Fliegende Fetzen
aber Ahmed zischte ein Wort, und daraufhin verharrten sie wieder.
In dem Napf lag… Hundefutter. Nach den Maßstäben von Ankh-Morpork bedeutet das: Es handelte sich um etwas, das nicht einmal für Würstchen verwendet wurde. Und es gibt nur wenige Dinge, die jemand mit einem ausreichend großen Fleischwolf
nicht
in Würstchen unterbringen kann.
Der menschliche Aspekt Anguas war entsetzt, doch der Werwolf sabberte beim Anblick von röhrenförmigen Dingen und schwabbelndem Fett.
Der Napf bestand aus Silber.
Sie hob den Kopf. Ahmed beobachtete sie aufmerksam.
Die anderen Hunde wurden natürlich wie Könige behandelt, trugen mit Diamanten besetzte Halsbänder und so. Es mußte nicht unbedingt bedeuten, daß er
Bescheid
wußte…
»Hast du keinen Appetit?« fragte Ahmed. »Deine Schnauze behauptet etwas anderes.«
Als sie herumwirbelte, um zuzubeißen, schloß sich etwas um ihren Hals. Ihre Zähne bohrten sich in schmierigen Stoff, aber das war nicht so schlimm wie der Schmerz.
»Seine Hoheit hat immer großen Wert darauf gelegt, Hunde mit hübschen Halsbändern auszustatten«, erklang die Stimme von 71-Stunden-Ahmed durch roten Dunst. »Rubine, Smaragde und Diamanten, teuerste Angua.« Er beugte sich zu ihr herab. »In Silber eingefaßt.«
»…
habe ich herausgefunden, daß der wichtigste Faktor NICHT in der Größe der eigenen Streitkräfte besteht. Es kommt vielmehr darauf an, wo man seine Truppen in Stellung bringt und wie man die Reserven einsetzt
…«
Mumm versuchte, sich auf Taktikus zu konzentrieren, aber zwei Dinge lenkten ihn ab. Erstens: Aus jeder Zeile schien ihm 71-Stunden-Ahmed entgegenzublicken und zuzulächeln. Zweitens: seine Uhr, die er an den Disorganizer gelehnt hatte. Darin steckte ein echtes Uhrwerk, und sie funktionierte mit weitaus größerer Zuverlässigkeit. Außerdem brauchte man sie nicht zu füttern. Ruhig tickte
sie
vor sich hin. Wenn es nach ihm ging… Er brauchte niemanden, der ihn an irgendwelche Termine erinnerte.
Der Sekundenzeiger neigte sich der vollen Minute entgegen, als jemand die Treppe heraufkam.
»Komm herein, Hauptmann«, sagte Mumm. Spöttisches Kichern drang aus der Schachtel des Disorganizers.
Die rosarote Tönung von Karottes Gesicht war diesmal besonders ausgeprägt.
»Angua ist etwas zugestoßen«, sagte Mumm.
Karotte erbleichte. »Woher weißt du das?«
Mumm versuchte, das Kichern des Dämons zu überhören. »Nennen wir es Intuition, in Ordnung? Nun, habe ich recht?«
»Ja, Herr! Sie ging an Bord eines klatschianischen Schiffes, das gerade in See gestochen ist! Und sie befindet sich noch immer an Bord!«
»Was hat sie überhaupt dazu veranlaßt, das Schiff zu betreten?«
»Sie verfolgte Ahmed, Herr! Offenbar hat er jemanden mitgenommen, eine Person, die krank zu sein scheint, Herr!«
»Er hat die Stadt verlassen? Aber die Diplomaten sind doch noch…«
Mumm unterbrach sich. Wenn man Karotte nicht kannte, mußte man zu dem Schluß gelangen, daß mit der Situation etwas nicht stimmte. Ein anderer Mann, dessen Freundin von einem fremden Schiff fortgetragen worden wäre, hätte sicher nicht gezögert, in den Ankh zu springen – oder zumindest über die Kruste des Flusses zu laufen –, an Bord des Seglers zu klettern und den dortigen Leuten auf demokratische Weise einzuheizen. Natürlich mußte man ein solches Verhalten als dumm bezeichnen, wenn man die Umstände berücksichtigte. Viel vernünftiger war es, die Nachricht zunächst weiterzugeben und Hilfe zu holen, aber trotzdem…
Karotte glaubte tatsächlich, daß »persönliche Dinge« nicht unbedingt mit »wichtig« gleichzusetzen waren. Mumm vertrat natürlich den gleichen Standpunkt, doch er konnte nur hoffen, daß er sich richtig verhielt, wenn es darauf ankam. Jemand, der nicht nur an dieses Prinzip glaubte, sondern sein ganzes Leben danach gestaltete, hatte etwas Unheimliches. Er erweckte in einem das gleiche seltsame Unbehagen wie die Begegnung mit einem wirklich armen Priester.
In diesem Fall mußte man natürlich berücksichtigen: Wenn jemand Angua gefangen hatte, mußte man mit großer Wahrscheinlichkeit nicht die Entführte, sondern die Entführer retten.
Dennoch…
Die Götter allein mochten wissen, was geschehen würde, wenn er, Mumm, die Stadt ausgerechnet jetzt verließ. Der Kriegswahn breitete sich in Ankh-Morpork immer mehr aus. Große Ereignisse bahnten sich an. In einer solchen Zeit drängte jede einzelne Zelle in seinem Körper darauf, daß der Kommandeur der Wache
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