasieren und ihm die Haare zu schneiden.«
    »Verspottest du mich, Mumm?«
    »Das käme mir nie in den Sinn. Meiner bescheidenen Ansicht nach haben keine anderen Ärzte so sauberes Sägemehl auf dem Boden wie unsere.«
    Rust bedachte Mumm mit einem finsteren Blick.
    Der Patrizier hüstelte.
    »Hast du den Attentäter identifiziert?« fragte er.
    Karotte rechnete damit, daß Mumm vom »mutmaßlichen Attentäter« sprach, aber statt dessen sagte er:
    »Ja. Er heißt… ich meine, er
hieß
Ostie Brunt. Von einem anderen Namen wissen wir nichts. Er wohnte in der Marktstraße und verdiente sich seinen Lebensunterhalt mit Gelegenheitsarbeiten. Ein Einzelgänger. Verwandte oder Freunde haben wir bisher nicht gefunden. Die Ermittlungen dauern an.«
    »Und mehr wißt ihr nicht?« fragte Lord Witwenmacher.
    »Wir haben eine Weile gebraucht, um den Toten zu identifizieren«, sagte Mumm ruhig.
    »Ach? Und warum?«
    »Nun, ich möchte dich nicht mit Einzelheiten langweilen. Nur soviel: Ich hatte den Eindruck, daß man in diesem Fall keinen Sarg brauchte – man hätte die Leiche zwischen zwei Holzplatten unterbringen können.«
    »Hat er den Anschlag verübt?«
    »Wir haben nur eine Leiche gefunden. Und ziemlich viel Mauerwerk, das vor kurzer Zeit heruntergefallen ist. Woraus wir den Schluß zogen…«
    »Ich
meine,
gehörte er zu einer Organisation? Gibt es Hinweise auf antiklatschianische Einstellungen?«
    »Abgesehen davon, daß er versucht hat, einen Klatschianer umzubringen? Wir ermitteln noch.«
    »Nimmst du diese Sache
ernst,
Mumm?«
    »Ich habe meine besten Leute mit Nachforschungen beauftragt.«
Wer sieht besorgt aus?
»Feldwebel Colon und Korporal Nobbs.«
Wer wirkt erleic
h
tert
? »Sehr erfahrene Männer. Die Grundpfeiler der Wache.«
    »Colon und Nobbs?« wiederholte der Patrizier. »Tatsächlich?«
    »Ja, Herr.«
    Ihre Blicke trafen sich kurz.
    »Das klingt alles sehr seltsam, Mumm«, sagte Vetinari.
    »Was soll ich sagen, Herr? Ich sah jemanden auf dem Vorwerk und lief los. Jemand schoß einen Pfeil auf den Prinzen, und dann fand ich einen Mann am Turm, einen ziemlich
toten
Mann, um ganz genau zu sein. Er lag inmitten von Steinen, die erst kürzlich heruntergefallen waren, und außerdem entdeckten wir einen zerbrochenen Bogen in unmittelbarer Nähe. Ich schätze, das Unwetter in der vergangenen Nacht hat einen Teil des Mauerwerks gelockert. Ich kann keine Fakten erfinden, die nicht existieren, Herr.«
    Karotte beobachtete die Gesichter am Tisch. Offenbar herrschte allgemeine Erleichterung.
    »Ein einzelner Bogenschütze«, sagte Vetinari. »Ein Narr, der irgendeinen irren Groll hegte. Und der bei dem Versuch starb, einen Mord zu begehen. Nun, das kühne Vorgehen unserer Wächter verhinderte zumindest einen sofort tödlichen Schuß.«
    »Kühnes Vorgehen?« wiederholte Witwenmacher. »Hauptmann Karotte eilte zu den Ehrengästen, und Mumm lief zum Turm. Aber ehrlich gesagt, Mumm, dein seltsames Verhalten kurz vorher…«
    »Das ist jetzt nebensächlich«, sagte Lord Vetinari. Mit distanzierter Stimme, so als erstattete er jemandem Bericht, fuhr er fort: »Wenn Kommandeur Mumm nicht dafür gesorgt hätte,

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