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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Exzellenz.«
    »Solche Männer sind sehr nützlich, glaub mir.«
    Feldwebel Colon drehte sich auf die Seite und versuchte, eine möglichst bequeme Position zu finden. Bin froh, daß ich nicht zu den armen Mistkerlen gehöre, dachte er, als er in der Tiefe des Meeres zum Schlaf zurückfand. Ich bin ein Mann mit besonderen Fähigkeiten.
     
    Mumm schüttelte den Kopf. Das Hecklicht des klatschianischen Schiffes war in der Finsternis kaum zu erkennen.
    »Holen wir auf?« fragte er.
    Kapitän Jenkins nickte. »Vielleicht. Es erstreckt sich ziemlich viel Wasser zwischen uns.«
    »Haben wir wirklich alle schweren Dinge über Bord geworfen?«
    »Ja! Soll ich mir auch noch den Bart abrasieren?«
    Karottes Gesicht erschien am Rand des Frachtraums. »Alle haben sich hingelegt, Herr Kommandeur.«
    »Gut.«
    »Ich gehe jetzt ebenfalls schlafen, falls du nichts dagegen hast.«
    »Wie bitte?«
    »Ich horche ein wenig an der Matratze, Herr Kommandeur.«
    »Aber… aber…« Mumm deutete vage zum dunklen Horizont. »Wir verfolgen deine Freundin. Unter anderem, meine ich«, fügte er hinzu.
    »Ja, Herr Kommandeur.«
    »Bist du nicht… Ich meine, du kannst es doch sicher kaum abwarten… Hast du wirklich vor, nach unten zu gehen und ein
Nickerchen
zu machen, Hauptmann?«
    »Um frisch und ausgeruht zu sein, wenn wir das Schiff erreichen. Ja, Herr Kommandeur. Wenn ich die ganze Nacht damit verbringe, übers Meer zu starren und besorgt zu sein, bin ich sicher sehr müde, wenn es schließlich ernst wird. Und dann kann ich kaum etwas gegen Anguas Entführer ausrichten.«
    Es ergab durchaus einen Sinn. Es ergab sogar
viel
Sinn. Und eine solche Einstellung war ausgesprochen vernünftig. Das konnte Mumm ganz deutlich erkennen. Karotte hatte sich wirklich hingesetzt, einen
klaren Kopf
behalten und
in aller Ruhe
nachgedacht.
    »Und glaubst du wirklich, daß du einschlafen kannst?« fragte Mumm.
    »Ja. Das bin ich Angua schuldig.«
    »Oh. Nun… gute Nacht.«
    Karotte verschwand wieder im Frachtraum.
    »Lieber Himmel«, sagte Jenkins. »Ist er echt?«
    »Ja«, bestätigte Mumm.
    »Ich meine… würdest du dich hinlegen und schlummern, wenn jemand
deine
Liebste verschleppt hätte?«
    Mumm schwieg.
    Jenkins kicherte. »Nun, mit Lady Sybil an Bord läge das klatschianische Schiff noch tiefer im Wasser.«
    »Paß nur auf… aufs Meer, meine ich. Wir sollten vermeiden, mit Walen oder so zusammenzustoßen.« Mumm ging zum spitzen Ende des Schiffes.
    Karotte, dachte er. Wer ihn nicht kennt, würde es kaum glauben…
    »Die Klatschianer werden langsamer, Herr Mumm!« rief Jenkins.
    »Was?«
    »Das andere Schiff wird langsamer!«
    »Gut.«
    »Was hast du vor, wenn wir es erreichen?«
    »Äh…« Darüber hatte Mumm bisher noch nicht sehr gründlich nachgedacht. Er erinnerte sich an einen Holzschnitt in einem Buch über Piraten.
    »Wir schwingen uns an Bord, mit dem Entermesser zwischen den Zähnen«, schlug er vor.
    »Im Ernst?« erwiderte Jenkins. »Gut. Seit Jahren habe ich so etwas nicht mehr beobachtet. Eigentlich hab ich’s nur ein einziges Mal gesehen.«
    »Ach?«
    »Ja. Der Bursche hatte die Idee aus einem Buch. Schwang sich in die Takelage des anderen Schiffes, mit dem Entermesser zwischen den Zähnen.«
    »Und?«
    »›Oben ohne Harry‹ haben wir auf seinen Sarg geschrieben.«
    »Oh.«
    »Hast du jemals ein weichgekochtes Ei gesehen, nachdem jemand ein Messer genommen und…«
    »Schon gut, ich verstehe. Was schlägst du vor?«
    »Enterhaken. Sind ausgesprochen praktisch, Enterhaken. Man wirft sie auf das andere Schiff, und anschließend zieht man einfach.«
    »Hast du solche Haken an Bord?«
    »Oh, ja. Erst vor kurzer Zeit habe ich sie noch gesehen.«
    »Gut. Dann…«
    »Wenn ich mich recht entsinne«, fuhr Jenkins erbarmungslos fort, »hat Feldwebel Detritus bei dieser Gelegenheit diverse Objekte über Bord geworfen, und er fragte: ›Was wir machen sollen mit den krummen Hakendingern?‹ und jemand, an dessen Namen ich mich derzeit nicht erinnere, antwortete: ›Es ist alles nur Totgewicht, über Bord damit.‹«
    »Warum hast du nichts gesagt?«
    »Oh, ich wollte dich nicht stören«, entgegnete Jenkins. »Du schienst dich so sehr zu amüsieren…«
    »Mach dich nicht über mich lustig, Kapitän. Ich könnte dich in Eisen legen lassen.«
    »Nein, das könntest du nicht, und ich nenne dir auch den Grund dafür. Erstens: Als Hauptmann Karotte fragte: ›Was sollen wir mit diesen Ketten machen, Herr Kommandeur?‹, hast du

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