Fliegende Fische Band (Junge Liebe ) (German Edition)
ist das?“
Lars hält Daniel die Schülerzeitung so dicht unter die Nase, dass Daniel einen Schritt rückwärts machen muss. Er hat ihn schon kommen sehen, quer über den Pausenhof, mit der Zielstrebigkeit einer Dampfwalze.
„Das ist Seite einunddreißig“, sagt Daniel einigermaßen gefasst. Schließlich hat er gewusst, was kommt.
„Der Artikel! Was soll das?“
„Ich verstehe nicht ganz. Waren wir uns nicht einig, dass hinten nichts frei bleiben soll, weil es aussehen würde, als wären uns die Ideen ausgegangen? Was ja sogar zutrifft, bei näherer Betrachtung?“
„Du wolltest etwas über Umweltschutz schreiben!“
„Mir ist nichts eingefallen. Außerdem hatten wir das Thema in der letzten Ausgabe erst, mit der Müllaktion.“
„Das ist zwei Monate her! Meinst du, da erinnert sich noch irgendein Schwein?“
„Es war Dienstagabend, Lars und Seite einunddreißig war frei. Mittwoch ging die Datei zum Druck. Keiner von euch hat noch einen Beitrag geleistet! Ich schreibe dieses Ding zur Hälfte selbst, da werde ich doch wohl mal eine Seite füllen dürfen, ohne alle um Erlaubnis zu fragen?“
„Das haben wir nie so gemacht“, sagt Lars finster. „Wir haben immer abgestimmt, was rein soll und was nicht.“
„Das war, als wir noch mehr Artikel hatten, als wir drucken konnten. Wann hast du eigentlich zuletzt einen Artikel mit echtem Inhalt gebracht?“
„Von mir ist der über den Schulgarten!“
Daniel atmet tief durch. Er hat wirklich keine Lust, auszuflippen. Er hätte nur gerne dieses T-Shirt, das er kürzlich im Internet gesehen hat. Es trug den Aufdruck: „Ich bin umgeben von Idioten.“
„Das ist eine Schülerzeitung, Lars. Kein Schwarzes Brett. Wir sollten wenigstens manchmal Sachen schreiben, die für unsere Leser neu sind.“
„Und du meinst, das hier ist irgendwie sinnvoll?“
Lars wedelt mit der Schülerzeitung.
„Ich weiß gar nicht, was du willst“, sagt Daniel. „Vegetarismus ist ein angesagtes Thema.“
Lars lässt die Schülerzeitung sinken. In seinem Gesicht arbeitet es.
„Hast du die anderen schon gesprochen?“, fragt Daniel. „Was halten die von dem Artikel?“
„Ich weiß nicht“, sagt Lars. „Vermutlich sind sie so überrascht wie ich.“
„Damit kann ich leben.“ Daniel beißt in sein Brötchen.
Lars betrachtet ihn kritisch.
„Bist du es selber?“, fragt er schließlich.
„Jetzt wo du fragst … nein. Ich bin Anti-Daniel. Ich komme aus einer anderen Dimension und ich bin hier, um euch alle zu vernichten.“
„Verarsch mich nicht! Ich will wissen, ob du … einer von denen bist. Nicht dass ich etwas gegen die hätte – nur – man muss doch wissen, mit wem man es zu tun hat.“
„Ich – einer von denen? Mach dich nicht lächerlich.“
Daniel klappt sein Brötchen auf und hält es Lars unter die Nase.
„Siehst du? Salami. Ich liebe Salami. Ich könnte nicht darauf verzichten, Fleisch zu essen.“
Für eine Sekunde sieht Lars aus, als wollte er Daniel mit der Schülerzeitung ohrfeigen. Dann dreht er sich auf dem Absatz um und stürmt davon.
Daniel fragt sich, ob er zu weit gegangen ist.
***
Schon als er aus dem Lift tritt, kann Daniel die Musik hören, die durch seine Wohnungstür ins Treppenhaus strömt: ein akustischer Brei von dumpfem Schlagzeug, Begleitinstrumenten und unverständlichem Gesang.
Siehst so aus, als wäre Mick mal wieder früher von der Schule abgehauen.
Er sperrt die Tür auf und die Musik spült in einer Welle über ihn hinweg. Er hat nicht gewusst, dass man die Anlage im Wohnzimmer so weit aufdrehen kann.
Und dann ist er nicht schnell genug weg, als sich die Tür der Nachbarwohnung öffnet.
„Hallo, Frau Stadler“, sagt Daniel.
„Stell sofort die Musik leiser!“, schimpft die Nachbarin. „Weißt du überhaupt, wie laut das ist? Meine Gläser klirren im Schrank! Du bist doch nicht alleine auf der Welt!“
„Entschuldigen Sie, Frau Stadler“, sagt Daniel brav. „Ich mach’s sofort.“
Sie nickt unentschlossen. Man sieht ihr an, dass sie gerne noch weiter geschimpft hätte.
„Unverschämtheit, das“, sagt sie. „Ich weiß gar nicht, was im Augenblick mit dir los ist. Du warst immer so ein ruhiger Junge. Und jetzt, immer dieser Lärm.“
„Es tut mir Leid. Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist.“
Sie nickt und macht einen langen Hals, um an Daniel vorbei in seine Wohnung zu spähen.
„Dass mir das nicht wieder vorkommt! Ich muss mal mit deiner Mutter reden, glaube
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