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Flieh Wenn Du Kannst

Flieh Wenn Du Kannst

Titel: Flieh Wenn Du Kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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sagte sie sich sofort. Was sonst. Man hatte sie mit Blut an den Händen vor der Toten stehen sehen, die die geschiedene Frau ihres Mannes war. Ganz klar, daß man sie verdächtigte. »Sie haben mir nicht geantwortet«, insistierte sie. »Verdächtigen Sie mich?«
    »Wir bemühen uns nur herauszufinden, was hier geschehen ist«, antwortete Detective Kritzic ruhig.
    »Ich möchte jetzt meinen Mann anrufen«, sagte Bonnie mit Entschiedenheit.
    »Vielleicht rufen sie ihn am besten von der Dienststelle aus an.« Captain Mahoney klappte abschließend seinen Notizblock zu.
    »Soll das heißen, daß ich verhaftet bin?« hörte Bonnie sich fragen und hatte dabei den Eindruck, es sei die Stimme einer anderen. Vielleicht wieder das Radio.
    »Ich denke lediglich, daß sich alles bequemer auf der Dienststelle regeln läßt«, lautete die wenig befriedigende Antwort.
    »Wenn das so ist«, Bonnie hörte wie gefiltert die Stimme ihres Bruders in ihrer eigenen, »rufe ich wohl besser meine Anwältin an.«

3
    »Wo bist du gewesen?« Bonnie bemühte sich nicht, ihren Ärger und ihre Frustration zu verbergen. »Ich habe den halben Nachmittag versucht, dich zu erreichen.«
    Diana Perrin starrte ihre Freundin verwundert an. »Ich hatte mit Mandanten zu tun«, antwortete sie ruhig. »Woher sollte ich denn wissen, daß man meine beste Freundin zur Polizei geschleppt hat, um sie in einer Mordsache zu vernehmen?«
    »Sie glauben, ich hätte Rods geschiedene Frau umgebracht.« »Ja, sieht ganz danach aus«, meinte Diana. »Was, zum Teufel, hast du ihnen erzählt?«
    »Ich habe nur ihre Fragen beantwortet.«
    »Du hast ihre Fragen beantwortet«, wiederholte Diana kopfschüttelnd. Bonnie bemerkte, daß ihr langes dunkles Haar im Nacken zu einem ordentlichen Knoten gesteckt war, wie sich das für eine nüchterne Anwältin gehörte. »Wie oft hast du von mir gehört, daß man ohne einen Anwalt kein Wort mit der Polizei spricht?«
    »Aber ich mußte doch mit ihnen sprechen! Ich habe Joan schließlich gefunden.«
    »Um so mehr Grund, nichts zu sagen.« Mit einem tiefen Seufzer ließ Diana sich auf den Stuhl fallen, der auf der anderen Seite des Tisches stand.
    Sie saßen sich an einem langen Tisch – vielleicht helles Walnußholz, vielleicht dunkle Eiche – in der Mitte eines kleinen, hell erleuchteten, spärlich möblierten Raums gegenüber. Der Linoleumboden war abgetreten, und die grünen Wände hatten dringend einen frischen Anstrich nötig. In die Zimmerdecke versenkt waren Leuchtstoffröhren; die Wände waren kahl; die Holzstühle hatten steife, gerade Lehnen, keine Kissen und waren äußerst unbequem, zweifellos so ausgesucht, damit bei niemandem der Wunsch aufkommen konnte, mehr Zeit als unbedingt nötig auf ihnen zu verbringen. Eine der Innenwände hatte ein Fenster, das einen ungehinderten Blick auf den Dienstraum des kleinen Vorortreviers bot. Es war nicht viel los. Einige Männer und Frauen waren an ihren Schreibtischen beschäftigt und warfen ab und zu einen Blick zu Bonnie hinüber. Seit einer guten halben Stunde hatte sie weder Captain Mahoney noch Detective Kritzic zu Gesicht bekommen.
    »Also, was hast du ihnen erzählt?«
    Wieder schilderte Bonnie die Ereignisse des frühen Nachmittags und suchte dabei in Dianas gewöhnlich so ausdrucksvollem Gesicht nach Zeichen einer Reaktion. Doch Dianas Gesicht verriet nichts. Ihre kühlen blauen Augen blieben ausdruckslos auf Bonnies Lippen gerichtet, während diese sprach. Was für eine schöne Frau sie ist, dachte Bonnie, die wußte, wie sehr Diana sich bemühte, ihre Schönheit wenigstens bei der Arbeit herunterzuspielen, indem sie kaum Make-up verwendete, streng geschnittene Kostüme und solide Schuhe mit flachen Absätzen trug. Dennoch war unübersehbar, daß Diana Perrin, zweiunddreißig Jahre alt und bereits zweimal geschieden, eine bildschöne Frau war.
    »Was starrst du mich so an?« fragte Diana, als sie plötzlich Bonnies Blick bemerkte.
    »Du siehst toll aus.«
    »Na prächtig«, murmelte Diana. »Das meinten die Bullen wohl, als sie vorhin sagten, deine Reaktionen seien teilweise nicht angemessen gewesen.«
    »Glaubst du, die werden mich verhaften?«
    »Das bezweifle ich. Sie haben nicht genug Material, und da sie dich nicht auf deine Rechte aufmerksam gemacht haben, können sie nichts, was du ihnen erzählt hast, gegen dich verwenden.«
    »Ist das, was ich ihnen erzählt habe, denn wirklich so schlimm?«
    »Hm, schauen wir mal, was ich dir dazu sagen kann – unter

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