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Fliegende Fische Band (Junge Liebe ) (German Edition)

Fliegende Fische Band (Junge Liebe ) (German Edition)

Titel: Fliegende Fische Band (Junge Liebe ) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Pavlovic
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der Stadt? Den Jungen mit dem Engelsgesicht, der Daniels Tage und Träume füllt?
    Die Wut legt sich. Daniel wagt sich näher, wagt eine Berührung und Mick greift nach ihm und zieht ihn an sich.
    „Ich versuche, mich zu häuten“, sagt Mick. „Ich versuche, zum Kern vorzudringen, aber ich glaube, da ist gar kein Kern. Nur immer mehr Schichten. Ich will endlich wirklich sein. Verstehst du, was ich meine?“
    „Nein“, flüstert Daniel.
    „Ich auch nicht. Ich meine, irgendwo da drin muss es doch mich geben, oder? Aber jede Schicht sieht anders aus und es kommt immer eine neue nach. Ich kriege mich einfach nicht zu fassen.“
    Daniel schlingt die Arme um Mick und legt das Gesicht an seine Schulter. Er schweigt, er wüsste im Leben nicht, was er darauf sagen sollte. Mick atmet in Daniels Haare.
    „Ich wünsche mir einen Sturm“, flüstert Mick. „Einen Tornado, der alles wegpustet, was überflüssig ist, sodass nur der Kern übrig bleibt. Etwas Unveränderliches. Etwas Verlässliches.“
    „Du kannst dich auf mich verlassen. Ich bin für dich da.“
    „Das löst das Problem nicht“, flüstert Mick.
    „Ich weiß“, sagt Daniel hilflos. „Aber etwas anderes habe ich nicht anzubieten.“
    „Deine Mutter sollte mich rausschmeißen“, sagt Mick. „Ich mache dich kaputt. Ich mache alle kaputt, die sich zu nah an mich heran wagen.“
    „Ich bin robust.“
    „Dann dauert es bei dir nur länger.“
    „Ich will nicht, dass du gehst. Es hat doch alles erst angefangen.“
    „Es ist der Anfang vom Ende, glaub mir.“
    Daniel schaut Mick ins Gesicht, er sieht durcheinander aus, verzweifelt und ein bisschen bekifft, aber nicht wie einer, der Ernst macht und geht.
    „Wie gut kennst du dich selbst?“, fragt Mick.
    „Oh“, sagt Daniel überrascht. „Das fragst du mich? Ich bin der Typ, der siebzehn werden musste, um zu begreifen, dass Mädels die falsche Zielgruppe sind, schon vergessen?“
    „Ja, aber … du kommst immer rüber wie einer, der genau weiß, was er will. Der immer so … alles im Griff hat. Woher weißt du denn immer, was du willst? Was gut für dich ist?“
    „Das tu ich doch gar nicht.“
    „Nicht?“
    Daniel erlaubt sich ein vorsichtiges Lächeln.
    „Das ist nur Show. Man erspart sich damit Diskussionen.“
    „Aber wie kannst du damit leben? Das ist doch wie … Autofahren bei Nacht und die Scheinwerfer sind kaputt.“
    „Ich denke, das ist eine ganz gute Beschreibung des Lebens, so ganz allgemein.“
    Mick sieht Daniel zweifelnd an.
    „Man muss sich eben vernünftige Beifahrer suchen“, sagt Daniel. „Die anderen sind doch auch alle so unterwegs. Das Leben ist voller Geisterfahrer. Oder glaubst du, die haben alle die Weisheit mit Löffeln gefressen?“
    Mick seufzt.
    „Denk nicht so viel drüber nach“, sagt Daniel.
    „Und das aus deinem Mund, Superhirn“, sagt Mick.
    „Das ist nur dein schlechter Einfluss. Können wir jetzt aufräumen? Und durchlüften.“
    „Wie kannst du denn jetzt an so etwas denken?“
    „So läuft das bei uns. Noch nicht gemerkt? Du hast die Krisen und ich bin derjenige, der hinterher aufräumt.“
    Und er fühlt sich nicht mal schlecht dabei, wie er feststellt. Vielleicht hat es etwas mit Liebe zu tun, dieser Gedanke, dass es wichtig und sinnvoll ist, etwas Ordnung in Micks Leben zu bringen, der Anker zu sein, damit er nicht abtreibt. Vielleicht ist es auch einfach zu schön, Mick zuzuhören, wie er auf der Gitarre das Lied nachspielt, das zuvor in Überlautstärke von CD kam und es ihm widmet:
    Oh, Daniel, you’ll be just fine… you’ve always been beautiful to me... and love is not a game anymore.
    Und vermutlich auch deshalb sagt er „Ich”, als seine Mutter mit Gewittermiene wissen will, wer zum Teufel hier gekifft hätte, gleichzeitig mit Mick, der „Ich war’s“ sagt und dann geben sie eine Weile das „Nein, ich“ hin und her, bis Rita ausflippt und ihnen beiden den Kopf wäscht und Daniel fragt sich, wie es sein kann, dass er aus Micks Krisen gestärkt hervorgeht.
     
    ***
     
    „Fertig“, sagt Daniel und schiebt Micks Mathe-Hausaufgaben zu ihm hinüber. „Wie sieht’s bei dir aus?“
    „Hm?“, sagt Mick. „Ach so. Ja, geht so. Ich brauch noch ein bisschen. Ist echt ein blödes Thema.“
    „Ich hab dir doch notiert, was du dazu schreiben sollst. Hier, auf dem Zettel.“
    „Ja, aber nicht auf Englisch.“
    „Wenn ich das locker aus dem Arm ziehen könnte, müsstest du es nicht für mich erledigen.“
    Mick seufzt und fährt

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