Fliegende Fetzen
heißt:
Lieber Gebieter, hiermit
teile ich dir mit, daß wir Betrek, Smale und Uschistan erobert haben. Erbitte eine Nachza
h
lung von 20000 AM$.
Der Mann wußte einfach nicht, wo es aufzuhören galt. Deshalb wurde er hastig zum Herzog ernannt und nach Gennua geschickt, wo seine erste Aktivität darin bestand, den größten Feind der Stadt zu identifizieren. Nachdem ihm das gelungen war, erklärte er Ankh-Morpork den Krieg.
Aber was hätte man sonst von ihm erwarten sollen? Er erfüllte seine Pflicht. Er brachte damals jede Menge Beute, viele Gefangene und, im Gegensatz zu anderen Heerführern Ankh-Morporks, den größten Teil seiner Männer zurück. Mumm vermutete, daß die historische Mißbilligung auf dem zuletzt genannten Punkt basierte. Die Tatsache, daß so viele seiner Soldaten überlebten, schien nahezulegen, daß er nicht fair kämpfte.
Veni, vidi, vici.
Diese Worte sollte Taktikus ausgesprochen haben, als er… wo einen Sieg errungen hatte? Über Pseudopolis? Oder über Al-Khali? Über Quirm? Oder vielleicht über Sto Lat? Zu jener Zeit griff man andere Städte allein aus Prinzip an und kehrte anschließend heim – um erneut anzugreifen, falls der Gegner sich von seiner Niederlage zu erholen schien. Damals scherte man sich nicht darum, ob die Welt zusah oder nicht. Man
wollte
sogar, daß sie zusah und ihre Lektion lernte.
Veni, vidi, vici.
Ich kam, ich sah, ich siegte.
Als Kommentar erschienen Mumm diese Worte viel zu glatt. So etwas fiel einem nicht auf Anhieb ein. Es klang vielmehr sorgfältig überlegt. Wahrscheinlich hatte Taktikus lange Abende in seinem Zelt in Wörterbüchern nach kurzen Ausdrücken gesucht, die mit V begannen. Mumm stellte sich vor, wie der General sie nacheinander ausprobierte…
Veni, vermini, vomui.
Ich kam, es gab Würmer, ich übergab mich.
Visi, veneri, vamoosi.
Ich besuchte, ich holte mir eine peinliche Krankheit, ich lief weg. Sicher war Taktikus damals sehr erleichtert gewesen, als er drei passende und angemessen kurze Worte gefunden hatte. Vermutlich hatte er sie erst notiert und sich
danach
aufgemacht, irgendwo ein Land zu erobern.
Mumm öffnete das Buch an einer beliebigen Stelle.
»Es ist immer nützlich, einem Feind gegenüberzustehen, der die Bereitschaft mi
t
bringt, für sein Land zu sterben«,
las er. »
Es bedeutet, daß der Feind das gleiche Ziel hat wie man selbst.«
»Ha!«
»Bimmel-bimmel-b…«
Mumms Hand klatschte auf die Schachtel.
»Ja? Was ist?«
»Drei Uhr fünf nachmittags, Besprechung mit Korporal Kleinpo betreffend das Verschwinden von Feldwebel Colon«, sagte der Dämon verdrießlich.
»Einen solchen Termin habe ich überhaupt nicht vereinbart. Wer hat dir gesagt… Soll das heißen, ich habe eine Verabredung, von der ich nichts weiß?«
»Ja.«
»Und woher weißt
du
davon?«
»Du hast mir
gesagt,
daß ich über solche Dinge Bescheid wissen soll«, erwiderte der Dämon. »Gestern abend.«
»Du kannst mich wirklich auf Termine hinweisen, von denen ich nichts weiß?« fragte Mumm.
»Es gibt gewissermaßen Termine, die nur darauf warten, daß man einen Zeitpunkt für sie festsetzt«, erklärte der Dämon. »Sie existieren im sogenannten Terminphasenraum.«
»Wovon redest du da?«
»Nun«, entgegnete der Dämon geduldig, »du kannst jederzeit einen Termin haben, nicht wahr? Also existieren alle Termine
in potentia
…«
»Wo ist das?«
»Jeder
spezielle
Termin läßt die Wellenform kollabieren«, fuhr der Dämon fort. »Ich wähle nur den wahrscheinlichsten aus der projizierten Matrix.«
»Du erfindest das alles«, sagte Mumm. »Wenn du recht hättest, müßte jetzt jeden Augenblick…«
Jemand klopfte an die Tür, auf zögernde, zurückhaltende Art.
Mumm wandte den Blick nicht von dem grinsenden Dämon ab.
»Bist du das, Korporal Kleinpo?« fragte er.
»Ja, Herr. Feldwebel Colon hat eine Taube geschickt. Du solltest dir die Nachricht ansehen, Herr.«
»Herein!«
Kleinpo reichte ihm eine kleine Rolle aus dünnem Papier. Die Mitteilung lautete:
Nehme an einer Mission von Größter Wichtigkeit teil. Nobby ist ebenfalls hier. Wenn wir triumphierend zurückkehren, setzt man uns vielleicht ein Denkmal. PS. Jemand, dessen Namen ich nicht nennen darf, weist darauf hin, daß sich diese Mitteilung in fünf Sekunden selbst zerstört. Er meint auch, es täte ihm leid, da er nicht die richtigen Chemikalien zur Hand hat, um es besser zu machen…
Das Papier begann, sich am Rand zu wellen. Dann löste es sich in einer nicht sehr
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