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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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du?«
    Angua bückte sich, bis nur noch wenige Zentimeter ihre Nase vom Boden trennten.
    »Ich rieche es, kann es aber nicht sehen!«
    Ein Messer erschien vor ihr. Karotte kniete sich hin und kratzte mit der Klinge durch den staubigen Spalt zwischen den Dielen.
    Etwas Splittriges und Braunes kam zum Vorschein. Das Objekt war schmutzig und hatte ganz offensichtlich bessere Zeiten erlebt, aber jetzt nahm selbst Karotte das unverkennbare Aroma einer Gewürznelke wahr. »Glaubst du, Ostie hat oft Apfelkuchen gebacken?« fragte er leise.
    »Kochen verboten, erinnerst du dich?« erwiderte Angua und lächelte.
    »Da ist noch etwas…«
    Karotte hebelte noch mehr Schmutz und Staub nach oben. Etwas glitzerte darin. »In Freds Bericht hieß es, die Glassplitter hätten draußen gelegen, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Nun, angenommen, jemand hat nicht
alle
Splitter aufgesammelt, nachdem er die Fensterscheibe eingeschlagen hatte und ins Zimmer gelangt war?«
    »Für jemanden, der nicht lügt, kannst du ziemlich schlau sein, Karotte.«
    »Es ist nur logisch. Es liegen Glassplitter vor dem Fenster. Doch das bedeutet nur, daß Glassplitter vor dem Fenster liegen. Kommandeur Mumm sagt immer, daß es eigentlich gar keine Spuren gibt. Es kommt nur darauf an, aus welchem Blickwinkel man die Dinge betrachtet.«
    »Du glaubst, hier ist jemand eingebrochen, hat dann die Glassplitter eingesammelt und sie draußen vors Fenster gelegt?«
    »Das wäre möglich.«
    »Karotte? Warum flüstern wir?«
    »Keine Frauen, erinnerst du dich?«
    »Und keine Haustiere«, fügte Angua hinzu. »Hier bin ich doppelt unerwünscht. Schau nicht so betreten drein«, fügte sie hinzu, als sie seinen Gesichtsausdruck bemerkte. »Es ist nur unverschämt, wenn es jemand anders sagt.
Mir
sind solche Bemerkungen gestattet.«
    Karotte schabte noch einige weitere Glassplitter aus der Ritze zwischen den Dielen. Angua sah unters Bett und holte die Zeitschriften hervor.
    »Bei den Göttern, es gibt tatsächlich Leute, die so etwas lesen?« Sie blätterte in
Bögen und Bolzen.
»›Test des Locksli Reflex Nummer 7: Ein toller Bogen‹. Und: ›Wunde Füße! Wir haben die zehn besten Fußangeln getestet…‹ Und wie heißt diese Zeitschrift?
Söldner

    »Irgendwo wird immer Krieg geführt«, sagte Karotte und zog die Schatulle mit dem Geld unterm Bett hervor.
    »Sieh nur, wie groß diese Axt ist! ›Verschaffe dir den entscheidenden Vorteil! Mit der Streitaxt
Straßenkehrer
von Burlich-and-Starkimarm bist du deinen Gegnern um eine Kopflänge voraus!‹ Nun, vermutlich stimmt es, was man von Männern behauptet, die große Waffen lieben…«
    »Was behauptet man von ihnen?« sagte Karotte und hob den Deckel der Schatulle.
    Angua sah auf ihn hinab. Wie immer strahlte Karotte Unschuld aus wie eine Sonne Licht. Aber er… Sie hatten… Er sollte eigentlich
wissen…
    »Es heißt, sie… äh… seien recht klein«, sagte Angua.
    »Oh, das stimmt.« Karotte griff nach den klatschianischen Münzen. »Nimm nur die Zwerge. Sie sind am glücklichsten, wenn sie eine Axt schwingen können, die mindestens ebenso groß ist wie sie. Und Nobby. Er ist
fasziniert
von Waffen und könnte von der Größe her ein Zwerg sein.«
    »Äh…«
    Angua war sicher, daß sie Karotte besser kannte als sonst jemand. Außerdem zweifelte sie kaum daran, daß sie ihm viel bedeutete. Er sprach nur selten darüber, nahm einfach an, daß sie Bescheid wußte. Sie hatte andere Männer gekannt, obwohl der Umstand, daß sie einmal im Monat zum Wolf wurde, auf
gewöhnliche
Männer nicht besonders attraktiv wirkte – im Gegenteil. Sie wußte auch, daß Männer bestimmte Dinge, die sie gewissermaßen in der Hitze des Augenblicks von sich gaben, anschließend schnell vergaßen. Aber wenn Karotte etwas sagte… dann schien er davon überzeugt zu sein, daß bis auf weiteres alles geklärt und geregelt war. Wenn Angua ihn darauf angesprochen hätte, wäre er sicher überrascht gewesen, daß sie sich nicht mehr an seine Worte erinnerte – die er anschließend noch einmal für sie zitierte, mit genauen Angaben von Zeit und Ort.
    Und doch hatte Angua manchmal den Eindruck, daß der größere Teil von ihm sich in seinem Innern verbarg und aufmerksam Ausschau hielt. Niemand konnte so schlicht sein, auf so kreative Art und Weise
naiv,
ohne gleichzeitig über eine sehr hohe Intelligenz zu verfügen. Es war wie Schauspielern. Nur ein sehr guter Schauspieler konnte einen schlechten Schauspieler überzeugend darstellen.
    »Ist

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