Fliegende Fische Band (Junge Liebe ) (German Edition)
auch wild zelten, oder?“
„Ich sehe, du hast an alles gedacht.“
„Aber natürlich“, sagt Lilli sehr zufrieden. „Meine Pläne sind immer perfekt.“
Daniel stellt sich eine wilde Kulisse aus Wald und Felsen vor, dazwischen ein glatter, dunkler Wasserspiegel, über dem der Vollmond steht und Mick, wie er sich mit ausgebreiteten Armen und geschlossenen Augen nach hinten ins Wasser fallen lässt.
Zu kitschig. Er streicht den Vollmond und ersetzt ihn durch eine Taschenlampe. Schon besser.
„Klingt gar nicht so schlecht, bei näherer Betrachtung“, sagt er. „Also gut. Gehen wir baden.“
9. OHNE ANLEITUNG
„Was ist das denn für’n Licht?“
Lilli dreht extra die Musik leiser, damit sie auch verstanden wird.
„Welches meinst du?“, fragt Jo, der am Steuer sitzt. „Das am Ende des Tunnels?“
„Das Licht am Ende des Tunnels ist manchmal nur der Zug“, sagt Daniel.
„Ich meine das hier.“ Ungeduldig zeigt Lilli auf die beleuchtete Anzeige im Armaturenbrett, wo ein orangerotes Symbol leuchtet.
„Huh?“, sagt Jo. „Keine Ahnung.“
„Das ist irgendeine Warnleuchte.“
„Das sehe ich auch.“
„Öl?“, schlägt Mick vor und lehnt sich auf dem Rücksitz nach vorne, um besser zu sehen. „Bremsen?“
„Nee“, sagt Jo. „Öl ist so ein Kännchen und Bremsen sieht auch irgendwie anders aus.“
„Selbstzerstörung“, unkt Daniel.
„Wie bist du denn heute drauf?“, fragt Mick. Daniel seufzt und sieht aus dem Fenster in die Dunkelheit.
Eigentlich hat er sich auf die Badenacht gefreut. Nicht nur auf Mick im dunklen Pool, sondern auch auf das Gemeinschaftserlebnis, den Kick, die Abwechslung vom täglichen Einerlei. Doch die gute Stimmung ist so oberflächlich wie das Eis auf einem zugefrorenen See: Man weiß nie, wann es bricht und welche Abgründe darunter lauern.
Irgendwo da draußen ist ein Gewitter im Anzug. Es hat schon deutlich abgekühlt. Schwimmen zu gehen wird eine ziemlich frostige Sache in dieser Nacht, aber nachdem sie nun alle schon im Auto sitzen und auf einer kurvigen Landstraße ins Nirgendwo fahren, ist es sinnlos, diesen Umstand zu erwähnen.
„Bist du sicher, dass wir richtig sind?“, fragt Lilli.
„Logisch“, sagt Jo.
„Ich denke immer noch, wir hätten vorhin rechts abbiegen müssen, Richtung Steinberg“, sagt Lilli.
„Deshalb hat der liebe Gott die kleinen Navigationsgeräte erschaffen“, sagt Mick. „Hat jemand mal einen Kaugummi?“
„In meiner Jacke“, sagt Daniel müde. Seit er begriffen hat, dass es nie einen Kaugummiautomaten gibt, wenn man wirklich einen braucht, ist er auf Vorratshaltung umgestiegen.
„Cool.“ Mick klaubt Daniels Jacke aus dem Fußraum und nestelt an den Taschen.
„Ich brauche kein Navi“, sagt Jo finster. „Ich kenne mich hier aus.“
Verhaltenes Donnergrollen übertönt die halblaute Musik.
„Warum fahren wir nicht, bis wir die nächste größere Straße treffen?“, schlägt Daniel vor. „Irgendetwas wird schon ausgeschildert sein und dann fahren wir heim. Steht nicht die Autobahn immer dran?“
„Ich will nicht heim“, sagt Mick und raschelt mit dem Kaugummipapier. „Ich will baden!“
„Ich habe eine Badewanne“, sagt Daniel. Mick grinst breit und rückt näher.
„Erzähl mal“, schnurrt er. „Wie stellst du dir das genau vor?“
Das Auto ruckt unsanft.
„Hoppla“, sagt Jo.
„Immer schön die Kupplung kommen lassen“, sagt Mick.
„Ich war gar nicht auf der Kupplung“, knurrt Jo.
„Guck mal“, sagt Lilli. „Ein neues Licht. Ölkännchen.“
„Kann gar nicht sein“, sagt Jo. „Ich hab kürzlich erst nachgefüllt!“
„Ist auch schon wieder weg.“
„Hmmm, Himbeer.“ Mick drückt Daniel einen feuchten, klebrigen Kuss auf die Wange.
„Scheiße“, flucht Jo. „Irgendwas ist mit der Karre! Ich gebe Gas, aber nichts passiert!“
Dann wird es plötzlich hell am Armaturenbrett, weil alle Warn- und Hinweislichter gleichzeitig aufleuchten, und der Motor stottert. Die Scheinwerfer flackern.
„Gute Einschätzung“, sagt Lilli.
Daniel stöhnt und schlägt die Hand vor die Augen. Der Motor hustet, das Auto ruckt ein letztes Mal. Dann ist alles still und dunkel.
„Was ist passiert?“, fragt Lilli irritiert.
„Aus“, sagt Jo. Daniel hört seine Bewegungen mehr, als dass er sie sieht, während seine Augen sich allmählich an die veränderten Lichtverhältnisse gewöhnen.
„Warum ist das Licht aus?“, fragt Lilli.
„Keine Ahnung. Aus dem gleichen Grund, aus dem
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