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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Wache, wo er sich beklagte. Er als Bäcker in der Nachtschicht arbeiten. Meinen, er spät dran gewesen und gelaufen kam ins Lokal, um abzuholen sein Essen, und dann er lag plötzlich auf dem Boden.«
    Mumm schritt über die Straße und griff nach der Klinke. Die Tür öffnete sich einige Zentimeter und stieß dann gegen etwas, das eine Barrikade zu sein schien. Auch vor dem Fenster waren Möbelstücke übereinandergestapelt worden.
    »Wie viele Leute waren hier draußen, Obergefreiter?«
    »Ganze Heerscharen, fürwahr, Herr Kommandeur.«
    Und vier Personen hier drin, dachte Mumm. Eine Familie. Die Tür öffnete sich noch etwas weiter, und Mumm duckte sich, bevor die Armbrust sichtbar wurde.
    Das
Doing
einer Sehne erklang. Der Bolzen
sauste
nicht etwa vorbei, sondern
taumelte
eher durch die Luft, trudelte in einem korkenzieherartigen Kurs durch die Gasse. Er flog fast seitwärts, als er gegen die gegenüberliegende Wand schlug.
    »Hört mal…« Mumm blieb in geduckter Haltung, hob jedoch die Stimme. »Wenn es gelang,
damit
jemanden zu treffen, so kommt als Täter nur der Zufall in Frage. Hier spricht die Wache. Öffnet die Tür. Sonst macht Detritus sie auf. Und wenn er eine Tür öffnet, bleibt sie offen. Versteht ihr, was ich meine?«
    Keine Antwort.
    »Na schön. Detritus, bitte komm hierher…«
    Im Lokal flüsterten Stimmen, gefolgt von einem Kratzen, als Möbelstücke beiseite gerückt wurden.
    Mumm versuchte es erneut mit der Tür – diesmal schwang sie nach innen auf.
    Die Familie stand auf der anderen Seite des Zimmers. Mumm fühlte die Blicke von acht Augen auf sich ruhen. Es herrschte eine heiße, besorgte Atmosphäre, gewürzt mit dem Geruch von angebrannten Speisen.
    Herr Goriff hielt die Armbrust in schlaffen Händen, und der Gesichtsausdruck seines Sohnes verriet Mumm alles, was er wissen mußte.
    »In
Ordnung
«, sagte er. »Jetzt hört mir mal gut zu. Derzeit beabsichtige ich nicht, jemanden zu verhaften, ist das klar? Dies scheint eine von jenen Angelegenheiten sein, die den Patrizier gähnen lassen. Aber ihr solltet den Rest der Nacht besser in der Wache verbringen. Derzeit kann ich keine Wächter erübrigen, um euch hier beschützen zu lassen. Versteht ihr? Ich
könnte
euch verhaften. Statt dessen richte ich nur eine Bitte an euch.«
    Herr Goriff räusperte sich.
    »Der Mann, auf den ich geschossen hab…«, begann er und ließ die Frage in der Luft hängen.
    Mumm mußte sich zwingen, nicht den Jungen anzusehen. »Er ist nicht schwer verletzt.«
    »Er… kam ganz plötzlich hereingelaufen«, erklärte Herr Goriff. »Und nach dem Zwischenfall mit der Brandbombe…«
    »Du hast einen weiteren Anschlag befürchtet und nach der Armbrust gegriffen?«
    »Ja«, sagte der Junge trotzig, bevor sein Vater antworten konnte.
    Nach einem kurzen Streitgespräch auf Klatschianisch fragte Herr Goriff:
    »Wir müssen das Haus verlassen?«
    »Zu eurem eigenen Besten. Vielleicht finden wir jemanden, der es während eurer Abwesenheit bewacht. Packt jetzt einige Sachen zusammen und begleitet Detritus. Und gib mir die Armbrust.«
    Goriff reichte sie dem Kommandeur und schien erleichtert zu sein. Es handelte sich um ein typisches Modell Samstagabend-Spezial, das sich durch schlechte Qualität und Unzuverlässigkeit auszeichnete. Wenn man sie abfeuerte, war der einzige sichere Platz direkt dahinter, und selbst dort ging man ein Risiko ein. Niemand hatte ihren Eigentümer darauf hingewiesen, daß er sie besser nicht mit gespannter Sehne unter dem Tresen eines Ladens aufbewahrte, in dem hohe Luftfeuchtigkeit herrschte und ein dauernder Regen aus Fett niederging. Die Sehne hatte den größten Teil ihrer Spannkraft eingebüßt. Wenn man mit dieser Armbrust jemanden verletzen wollte, mußte man sie ihm auf den Kopf schlagen.
    Mumm wartete, bis die Familie den Raum verlassen hatte, und sah sich dann noch einmal um. Das Zimmer war nicht sehr groß. In der Küche hinterm Tresen kochte etwas Scharfes in einem großen Topf. Nachdem sich der Kommandeur mehrmals die Finger verbrannt hatte, schaffte er es, den Inhalt des Topfes aufs Feuer zu gießen und es dadurch zu löschen. Anschließend stellte er den Topf unter die Pumpe, damit die Krusten darin einweichen konnten – er erinnerte sich vage daran, daß er seine Mutter bei dieser Tätigkeit beobachtet hatte.
    Danach sicherte er die Fenster, so gut es ging, ging nach draußen und schloß die Tür. Ein diskret auffälliges Messingschild von der Diebesgilde über dem Eingang wies

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