Fliegende Fetzen
›meiden‹ formen. Dadurch bekomme ich…äh… wie nennt man diese blauen Quadrate, Len?«
»Du bekommst einen Dreimal-den-Wert-deiner-Buchstaben-Bonus«, erklärte Leonard von Quirm.
»Ausgezeichnet, Feldwebel«, sagte Lord Vetinari. »Ich glaube, damit gehst du in Führung.«
»Äh… das glaube ich ebenfalls, Herr«, quiekte Feldwebel Colon.
»
Allerdings
stelle ich fest, daß du mir die Verwendung von U, N und F, Ä, H, I, G überlassen hast«, sagte der Patrizier. »Was mich zum Dreimal-das-ganze-Wort-Feld führt. Wenn ich mich nicht sehr irre, gewinne ich dadurch.«
Feldwebel Colon seufzte erleichtert.
»Ein interessantes Spiel, Leonard«, meinte Vetinari. »Wie heißt es noch?«
»Ich nenne es Man-setze-Wörter-aus-durcheinander-liegenden-Buchstaben-zusammen-Spiel, Euer Exzellenz.«
»Ah ja. Ein angemessen beschreibender Name.«
»Ha, und ich habe nur drei Punkte«, beklagte sich Nobby. »Weil du meine Wörter nicht zugelassen hast, Feldwebel. Dabei gab es überhaupt nichts an ihnen auszusetzen.«
»Ich bin sicher, daß diese Herren nicht wissen möchten, welche Wörter du meinst«, sagte Colon streng.
»Für das X hätte ich zehn Punkte bekommen.«
Leonard sah auf. »Seltsam. Offenbar bewegen wir uns nicht mehr…«
Er griff nach oben und öffnete die Luke. Feuchte Nachtluft strömte herein, und Stimmen erklangen. Sie schienen recht nahe zu sein und hallten laut übers Wasser.
»Heidnisches klatschianisches Kauderwelsch«, sagte Colon. »Worüber reden sie?«
»›Welcher Neffe eines Kamels hat im Tauwerk herumgeschnitten‹«, übersetzte Lord Vetinari, ohne aufzusehen. »›Und nicht nur die Seile. Seht euch nur dieses Segel an. He du, hilf mir…‹«
»Ich wußte gar nicht, daß du Klatschianisch sprichst, Exzellenz.«
»Kein einziges Wort«, sagte Lord Vetinari.
»Aber du…«
»Nein«, stellte der Patrizier ruhig fest.
»Äh… wie du meinst…«
»Wo sind wir, Leonard?«
»Nun…äh… meine Sternkarten sind natürlich längst veraltet, aber wenn du bereit wärst, bis zum Sonnenaufgang zu warten; ich habe da einen Apparat erfunden, mit dem man seine Position mit Hilfe des Sonnenstandes bestimmen kann, außerdem eine ziemlich genau gehende Uhr, die…«
»Wo sind wir
jetzt,
Leonard?«
»Äh… in der Mitte des Runden Meers, nehme ich an.«
»In der Mitte?«
»In unmittelbarer Nähe der Mitte, ja, da bin ich ziemlich sicher. Wenn ich die Windgeschwindigkeit messen könnte…«
»Also müßte Leshp in der Nähe sein?«
»Oh, ja, ich denke schon…«
»Gut. Löse uns jetzt von dem anscheinend in Not geratenen Schiff, während wir noch den Schutz der Dunkelheit genießen. Morgen früh möchte ich mir das neue Land ansehen. Ich schlage vor, wir nutzen den Rest der Zeit, um ein wenig zu schlafen.«
Feldwebel Colon bekam nicht viel Schlaf, weil er mehrmals von sägenden und klopfenden Geräuschen geweckt wurde, die vom Bug des Bootes kamen. Außerdem tropfte immer mehr Wasser auf ihn herab. Hauptsächlich aber fand er deshalb keine Ruhe, weil er aufgrund des allgemeinen Nachlassens der Aktivität Gelegenheit bekam, über seine Situation nachzudenken.
Manchmal sah er, wie sich der Patrizier über Leonards Skizzen beugte, eine schmale Silhouette im Kerzenlicht. Er las, machte sich Notizen…
Colon begriff, daß er sich in der Gesellschaft eines Mannes befand, vor dem sich selbst die Assassinengilde fürchtete, und eines anderen Mannes, der die ganze Nacht über aufblieb, um einen Wecker zu finden, von dem er sich morgens wecken lassen konnte. Hinzu kam ein dritter Mann, von dem er nicht wußte, ob er jemals seine Unterwäsche gewechselt hatte.
Und er befand sich auf hoher See.
Er versuchte, die Sache von der positiven Seite zu sehen. Weshalb verabscheute er Boote und Schiffe? Weil sie sanken. Aber bei
diesem
Boot war das Versinken von Anfang an eingebaut. Und man brauchte nicht die dahinrollenden Wellen zu beobachten, weil sie
über
einem dahinrollten.
Diese Überlegungen waren vollkommen logisch. Aber sie beruhigten nicht.
Als er einmal mehr erwachte, hörte er leise Stimmen vom anderen Ende des Bootes.
»…
verstehe ich das nicht ganz, Euer Exzellenz. Warum ausgerechnet
sie?«
»Sie tun, was man ihnen sagt. Sie glauben an die letzten Dinge, die sie gehört h
a
ben. Sie sind nicht klug genug, um Fragen zu stellen. Und sie verfügen über jene Art von unerschütterlicher Loyalität, die von zuviel Intelligenz unbelastet bleibt.«
»Vielleicht hast du recht,
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