Fliegende Fische Band (Junge Liebe ) (German Edition)
sich mit gespreizten Fingern durch die Locken. Daniel schluckt die Bemerkung, dass Hausaufgaben schneller gehen, wenn man nicht ständig auf dem Handy herumtippt. Er kann sich schon denken, an wen die ständigen SMS gerichtet sind und spitze Bemerkungen helfen niemandem.
Der Verzicht auf Englisch-Hausaufgaben möglicherweise schon.
Daniel schiebt seinen Stuhl weg und schleicht sich an Mick an. Mick fixiert das Display seines Handys. Daniel schiebt die Hand unter Micks Haare und beginnt, ihn im Nacken zu kraulen. Er liebt es, wie weich sich Micks Haare anfühlen und Mick liebt es, gekrault zu werden.
Mick macht eine kleine Ausweichbewegung, hält dann aber doch still. Sein Blick hängt an dem Handy.
„Wartest du auf etwas?“, fragt Daniel.
„Einen Anruf“, sagt Mick.
„Echt, jetzt? So Handys klingeln, wenn einer anruft, weißt du? Man muss sie nicht ständig im Auge behalten.“
„Klugscheißer.“
Daniel schiebt die freie Hand unter Micks T-Shirt, Mick atmet zitternd und schließt die Augen. Manchmal ist Daniel noch erstaunt über all das, was er sich neuerdings traut und dass es sich schon beinahe selbstverständlich anfühlt – wenn auch sehr aufregend – aber etwas an Mick bewirkt, dass sich in Daniel ein Schalter umlegt und er aufhört, nachzudenken.
Ein unglaublich befreiendes Gefühl.
„Meine Mutter kommt um fünf“, murmelt er. „Das sind fast zwei Stunden. Ich weiß, wie ich die verbringen will.“
„Nicht mit Englisch, schätze ich?“
„Es sei denn, du hättest ein paar überraschende Tricks drauf.“
„Meine Tricks beziehen sich eher auf … hmmh … Französisch.“
„Beweisen Sie’s, mein Herr. Ich höre, Sie nehmen gerne mal den Mund etwas voll.“
Mick grinst an Daniels Wange.
„Verlass dich drauf.“
Fünf Minuten später denkt Daniel, dass eine Fünf-Minuten-Nummer auf dem Sofa vielleicht besser ist als gar nichts und dass sie zumindest den Vorteil hat, dass sie beide damit fertig sind, als das blöde Handy klingelt. Daniel drückt die Wange ins Kissen und sieht zu, wie Mick telefoniert. Mick hat sich nur die Hose hochgezogen, damit er beim Spurt zum Handy nicht drüber stolpert. Sein Oberkörper ist nackt und Daniel beobachtet, wie die schmalen Muskeln arbeiten, als Mick beim Reden gestikuliert. Seine Stimme rutscht immer ein wenig tiefer, wenn er mit Jo spricht, vielleicht um besonders cool und lässig zu wirken und er lächelt viel. Seine Wangen glühen, Daniel will einfach daran glauben, dass sie wegen der Dinge glühen, die sie gerade auf dem Sofa getan haben und nicht aus Begeisterung über Jos Anruf.
Er ist sich nicht sicher.
Er fragt sich, wie sie jemals richtigen Sex miteinander haben sollen, echten Sex unter Männern, sozusagen, wenn Mick nach fünf Minuten immer gleich die Fliege macht.
Daniel hat im Internet darüber gelesen. Jungs und Mädels scheinen es einfacher zu haben.
Oder Jungs, deren Freunde nicht endlos mit anderen Jungs telefonieren.
Daniel sammelt seine verirrten Klamotten ein, zieht sich an und setzt sich an seine Englisch-Hausaufgabe.
„Jo kommt vorbei“, verkündet Mick eine Viertelstunde später. „Das ist doch okay für dich, oder?“
„Aber natürlich“, sagt Daniel. „Was immer dich glücklich macht.“
Seine Ironie ist an Mick verschwendet, denn der drückt ihm nur einen feuchten Kuss auf die Wange und geht sein T-Shirt suchen.
„Warum muss man eigentlich so lange mit jemandem telefonieren, der sowieso gleich vorbei kommt?“, fragt Daniel.
„Keine Ahnung.“ Micks Stimme dringt dumpf aus dem Inneren seines T-Shirts.
„Ja“, sagt Daniel. „Ist auch egal.“
Er schluckt an einem Klumpen bitterer Enttäuschung. Er will nicht unfreundlich zu Jo sein, wenn er klingelt. Jo ist ein anständiger Kerl. Lillis Augen leuchten, wenn sie von ihm spricht. Allein deshalb hat er Daniels Respekt verdient.
Und so spielt Daniel mit, hängt mit Jo und Mick herum, als hätte er Spaß daran (und unter anderen Bedingungen könnte er Spaß daran haben, kein Zweifel), schämt sich milde für seinen alten Computer, der sich aufhängt, wenn man ein neues Spiel auf ihm laufen lassen will, lauscht Fachsimpeleien über Musik und dem neuen Demo-Band von Spellbound und wartet, bis Jo wieder gegangen ist, bis es Nacht ist und Mick von der Luftmatratze zu ihm ins Bett kriecht, für einen neuen Versuch, für etwas, das er mit Jo nie haben wird.
***
„Ich habe mir etwas überlegt“, sagt Lilli. Sie kippelt auf dem Küchenstuhl und
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