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Flieh Wenn Du Kannst

Flieh Wenn Du Kannst

Titel: Flieh Wenn Du Kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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Berücksichtigung der Tatsache natürlich, daß ich mich in meiner Praxis hauptsächlich mit Wirtschaftsrecht befasse und mit Strafrecht seit meinem Studium nichts mehr zu tun hatte. Also: Die Tote war die geschiedene Frau deines Mannes; ihr hattet nichts miteinander am Hut, trotzdem hast du eingewilligt, dich mit ihr zu treffen und deinem Mann nichts davon zu sagen; du hast dich aus einem Vortrag geschlichen und keinem Menschen etwas darüber gesagt, wohin du wolltest; du hast behauptet, du hättest zur Zeit des Mordes mit deinem Wagen irgendwo im Stau gestanden...«
    »Das stimmt auch! Auf dem Massachusetts Turnpike war wegen eines Verkehrsunfalls alles blockiert. Das kann man doch überprüfen.«
    »Das werden sie auch tun, das kann ich dir versprechen. Und genauso werden sie bei der Telefongesellschaft deine Anrufe überprüfen, sich bei der Schule nach dir erkundigen und bei den Leuten, die heute morgen an dem Symposion teilgenommen haben, auf dem du gewesen sein willst...«
    »Da war ich doch auch, Herrgott noch mal!«
    »Sie werden außerdem den Tachostand in deinem Wagen überprüfen, mit Margaret Palmays Nachbarn sprechen und deinen Anruf beim Notruf bis ins kleinste analysieren.«
    »Aber was für ein Motiv sollte ich denn gehabt haben, Joan zu töten?«
    Diana hob ihre schmale, wohlgebildete Hand und zählte die Gründe einen nach dem anderen an ihren Fingern ab. »Erstens – sie war die geschiedene Frau deines Mannes. Das könnte einigen als Motiv reichen. Zweitens – sie war eine Nervensäge. Drittens – sie war eine finanzielle Belastung für euch.«
    »Aber die können doch nicht im Ernst glauben, ich hätte sie getötet, um Unterhaltszahlungen einzusparen!«
    »Es sind schon Menschen für viel weniger getötet worden.«
    »Verdammt noch mal, Diana, ich habe sie nicht getötet. Das weißt du doch!«
    »Natürlich weiß ich das.« Diana drehte sich plötzlich ruckartig auf ihrem Stuhl herum, als wäre ihr eben eingefallen, daß sie etwas Wichtiges vergessen hatte. »Wo ist eigentlich Rod? Weiß er, was passiert ist?«
    »Noch nicht. Ich konnte ihn erst vor zwanzig Minuten erreichen. Ich kann dir nicht sagen, wie fürchterlich das war. Ich konnte keinen Menschen auftreiben. Du warst in irgendwelchen Besprechungen; Rod war bei einem Arbeitsessen. Die einzige, die ich erreicht habe, war Pam Goldenberg.«
    »Wer?«
    »Ihre Tochter ist mit Amanda zusammen im Kindergarten. Wir wechseln uns immer mit dem Fahren ab. Ich hab’ sie gebeten, Amanda bei sich zu behalten, bis ich hier rauskomme.«
    »Gut gemacht.«
    »War auch an der Zeit.«
    Diana griff über den Tisch und tätschelte ihrer Freundin die Hand. »Sei nicht so hart gegen dich selbst, Bonnie. Es kommt schließlich nicht jeden Tag vor, daß man über die tote Ex-Frau des eigenen Ehemanns stolpert.« Sie blickte zur Decke hinauf. »Was meinst du, wie Rod es aufnehmen wird?«
    Bonnie zuckte mit den Achseln. »Ich denke, nach dem ersten Schock wird er es ganz gut wegstecken. Aber ich mache mir viel größere Sorgen um Sam und Lauren. Wie sollen die damit fertig werden, daß ihre Mutter ermordet wurde? Wie wird sich das auf sie auswirken?«
    Dianas Stimme bekam einen zaghaften Ton. »Heißt das, daß die beiden zu euch ziehen werden?«
    Bonnie überlegte. »Gibt es denn eine andere Möglichkeit?«
    Sie schloß die Augen und hatte augenblicklich die Bilder der beiden halbwüchsigen Kinder Rods vor sich: Sam, sechzehn Jahre alt, Schüler an der Weston High School, sehr groß und sehr mager, mit schulterlangem Haar, das er sich gerade pechschwarz hatte färben lassen, und einem kleinen goldenen Ring im linken Nasenflügel; Lauren, vierzehn Jahre alt, eine mittelmäßige Schülerin, obwohl sie eine der besten Privatschulen in Newton besuchte, gertenschlank und rehäugig, mit dem dichten, langen roten Haar ihrer Mutter und dem gleichen vollen, sinnlichen Mund.
    »Sie hassen mich«, murmelte Bonnie.
    »Unsinn, sie hassen dich doch nicht.«
    »Doch. Und ihre Halbschwester kennen sie kaum.«
    Diana sah zum Innenfenster hinüber. »Da kommt Rod.«
    »Gott sei Dank.« Bonnie sprang auf und beobachtete, wie eine junge Frau in zerknitterter blauer Uniform den großen, gutaussehenden Mann, mit dem sie verheiratet war, zu dem kleinen Büro wies. Bonnie lief zur Tür, wollte schon nach dem Knauf greifen und hielt plötzlich inne.
    »Das darf doch nicht wahr sein«, sagte Diana und sprach damit Bonnies Gedanken laut aus.
    »Ich glaub’ es einfach nicht.«
    »Was tut

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