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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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nie zuvor gesehen hat.«
    »Ein Assassine, wie?«
    »O nein. Er bringt Leute einfach nur wegen Geld um. Ohne Stil. Kann weder lesen noch schreiben.«
    Karotte kratzte sich voller Anteilnahme am Kopf. »Er sieht sich nicht einmal komplizierte Bilder an. Letztes Jahr haben wir ihn erwischt, aber er schüttelte ganz plötzlich den Kopf und entkam, während wir versuchten, Nobby auszugraben. Na so was. Wo er sich jetzt wohl aufhält?«
    »Bitte mich nur nicht, ihm durch die Straßen zu folgen. Inzwischen sind Tausende über seine Fährte hinwegmarschiert.«
    »Oh, es gibt Leute, die Bescheid wissen. Bestimmte Personen sehen alles, was in dieser Stadt passiert.«
     
    HERR SCHUPPERT?
    Schneetreiben Schuppert betastete vorsichtig seinen Hals beziehungsweise den Hals seiner Seele. Die menschliche Seele neigt dazu, nach dem Tod eine Zeitlang die Gestalt des ursprünglichen Körpers zu bewahren. Angewohnheit kann eine wundervolle Sache sein.
    »Potzblitz, wer
war
das?« fragte er.
    KANNTEST DU IHN NICHT? erwiderte Tod.
    »Nein! Ich kenne nicht viele Leute, die mir den Kopf abschlagen!«
    Schneetreiben Schupperts Körper war beim Fallen gegen den Tisch gestoßen. Aus mehreren Flaschen mit medizinisch behandeltem Shampoo floß und tropfte es nun auf bestimmte andere Flüssigkeiten herab, die aus der Leiche quollen.
    »Das Zeug mit dem speziellen Öl hat mich fast vier Dollar gekostet«, sagte Schneetreiben. Doch aus irgendeinem Grund schien dieser Umstand immer mehr an Bedeutung zu verlieren. Der Tod stieß anderen Leuten zu. In diesem Fall war die andere Person er selbst. Besser gesagt: der Mann, der dort auf dem Boden lag. Nicht derjenige, der jetzt auf ihn hinabstarrte. Zu seinen Lebzeiten war Schneetreiben nicht imstande gewesen, das Wort »metaphysisch« zu buchstabieren, aber er begann bereits, das Leben auf eine andere Weise zu sehen. Von außerhalb, zum Beispiel.
    »Vier Dollar«, wiederholte er. »Und ich hatte nicht einmal Gelegenheit, es auszuprobieren!«
    ES HÄTTE NICHT GEWIRKT, sagte Tod und klopfte ihm auf eine verblassende Schulter. WENN ICH DIR VORSCHLAGEN DARF, DIE SACHE VON DER POSITIVEN SEITE ZU BETRACHTEN… IN ZUKUNFT KANNST DU AUF SHAMPOO VERZICHTEN.
    »Keine Schuppen mehr?« fragte Schneetreiben. Er war inzwischen transparent und löste sich immer mehr auf.
    NIE WIEDER, sagte Tod. VERTRAU MIR.
     
    Kommandeur Mumm lief durch dunkle Straßen und versuchte gleichzeitig, seinen Brustharnisch festzuschnallen.
    »Also gut, Grinsi, was ist passiert?«
    »Es heißt, ein Klatschianer hätte jemanden umgebracht, Herr Kommandeur. In der Skandalgasse hat sich eine aufgebrachte Menge gebildet, und die Sache sieht ziemlich übel aus. Ich hatte Schreibtischdienst in der Wache und hielt es für besser, dich zu benachrichtigen.«
    »Gut!«
    »Und außerdem konnte ich Hauptmann Karotte nirgends finden, Herr Kommandeur.«
    Säurehaltige Tinte schrieb einen kleinen, subtilen Eintrag in das Protokollbuch von Mumms Seele.
    »Bei den Göttern… Und wer kümmert sich um den Fall?«
    »Feldwebel Detritus, Herr Kommandeur.«
    Grinsi Kleinpo hatte plötzlich das Gefühl, völlig still zu stehen, denn Kommandeur Mumm sauste davon und schrumpfte zu einem kleinen Punkt in der Ferne.
     
    Mit der ruhigen Miene einer Person, die ihre Pflicht methodisch erfüllt, griff Detritus nach einem Mann, um andere Männer damit zu schlagen. Als er einen freien Bereich geschaffen hatte, in dessen Mitte er stand und in dem einige Randalierer lagen, kletterte er auf den stöhnenden Haufen und wölbte die Hände trichterförmig vor dem Mund.
    »Ihr mir zuhören, Leute!«
    Wenn ein Troll aus vollem Halse schreit, fällt es ihm nicht weiter schwer, jeden Aufruhr zu übertönen. Als Detritus glaubte, die Aufmerksamkeit der Menge errungen zu haben, zog er eine Schriftrolle unter seinem Brustharnisch hervor und hob sie hoch über den Kopf.
    »Dies der Aufruhrakte ist«, verkündete er. »Ihr wißt, was bedeutet das? Es bedeuten, wenn ich vorlese das Ding und ihr nicht… äh… geht weg, dann die Wache kann einsetzen tödliche Gewalt, ihr das verstanden habt?«
    »Was hast du denn gerade benutzt?« stöhnte jemand unter ihm.
    »Du nur ein wenig der Wache geholfen hast«, erwiderte Detritus und verlagerte das Gewicht.
    Er entrollte die Rolle.
    Zwar fanden in einigen Straßen Raufereien statt, und Schreie erklangen aus einer nahen Straße, aber
diese
Gasse wurde nun zum Mittelpunkt einer sich schnell ausdehnenden Zone der Stille. Die Fähigkeit der

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