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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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kämmte sich ihr Haar vor dem Spiegel.
    »Mir gefällt das nicht«, sagte Karotte. »Es ist kein richtiges Benehmen.«
    Sie klopfte ihm auf die Schulter. »Keine Sorge«, erwiderte sie. »Mumm hat alles erklärt. Du verhältst dich so, als ließen wir uns etwas
zuschulden
kommen.«
    »Ich bin gern Wächter«, sagte Karotte und hielt an seinem Kummer fest. »Und ein ordentlicher Wächter trägt Uniform. Wenn man keine Uniform trägt… könnte man genausogut herumspionieren. Er
weiß,
daß ich so denke.«
    Angua betrachtete sein kurzes rotes Haar und die ehrlichen Ohren.
    »Ich habe ihm viel Arbeit abgenommen«, fuhr Karotte fort. »Er braucht überhaupt nicht mehr auf Streife zu gehen, aber er versucht noch immer, alles selbst zu erledigen.«
    »Vielleicht möchte er gar nicht, daß du so sehr hilfst«, sagte Angua so taktvoll wie möglich.
    »Außerdem wird er nicht jünger. Ich habe versucht, ihn darauf hinzuweisen.«
    »Sehr freundlich von dir.«
    »Und ich habe nie zivile Kleidung getragen.«
    »Bei dir sieht selbst zivile Kleidung wie eine Uniform aus«, sagte Angua und streifte den Mantel über. Sie empfand es als große Erleichterung, keine Rüstungsteile mehr tragen zu müssen. Was Karotte betraf… bei ihm mußten alle Verkleidungsbemühungen scheitern. Seine Größe, die Ohren, das rote Haar, der allgemeine Eindruck von überaus athletischer Gutmütigkeit…
    »Ich schätze, ein Werwolf ist dauernd in Zivil«, meinte Karotte.
    »Danke. Da hast du natürlich recht.«
    »Ich fühle mich nur nicht wohl dabei, auf diese Weise zu lügen.«
    »Du solltest mal ein paar Kilometer weit mit diesen Pfoten laufen.«
    »Wie bitte?«
    »Schon gut.«
     
    Zorn brodelte in Goriffs Sohn Janil. Den Grund dafür kannte er nicht. Es gab viele Ursachen für den Zorn, und die Brandbombe am vergangenen Abend spielte eine große Rolle dabei. Das galt auch für gewisse Bemerkungen, die er in den Straßen hörte. Er hatte sogar mit seinem Vater gestritten, weil er der Wache das Essen geschickt hatte. Die Wächter waren ein offizieller Teil der Stadt. Sie trugen dumme Dienstmarken bei sich. Sie schritten in Uniform umher. Janils Zorn galt vielen Dingen, auch der Tatsache, daß er erst dreizehn war.
    Als sein Vater um neun Uhr abends Brot backte, die Tür aufsprang und ein Mann hereingelaufen kam… da holte Janil die alte Armbrust seines Vaters unter dem Tresen hervor, zielte auf die Stelle, an der er das Herz vermutete, und zog den Auslöser.
     
    Karotte stampfte mehrmals mit dem Fuß auf und blickte sich um.
    »Hier«, sagte er. »Ich stand
hier.
Und der Prinz befand sich… dort.« Angua wanderte über den Platz. Mehrere Leute drehten sich um und bedachten Karotte mit neugierigen Blicken.
    »Gut so… halt… nein, noch ein bißchen… halt… dreh dich ein wenig nach links… ich meine, links von mir aus gesehen… ein oder zwei Schritte zurück… und jetzt heb die Arme…«
    Karotte näherte sich Angua und folgte ihrem Blick.
    »Man hat von der Universität aus auf ihn geschossen?«
    »Der Schütze scheint sich im Bibliotheksgebäude aufgehalten zu haben«, sagte Angua. »Aber ein Zauberer kommt gewiß nicht als Täter in Frage. Aus solchen Dingen halten sie sich heraus.«
    »Oh, es ist nicht weiter schwer, auf das Gelände der Universität zu gelangen, selbst wenn das Tor geschlossen ist«, meinte Karotte. »Ich schlage vor, wir nehmen den inoffiziellen Weg, einverstanden?«
    »In Ordnung. Karotte?«
    »Ja?«
    »Der falsche Schnurrbart… Er paßt einfach nicht zu dir. Und die Nase ist zu rot.«
    »Sehe ich dadurch nicht unauffällig aus?«
    »Nein. Und der Hut… Ich würde ihn abnehmen. Ich meine, es ist ein
guter
Hut«, fügte Angua rasch hinzu. »Aber eine braune Melone… Das ist einfach nicht dein Stil.«
    »Genau!« erwiderte Karotte. »Wenn so etwas mein Stil wäre, wüßten die Leute sofort, daß ich es bin, oder?«
    »Du siehst damit wie ein Narr aus, Karotte.«
    »Sehe ich normalerweise wie ein Narr aus?«
    »Nein…«
    »Aha!« Karotte griff in die Tasche seines langen braunen Mantels. »Dieses Verkleidungsbuch habe ich aus dem Scherzartikelladen in der Fleißigen Straße. Komisch, auch Nobby hat dort Dinge gekauft. Ich fragte ihn nach dem Grund dafür, und er erwähnte ›verzweifelte Maßnahmen‹. Was kann er damit wohl gemeint haben?«
    »Keine Ahnung«, sagte Angua.
    »In dem Laden gibt es die erstaunlichsten Sachen. Falsches Haar, falsche Nasen, falsche Bärte, sogar falsche…« Er zögerte und errötete.

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